Sonntag, 30. Oktober 2011

Wenn die Kultur schockt...

So, wir sind gestern wieder gut in Deutschland gelandet.
Zum Rückflug muss ich eins anmerken: Wir sind mit der Lufthansa zurückgeflogen, und zwar mit einem Airbus A380! Bevor jetzt ein Raunen duch das Internet zieht, komme ich gleich mit einer ziemlichen Enttäuschung: Der Flieger ist total überschätzt, jedenfalls in der Economy-Klasse. Ja, der Flieger ist leiser, ja, die Rückenlehnen sind höher. Aber man hat nicht mehr Platz als in jeder anderen Holzklasse auch. Der Flug war nicht völlig unbequem, aber eher aus dem Grund, dass wie eine Reihe mit drei Plätzen für uns allein hatten.
Wenn wir nochmal nach Japan fliegen, dann mit der Finnair über Helsinki. Die Verbindung ist für Berliner direkter, man ist mit den Zubringer-Flug zusammen effektiv eine Stunde weniger in der Luft. Der eigentliche Flug ist sogar zwei Stunden kürzer. Außerdem möchte ich doch wissen, ob es bei der Finnair auch Stewardessen, Flugbegleiterinnen gibt, die sich die Ansätze von ihren blonden Haaren regelmäßig dunkel färben lassen.

Ich habe schon befürchtet, dass unser Aufenthalt in Japan uns irgendwann einen Kulturschock verpassen wird, hatte aber nicht gedacht, dass dieser Schock mich mit aller Gewalt bei unserer Rückkehr auf dem Flughafen Frankfurt treffen wird. Petra hat das alles besser verkraftet, aber sie kennt auch die Flughäfen in Kasachstan.
Ich will niemandem zu nahe treten, aber der Hesse, insbesondere der Frankfurter, ist definitiv nicht die Krönung der Evolution. Auch wenn er es von sich selber denken mag...

Chronologisch: Die gleichzeitige planmäßige Landung eines A380 aus Tokyo und noch zwei anderen gut besetzten Langstreckenfliegern ist für die dienstplanenden Flitzpiepen von der Bundespolizei noch lange kein Anlaß, den Einreiseschalter für EU-Bürger deshalb mit mehr als zwei Uniformträgern zu besetzen. Die beiden anwesenden Knallchargen sind nach der Wende wahrscheinlich von der DDR-Grenzpolizei übernommen worden, sie haben also nur dann gelächelt, wenn sie jemanden ans Ende der anderen Schlange zurückschicken konnten.
Meine Erwartung, dass die staatlichen Organe der Bundesrepublik sich freuen, mich wieder im Land zu sehen, wurde also bitterlich enttäuscht. Trotzdem hätte der Herr mit Uniform und Besoldungsgruppe A8 wenigstens meinen Gruß erwidern können... Er wäre vielleicht freundlicher gewesen, wenn er gewusst hätte, dass in Berlin ein Steuerbescheid auf mich wartet, der sein Gehalt für die kommenden Monate sicherstellt.
Wir haben also geschlagene 40 Minuten nur für die Passkontrolle gebraucht, das klingt erstmal nicht viel; aber in der gleichen Zeit sind wir in Tokyo-Narita aus dem Flieger raus, durch die Passkontrolle durch, haben Fingerabdrücke abgegeben, unser Gepäck eingesammelt, sind durch den Zoll und haben uns vom Fahrer der Botschaft in Empfang nehmen lassen.
In Frankfurt kommt man in 40 Minuten nur 40 Minuten näher an das Elend der sogenannten "Sicherheitskontrollen".
Wer glaubt, dass Beamte manchmal langsam sind, der hat noch nicht die privaten Sicherheitskontrolleure im Auftrag der Fraport AG erlebt. Das sind Schnecken ín schlecht sitzender Uniform, die offensichtlich nicht genug Gehalt bekommen, um sich davon Deo oder einen Haarschnitt leisten zu können. 
Frankurt ist bekanntermassen der Flughafen der langen Wege, aus dem Bereich C in A umzusteigen, ist eine Strecke, für die man in meiner Altersklasse beim Volkswandern im Ziel mindestens eine Urkunde bekommt.
Fazit: 80 Minuten reichen zwar aus, um Nemo zu finden, aber nicht um in Frankfurt umzusteigen ohne zu hetzen.
Dabei ist es ist ganz einfach, den Service und die Organisation vom Flughafen Frankfurt großartig und zügig zu empfinden: Man muss nur aus einem Land ankommen, in dem es momentan noch chaotischer ist. - Das wäre dann Lybien.

Müßig zu erwähnen: In Tegel mussten wir Ewigkeiten auf unser Gepäck warten, aber das kennt man ja nicht anders... Auf Provinzflughäfen ist das halt so.
Dafür haben wir einen netten Taxifahrer erwischt, das zeigt wieder mal eins: In Deutschland kommt Freundlichkeit immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.

Freitag, 28. Oktober 2011

Ein Fahrrad für die Mutti...

Ganz ehrlich: Ich habe in der Zeit hier wirklich nur eine Sache vermisst, und zwar mein Fahrad.
Ich hatte mich an die Radtouren ins Umland in diesem Sommer wirklich gewöhnt, aber vielmehr habe ich meinen Drahtesel für die Besorgungen des täglichen Lebens vermisst. Es ist wirklich doof, wenn man die Einkäufe in diversen Tüten erst zur U-Bahn schleppen muss, dann eine Station fährt und dann wieder die Einkäufe in die Wohnung buckelt.

Ich hätte es vorher nicht geglaubt, aber Tokyo ist eine Stadt in der man gut Fahrrad fahren kann. Sie ist nicht fahrradfreundlich, wir sind hier ja nicht in Münster. Es gibt hier praktisch keine Radwege, aber die generell freundliche und rücksichtsvolle Mentalität der Japaner erhöht die Überlebenschancen von Radfahrern signifikant. Außerdem gibt hier etwas nicht, dass in Berlin ein täglicher Begleiter auf allen Radwegen und Strassen ist: Schlaglöcher.
Deshalb ist das Rad ein beliebtes Fortbewegungsmittel, Pendler fahren damit zum Bahnhof, Fahrradkuriere verdienen damit ihr Geld und Polizisten fahren damit Streife in den Wohngebieten.














Die japanische Polizei hat mit ihrem ständigen Schutz für die Schwachen und Betrunkenen dafür gesorgt, dass es einige kuriose Gesetze für Radfahrer gibt. Zum Beispiel:
Tandems sind grundsätzlich illegal, außer in der Präfektur Nagano.
Das ist eine sehr enge Auslegung des Gesetzes, das besagt, dass keine zwei Erwachsene auf einem Fahrrad fahren dürfen. Man will damit verhindern, dass ein leicht druckbetankter Jungmanager all seinen Mut zusammennimmt und sich seine auf hohen Pumps schwankende Kollegin auf die Lenkstange pflanzt, um sie so nach Hause zu bringen. Diese in den 50er-Jahren in Deutschland durchaus übliche Form der Eheanbahnung ist im Japan des 21. Jahrhunderts wohl nicht erwünscht.
Die Ausnahme für Nagano verstehe ich auch nicht, fragt bitte nicht.
Es gibt aber eine Untergrund-Organisation, die auf eine geradzu unglaublich anarchistische Art und Weise dieses Gesetz unterwandert: Das "Japan Bicycle Promotion Institute" verleiht jeden Sonntag Tandems an Leute, die damit im kaiserlichen Palastgarten umherfahren wollen. Offiziell ist das kostenlose Leih-Tandem als Transportmittel für Blinde deklariert, es kann aber auch von Sehenden benutzt werden... Auf solch subversive Ideen kommen in Deutschland nur Steuerhinterzieher.

In Japan muss ein Fahrrad drei Dinge haben, damit es verkehrssicher ist: Einen Scheinwerfer vorne, einen Rückstrahler hinten und eine Klingel. - Bremsen sind genauso optional wie "Hello Kitty"-Gebämsel an der Lenkstange.

Alle Fahhräder müssen hier bei der Polizei registriert werden. So will man verhindern, dass sie geklaut werden. Und niemand klaut in Japan Fahrräder, sie sind ja alle registriert... Man klaut aber auch sonst keine Dinge, auch wenn sie nicht regisriert sind. Es gibt aber trotzdem einen guten Grund für jeden Japaner, sein Fahrrad anzuschließen, nämlich damit es nicht umfällt... Es könnte dabei ja ein anderes Fahrrad zerkratzen.

Man muss mit einem Fahrrad auf der linken Strassenseite fahren, so wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch. Ein Radfahrer darf den Bürgersteig nicht benutzen, es sei denn, er wurde von einem Polizisten dazu aufgefordert. Diese Aufforderung gilt dann wohl zeitlich unbegrenzt. Praktisch sieht es dann so aus: Radfahrer fahren dort wo Platz ist, entweder auf der Strasse, oder auf dem Bürgersteig. Wenn die Sonne scheint, dann fahren Radfahrer dort, wo Schatten ist.

Meine praktischen Beobachtungen haben auch noch eins gezeigt: Man darf als weiblicher Teenager in Japan sein Fahrrad nur dann benutzen, wenn man dabei perfekt geschminkt ist und zu wenig Luft auf den Reifen hat... Das kommt davon, wenn der Papa so lange arbeitet: Dann ist niemand im Haus, der weiß wie eine Luftpumpe bedient wird.

Man darf und kann überall Rad fahren, es ist praktisch und verglichen mit dem Auto schnell und preiswert. Außerdem werden auf Fahrräder keine Steuern erhoben, aber ich will hier ja niemanden auf Ideen bringen.

All diese Faktoren haben dazu geführt, dass clevere japanische Ingenieure für ihre Frauen das "Mamachari" erfunden haben. Das Mamachari ist der "VW Polo Kastenwagen" unter den Fahrrädern: Nicht schön, aber praktisch. Und gar nicht mal teuer (Ich hätte nie gesagt, dass ich diesen Satz in Zusammenhang mit Japan noch einmal sagen kann.)
Der Begriff "Mamachari" setzt sich aus den Begriffen "Mama" und "Chari" zusammen: "Mama" steht für Mutter und "Chari" ist ein ziemlich abwertender Begriff für Fahrrad... Also so wie "Pampersbomber" für einen Passat Variant. Und genauso zutreffend.
Kurz zur technischen Ausstattung: Ein Mamachari hat einen tiefen Einstieg und vorne einen großen Einkaufskorb. Es gibt auch Varianten, bei denen der Korb vorne so groß ist, dass man neben den gesamten Einkäufen auch noch einen ausgewachsenen Peter Maffay reinbekommt. Dazu kommt ein stabiler Ständer und eine laute Klingel, mit dem Fußgänger auf dem Bürgersteig anklingeln kann, um sich gleich danach für die Klingelei zu entschuldigen.
Wenn man zwei kleine Kinder hat, oder ein Kind und viele Einkäufe, dann sieht das Ganze so aus:













Liebe Prenzlauer-Berg-Muttis: Ihr seht, es geht also auch ohne ein 3.000 Euro teures Mountainbike-Anhänger-Gespann mit dem man dann den vernünftigen Menschen die Radwege am Senefelder Platz blockiert.

Sollte es das Auswärtige Amt gut mit uns meinen, und Petra tatsächlich im kommenden Jahr nach Tokyo versetzt, dann will ich auch so ein Fahrrad haben. Schon alleine, um damit die Einkäufe nach Hause zu bekommen... Ich muss dann nur zwei Dinge klären: Die Farbe... Und wo das CD-Schild befestigt wird.

Außerdem will ich noch rausbekommen, wozu die beiden durchsichtigen Kunstoffrohre da sind, die senkrecht an den Vorderrädern der Polizeifahrräder montiert sind. Ich habe die Vermutung, da werden Stangen reingesteckt, an deren Spitze die Blaulichter montiert sind. So wie bei den Streifenkamelen in Kairo.

Das kriege ich noch raus, ich halte Euch auf dem Laufenden...

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Ich habe es wenigstens versucht...

Ich war gewarnt, man hatte es mir vorher gesagt.
Es ist laut, unübersichtlich, man kapiert die Regeln nicht und Nicht-Japanern erschließt sich die Faszination nicht. Ich spreche jetzt nicht vom 5-Day Test Cricket zwischen Neuseeland und den West Indies, sondern vom Pachinko.
Pachinko lässt sich am einfachsten so beschreiben: Ein Japaner sitzt vor einem kleinen Fernseher, der in einen hochkant stehenden Flipper eingebaut ist, guckt Zeichentrickfilme und schießt tonnenweise kleine Stahlkugel durch einen Hindernis-Parcour. Dabei ist es furchtbar laut und alle rauchen.
Pachinko ist eins der wenigen in Japan zugelassenen Glückspiele. Die Japaner sind ja im direkten Vergleich zu anderen Asiaten etwas aus der Art geschlagen.
Während Hongkong-Chinesen und Makaken (oder wie die Einwohner von Macao auch immer heißen) ja grundsätzlich bereit sind, auf die Härte ihres Mittelstrahls zu wetten (jedenfalls wenn die Quote stimmt), sind Japaner da etwas zurückhaltener. Geldgewinne sind ohnehin beim Pachinko verboten. Man gewinnt also kein Bargeld, sondern kleine Sachpreise mit einem Wert von maximal 10.000 Yen. Der beliebteste Gewinn ist übrigens der kleine Goldbarren für 10.000 Yen, den man in einem Geschäfft, das es ganz zufällig immer in der Nähe von diesen Pachinko-Hallen gibt, in Bargeld umtauschen kann. Man kann übrigens beliebig viele von diesen Goldbarren gewinnen.
Wenn man sagt, dass Pachinko in Japan populär ist, dann ist das so untertrieben, als ob man behaupten würde, dass sich ein paar Deutsche ein wenig für Fußball interessieren.
Statistisch gesehen geht jeder 8. Japaner regelmäßig Pachinko spielen, dabei werden 250 Milliarden Euro ausgegeben. Das ist mehr als der aktuelle deutsche Bürgschaftsanteil am Euro-Rettungsschirm. Und wahrscheinlich sind beim Pachinko die Gewinnchancen auch noch viel besser.
Es ist also eine riesige Industrie, die in ganz Japan 16.000 Pachinko-Hallen betreibt und es sich leisten kann, Nicolas Cage als Werbestar zu verpflichten. Aber wer sich mal "Stadt der Engel" im Kino angucken musste, der weiß, dass Nicolas Cage für Geld alles macht... Also auch Pachinko-Werbung.
Hier der Beweis:


Ich wollte mir selber ein Bild machen, deshalb bin ich heute mal in so eine Pachinko-Halle reingegangen... Und nach großzügig geschätzen 28,4 Sekunden wieder draußen gewesen. Die Geräuschkulisse entspricht ungefähr einer Formel-1-Boxengasse, nur in laut und ohne Ohrenschützer. Ständig blinkt und blitzt es irgendwo. Und mittendrin sitzen Durchschnitts-Japaner mit verkniffenem Gesichtsausdruck vor den Maschinen und verzocken kleine Kugeln. Und rauchen dabei.
Vielleicht gibt es ja auch irgendwo einen Nichtraucher-Bereich, aber ich werde es wohl nicht mehr herausfinden.

Denn zum Thema "Pachinko" halte ich Euch nicht mehr auf dem Laufenden... Es ist mir einfach zu laut.

Aber keine Sorge, mir gehen die Themen schon nicht aus. Ich habe mir zum Beispiel zum Trost nach dem Besuch in der Pachinko-Halle eine Schachtel grünes KitKat gekauft und werde es gleich verkosten. Darüber halte ich Euch gerne auf dem Laufenden...

Montag, 24. Oktober 2011

Der Präsi ist da!

Und das ist auch gut so. Die Tatsache, dass der Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Christian Wulff, gestern pünktlich in Tokyo angekommen ist, zeigt uns Steuerzahlern, dass die Investition in einen neuen Regierungs-Airbus vielleicht doch keine so schlechte Idee war.
Man kann doch nicht erwarten, dass die Japaner auf unseren Präsidenten warten müssen, wenn sie nicht mal lange auf eine U-Bahn warten müssen. Obwohl, vielleicht hätte Herr Wulff doch besser mit einer von den alten Regierungs-Mühlen kommen sollen, bei der immer die Türen rausfallen. Das hätte man hier bestimmt dauerhaft reparieren können.
Jetzt muss ich mal kurz persönlich werden: Lieber Herr Wulff, ätsch-bätsch! Sie müssen Ende der Woche mit ihrem popeligen Airbus A340, den Sie auch noch gebraucht gekauft haben, nach Hause fliegen. Wir fliegen nur einen Tag später mit nem A380... Und Miles&More-Punkte bekomme ich auch noch.

Der erste Besuch führte unseren Präsidenten auf das große Deutschlandfest. Ich habe gerade online gelesen, dass das Deutschlandfest im Garten der Botschaft stattgefunden haben soll. Lieber Herr Schreiberling vom Berliner Kurier: Der vermeintliche "große Park der Botschaft" heißt Arisugawa-Park und ist ein öffentlicher Park. Wenn die Deutsche Botschaft einen 6,7 Hektar großen Park mit Schildkrötenteich und einem Baseball-Feld mitten in einer der teuersten Städte der Welt unterhalten würde, dann hätten wir davon bestimmt schon in einer launigen Pressemitteilung vom Bundesrechnungshof gelesen, oder?
Oder spätestens wenn sich der DFB beschwert hätte, dass es kein Fußballplatz ist.

Das Fest war großartig, die mehrheitlich japanischen Besucher konnten die drei typisch deutschen Getränke probieren: Bier, Wein und Coca-Cola. Es gab Bratwurst am Spieß, Biobrot und fast so viele Kinder, dass man dachte, man ist am Kollwitzplatz. Erst die Abwesenheit von Bionade hat einem klar gemacht, dass man nicht im Prenzlberg ist.

Ein Tatsache war nicht zu übersehen: Christian Wulff is substanziell größer als der Durchschnittsjapaner, er überragt sogar den Kronprinzen um einen Kopf. - Gut, wenn wir einen Präsidenten gewollt hätten, der dem japanischen Kaiserhaus auf Augenhöhe begegnet, dann hätten wir Norbert Blüm ein Paar Pumps spendieren müssen.
Die Rolle, die der Bundespräsident in Deutschland spielt, kann man Japanern übrigens ganz leicht erklären: "Christian Wulff ist der Kaiser von Deutschland". - Nur mit einem Unterschied: Wenn unser Kaiser mal beleidigt zurückgetreten ist, dann wählen wir uns einfach einen Neuen... Das können die Japaner nicht, hier muss man für den Job geboren sein.
Und damit ich hier keine Befindlichkeiten verletze: Christian Wulff ist nur für die Japaner "Kaiser von Deutschland". Nicht, dass ich noch Ärger mit Uli Hoeneß bekomme, wegen Majestätsbeleidigung gegen den Beckenbauer.

In diesen Minuten trifft sich unser Präsi gerade mit dem Tenno zum Mittagessen im Kaiserpalast... Ich bin mir sicher, er wird seine Hoheit mit den gleichen Worten begrüßen, die er auch zu seinem Versicherungs-Vertreter wegen der Hausratversicherung fürs Schloss Bellevue gesagt hat... Nämlich: "Hallo Herr Kaiser!"

Ob es wirklich so war? Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Samstag, 22. Oktober 2011

Regen in Tokyo...

... muss wohl auch mal sein. Aber warum denn bitte an einem Samstag, wenn wir eigentlich unterwegs sein wollen? Ganz einfach: Weil der Samstag für die Mehrheit der Japaner ein Arbeitstag ist. Und wenn man eh damit beschäftigt ist Hybrid-Toyotas und Sushi zu bauen, dann kann es ruhig regnen.
Wenn es regnet, dann bekommt der ahnungslose Reisende eine wirklich spannende Erfindungen der japanischen Nützlichkeitsindustrie zu sehen.
Aber hier eine kurze Vorbemerkung, ich erwähnte ja bereits, dass Japan ein relativ enges Land ist. Das bedeutet, dass Geschäfte häufig mit relativ viel Ware vollgestellt sind. Das sieht dann ungefähr so aus:

















Dazu kommt dann, dass es nicht richtig angenehm ist, bei immer noch über 20 Grad eine Regenjacke zu tragen, deshalb erfreut sich der Regenschirm hier großer Beliebtheit. Besonders die preiswerte Variante für 3,50 Euro aus durchsichtigem Kunststoff mit eingebautem Taifun-Detektor. Der funktioniert ganz einfach: Wenn man den Regenschirm bei starkem Wind und Regen aufspannt, dann ist er sofort kaputt... Das warnt den Nutzer sofort davor, dass aus Wind und Regen ein Taifun werden kann.

Bei Regen und der damit verbundenen epidemischen Verbreitung von Regenschirmen kommt es für die Gewerbetreibenen zu einem Problem, wie verhindert man, dass Kunden mit den nassen Schirmen durch die Geschäfte oder Restaurants rennen? In den Restaurants ist es ganz einfach: Dort gibt es große Schirmständer mit entsprechenden numerierten Halterungen, damit man die Nummer, unter der der Nässeschutz geparkt ist nicht vergisst, gibt es eine Garderobenmarke mit entsprechender Nummer.
In den Ladengeschäften gibt es aber eine noch viel tollere Sache: Regenschirm-Eintüter!
Das sind Ständer in denen man den Regenschirm von oben einführt und das nasse Teil wird in eine eingespannte Plastikhülle gesteckt, die verhindert, dass die "Hello Kitty"-Socken in der Auslage nass werden können.Wenn man das Geschäft wieder verlässt, dann kann man die Schutzhülle abziehen und in der Ablage rechts der Entsorgung zuführen.

















Genial oder? Dagegen sind die in Japan erfundenen Armbanduhren mit eingebautem Taschenrechner doch absoluter Mist... Gut, das sind sie auch so, es tut aber jetzt nichts zu Sache.

Mir fällt jetzt gerade keine passende Überleitung ein, außer: Ich hoffe, dass man die Regenschirm-Eintüter morgen nicht braucht... Morgen ist nämlich das große Deutschland-Fest. Dann wird das neue Bundespräsidenten-Modell "Wulff 2010" der japanischen Öffentlichkeit vorgestellt. Und da kann man ja keinen Regen brauchen. Obwohl unser Präsident ja eigentlich wasserdicht sein soll.

Ich halte Euch auf dem Laufenden, ob es geregnet hat...

Administratives und so...

... muss auch mal sein.

Ich muss mal eins loswerden: Ich bin sehr über die positive Resonanz auf mein Geschreibsel überrascht und freue mich, dass es allen Lesern offenbar Spaß macht. Und wem es keinen Spaß macht, der muss ja nicht weiterlesen, wir sind hier ja nicht bei der Bundeswehr.
Ich habe mir mal die Nutzerstatstiken angesehen, ich würde die Leser aus Taiwan ja gerne in der Landessprache begrüßen, leider kann ich aber kein Chinesisch... Nicht mal normales Tischtennis.

Ein paar geneigte Leser werden es schon wissen, dem Rest sei es auf diesem Wege gesagt: Den Botschaftsangehörigenangehörigen gibt es jetzt auch bei dem, was Guido Westerwelle als "Gesichterbuch" bezeichnen würde. Denn wie sagte unser Außenminister und Big-Brother-Container-von-innen-Besichtiger einst in seiner schier unendlichen Weisheit: "So wie es in Großbritannien üblich ist, dass man dort selbstverständlich Englisch spricht, so ist es in Deutschland üblich, dass man hier Deutsch spricht."
Und zwar unter der Adresse www.facebook.com/Botschaftsangehoerigenangehoeriger
Da gibt es neben den Links zu dieser Seite auch noch Fotos und "exklusives Material". Also das exklusive Material ist nichts anderes als kurze Schnipsel, die mir gerade so duchs Hirn geschossen sind... Also nichts weiter als abgetippte Synapsenverschaltungen. Aber vielleicht gefällt es ja jemandem. Die großen, kompletten Texte werden weiterhin hier erscheinen. So wie es sich gehört.
Und wer nicht bei Facebook ist, der kann es sich trotzdem angucken... Dann wird man nur um das Vergnügen betrogen, dort auf "Gefällt mir" klicken zu können.

Freitag, 21. Oktober 2011

Das Geheimnis des Alterns...

In keinem Land der Welt gibt es prozentual mehr Hundertjährige als in Japan. Seine Bürger besitzen die höchste durchschnittliche Lebenserwartung aller Nationen - Männer 79, Frauen 86 Jahre. Und 18 von 100.000 Einwohnern werden 100 und mehr Jahre alt.
Es gibt verschiedene mögliche Erklärungsansätze: Gesunde Ernährung und erfolgreiche Präventionsprogramme. Es gibt sogar ein paar Präventionsprogramme für geistige und körperliche Fitness, von denen bekommt man gar nicht mit, dass sie der gesundheitlichen Prävention dienen.
Zum Beispiel sorgt das relativ verworrene Prinzip der Mülltrennung für geistige Fitness und manuelle Geschicklichkeit bis ins hohe Alter. In der Kindheit lernen die Kinder die komplizierten Schriftzeichen, als Erwachsener bleibt man gestig fit, in dem man lernt, dass benutzte Teebeutel auf den brennbaren Müll gehören, zusammen mit getragenen Schuhen und Kinderwindeln. Gegen Athrose in den Fingern beugt man vor, in dem man die Nation dazu anhält, die Plastik-Etiketten von den PET-Flaschen zu puhlen.
Die Bahnen fahren leider zu oft, als dass das Hinterherjagen nach einer U-Bahn der Fitness dienen könnte, deshalb hat man in die U-Bahnen nicht überall eine Rolltreppe eingebaut. Man kann sich sogar relativ sicher sein, dass man nicht aus einem U-Bahnhof rauskommt, ohne nicht mindestens eine Treppe gelaufen zu sein. So bleibt man auch im Alter fit.
Seine Reaktionsgeschwindigkeit trainiert der japanische Büroangestellte mit den Aufzügen. Japanische Aufzüge haben nämlich bissige Türen. Die Dinger gehen automatisch so schnell zu, dass nur maximale eine Person gefahrlos einsteigen kann. Die zweite Person bekommt zwangsläufig eine elektro-mechanische Schiebetür gegen die Schulter geknallt.
Das kann schmerzhaft sein, sieht lächerlich aus und macht Falten in teure Designer-Anzüge. Und da ein Japaner ja selten allein kommt, gibt es ausgefallene Techniken, den Einstieg einer mehrköpfigen Gruppe in einen japanischen Fahrstuhl sicherzustellen. Kommt ein Fahrstuhl an einem Stockwerk an und eine Gruppe "Salarymen" und "Office Ladys" will einsteigen, so geschieht das meist mit der "Opfer-Technik": Der jüngste männliche Angestellte muss den Fahrstuhl so schnell wie möglich betreten und dann dort den magischen Knopf finden, der die Fahrstuhltür offen hält. Und den dann auch drücken. Und solange gedrückt halten, bis die Gruppe komplett und in Sicherheit ist. Wenn die Gruppe im gewünschten Stockwerk ankommt, dann muss der Jüngste wieder den Knopf drücken bis alle Älteren die Fahrstuhlkabine sicher verlassen haben. Dann ist er dran, den Fahrstuhl mit einem beherzten Sprung zu verlassen. Und meistens schlägt dann das Stahlmonster von Mitsubishi Heavy Industries, Panasonic oder Hitachi zu, und klemmt den hoffnungsvollen Manager-Nachwuchs unbarmherzig ein.
Wer durch dieses Stahlgewitter der ständigen Bedrohung durch Fahrstühle gegangen ist, der kann dann in aller Ruhe über 80 werden und bis dahin einen multinationalen Konzern leiten...
Und wer sich nicht mehr traut, den Finger vom Knopf zu nehmen und aus der Kabine zu springen, der bekommt eine Uniform und wird Fahrstuhlführer.

Und wenn mich nachher nicht die Fahrstuhltür zerquetscht, dann halte ich Euch auf dem Laufenden...

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Warum die Japaner keine Chinesen sind...

Japaner sind keine Chinesen.
Das wird jedem klar, der dieses Bild sieht: Japaner taugen einfach nicht als Produktfälscher. Die müssten doch wissen, dass die Firma Beck's keinen Kaffee herstellt. Und außerdem ist es das falsche Rot.

Mal in eigener Sache...

Ich weiß gar nicht, ob das hier überhaupt irgendjemand liest, deshalb werde ich einfach mal die Chance ergreifen, hier Werbung für die Kommentarfunktion zu machen. Ich freue mich über jedes Feedback, wenn ich keins bekomme, dann muss ich darüber nachdenken mich dem "Club der gelangweilten MaPs" anzuschließen. Anonyme Kommentare sind freigeschaltet und können gerne genutzt werden. Ich werde lediglich alle Heiratsanträge löschen. Außerdem gibt es unter jedem Artikel noch die Möglichkeit, irgendwo zu klicken. Klickt ruhig!

Es gib im übrigen noch einen kleinen Themenüberhang, ich habe hier noch eine lange Liste von Themen, zu denen ich noch was schreiben will. Ich fürchte also, es wird auch nach unserer Rückkehr weitergehen...

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Konsumautomaten starren einen an!

Es gibt in Japan für alles einen Automaten...
Stop! Ich werde jetzt nicht sagen: "Sogar für getragene Damenunterwäsche.". Diese Automaten soll es mal gegeben haben, sie sind aber verboten worden. Die absurde Vorstellung, dass Japan ein Volk voller Perverser ist, das getragene Damen-Schlüpper aus dem Automaten kauft, hält sich aber in Europa hartnäckig.
So oft wie mir schon die Geschichte erzählt worden ist, sollte man sich mal die Frage stellen, ob es in Europa nicht auch einen Markt dafür gäbe.
Das einzig wirklich Perverse, das man im Japan im Automaten kaufen kann, sind fiese Getränke. Ich hatte ja schon "Suntory Green Espresso" und den Kaffee aus der Dose genannt. Zum Ende dieses Textes werde ich noch zwei andere Flüssigkeiten vorstellen, die ich nur ungern "Getränk" nennen würde.

Doch zuerst noch mal zu den Automaten: Japan ist ein Land voller Automaten, man kann eigentlich hingehen wohin man will, solange man genug Kleingeld dabei hat, kann man nicht verdursten.
Die Automaten brauchen natürlich Strom, zur Kühlung der Getränke, zur Erwärmung der Getränke, zur Beleuchtung und zum Abspielen von Werbesprüchen und lustigen Melodien beim Kauf...  Und natürlich für den Anschluß des Automaten ans Internet via W-LAN.
Ich hab etwas im Internet gegraben und bin auf beeindruckende Zahlen gekommen, die ich hier ungeprüft wiedergebe:
In Japan gibt es 5,6 Millionen Getränkeautomaten, 22,32 Japaner teilen sich also einen Automaten. Um es bildlich zu machen: Wenn man einen Automaten in jeder Klassenzimmer einer japanischen Grundschule stellt, dann sind Automaten dort unterrepräsentiert... Es müssten nämlich fast zwei sein.
Nur an den Getränkeautomaten werden im Jahr knapp 70 Milliarden Euro umgesetzt, das sind vier Milliarden Euro mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Vietnam. Jeder Japaner gibt im Schnitt 530 Euro pro Jahr nur für Automaten-Getränke aus, das ist ist mehr als ein Getränk pro Japaner pro Tag. Stellt man den japanischen Jahreskonsum von Getränken aus dem Automaten nebeneinander, so reicht er ca. 58 Mal um den Äquator herum.
Wenn man alle Automaten abschalten würde, dann könnte man ein komplettes Atomkraftwerk einsparen.
Das würden die Japaner aber natürlich nicht machen, dann müssten sie ja andere Leute mit ihren Bedürfnissen belästigen. Die japanische Mentalität ist eigentlich zu vielschichtig, um sie in einem Satz wiederzugeben. Ich probier es aber trotzdem: Der einzelne Japner will seinen Landsleuten so wenig wie möglich zu Last fallen, deshalb geht er für eine Dose Cola lieber zum Automaten als in einen Conbini. In den Conbini geht er erst, wenn er die Cola getrunken hat, um dann dort Mangas zu lesen. Damit stört er den Verkäufer nämlich nicht.
Das erklärt dann auch, warum es Automaten gibt, die vor Supermärkten stehen, die 24 Stunden am Tag geöffnet haben. 

Wahrscheinlich sind diese Automaten aber in Wirklichkeit "Transformers", die sich nachts in schreckliche Roboter verwandeln und entweder gegeneinander um die Weltherrschaft kämpfen oder die Straße fegen. Wahrscheinlich beides, zuerst wird gekämpft, dann gefegt.

Wirklich nur ein Automat? Vielleicht ist es doch eine Kampfmaschine.


















In den Automaten gibt es neben den üblichen Verdächtigen Cola, Kaffee, Grüntee und Wasser noch drei erwähnenswerte Getränke:
1. "Fanta Grape", besteht hauptsächlich aus lila Farbstoffen und Zucker. Grauenvoller Geschmack, ich wage mal die Behaptung: Es gibt keinen Alkohol auf dieser Welt, der daraus einen genießbaren Longdrink machen könnte. Nicht mal Biodiesel.
2. "Calpis", ein typisch japanisches Geträk auf Milchbasis. Am ehesten mit in Wasser aufgelösten Joghurt vergleichbar. Dieses Getränk ist eine absolut meisterliche Leistung von japanischen Ingenieuren, man hat es nämlich geschafft, in diesem Gesöff mehr Kalorien unterzubringen als in vollfetter Cola.
3. "Pocari Sweat", zu diesem Getränk habe ich zwei Fragen: Wer ist Herr Pocari? Und warum muss man seinen Schweiß in Flaschen füllen? Es ist ein isotonischer Drink mit dem Geschmack von Kunstzitrone, macht wahrscheinlich nach der zweiten Flasche höllisches Sodbrennen. Die erste Flasche taugt an schwülen Tagen aber durchaus als Durstlöscher. Wie Wasser übrigens auch.

Wirklich bemerkenswert sind aber die Nachschubsysteme: Die meisten Automaten haben einen W-LAN-Anschluß, der den Fahrern von den kleinen weißen Nachschub-Lieferwagen übers Internet meldet, welcher Automat welche Nachfüllung braucht. So wird die Standzeit der Lieferwagen vor den Auomaten minimiert... Der Japaner an sich will ja den anderen Autofahrer so wenig wie möglich im Weg stehen. Etwas, woran sich die UPS-Kutscher in Berlin mal ein Beispiel nehmen könnten.
Gelegentlich soll man die Nachschub-Wagen auch mal mit Blaulicht auf dem Dach durch die Stadt rasen sehen... Das ist dann ein Notfall, dann ist an irgendeinem Automaten in der Stadt der kalte grüne Tee mit Milch ausverkauft. Und das geht ja nicht, dann muss man ja bis zum nächsten Automaten laufen. Im Schnitt ungefähr 200 Meter.

Genug über Automatengetränke geschwätzt, ich mach mir jetzt nen Kaffee... Und halte Euch auf dem Laufenden.

Montag, 17. Oktober 2011

Hertha BSC reloaded...

Tokyo und Berlin haben auf den ersten Blick wenig gemein: Berlin hat preußische Geschichte, Tokyo hat preußische Perfektion im Nahverkehr.
Beide hat aber das Schicksal getroffen, dass jede ernstzunehmende Hauptstadt wohl einmal treffen muss: Der örtliche Fußballverein spielt nur zweitklassig.
Also haben wir uns am Sonntag aufgemacht, um zum Fußball zu gehen. Eine intensive Internetrecherche ließ alles ganz einfach erscheinen: Man fährt mt dem Zug zum Stadion, läuft die Hauptstrasse bis zum Stadion, kauft Tickets und geht rein. - Und genauso war es auch...
Trotzdem ein beeindruckendes Erlebnis, das aus einer Aneinanderreihung von Highlights, Aha-Erlebnissen und "Warum ist das nicht auch in Deutschland so?"-Erfahrungen bestanden hat.

Aber der Reihe nach:
Fußball ist nicht die beliebteste Sportart in Japan, das ist Baseball. Fußball steht aber schon an zweiter Stelle, das ist unter anderem Dettmar Cramer zu verdanken. Wer ihn nicht kennt, das ist der nette ältere Herr aus der Volksbank-Werbung (Jeder hat etwas, das ihn antreibt). Dettmar Cramer und Guido Buchwald haben mit ihrer Arbeit als Fußballtrainer das Image der Deutschen in Japan so positv beeinflusst, dass sogar ein ausgedehnter Staatsbesuch von Guido Westerwelle unser Image hier nicht ernsthaft beschädigen könnte. Aber man muss es ja nicht drauf ankommen lassen.
Zurück zum Fußball, Petra und ich haben einiges an Stadionerfahrung: Ich war bei der WM 2006, Petra beim Länderspiel Kasachstan gegen Portugal. Zusammen haben wir Real Madrid, den HSV, Hertha BSC, Union Berlin, Bayern München, den VfL Osnabrück und die TSG 1899 Hoffenheim gesehen. Wir waren auf alles vorbereitet... Aber nicht auf ein Stadion, in dem man in Socken herumlaufen könnte.

Die Anreise zum Erlebnis "FC Tokyo" ist ganz einfach: Man mischt sich einfach unter die Hundertausenden von Menschen, die zu jeder Minute den Bahnhof Shinjuku bevölkern, fährt mit dem Schnellzug zwei Stationen nach Chofu, dann noch einmal zwei Statitionen mit den Nahverkehr, dann ist man da. Immer noch in Tokyo, aber nicht mehr von Hochäusern umzingelt. In Berlin könnte die Anreise zum Olympiastadion per S-Bahn im Prinzip auch so einfach sein... Aber halt auch nur im Prinzip.
An Spieltagen vom FC Tokyo folgt man einfach den Schlachtenbummlern, die zahlreich zum Stadion laufen. Man sieht bereits die ersten Fanartikel, es dominiert aber noch die große Tasche, als wenn man zum Baden geht. In den zahlreichen Conbinis gibt es alles für den Fan: Getränke, Becher und Bento-Boxen im FC-Tokyo-Design. In diesen Boxen sind schlicht und einfach leckere Schnitzel-Sandwiches.













Wenn man am Stadion ankommt, kein Japansich spricht und keine Tickets hat, dann ist es ganz einfach: Man schnappt sich einen der zahlreichen dort anwesenden Menschen, die ein "FC Tokyo Fan Crew" Polohemd tragen und spricht ihn auf Englisch an, der bringt einem zum nächsten  Polohemd-Träger, der Englisch spricht. Der eskortiert einen dann persönlich zum Ticket-Counter. Dort erwartet einen die große Überraschung: Die Tickets sind relativ preiswert, 2.000 Yen (20 Euro). Und zwar sowohl für die Fankurve, als auch für die komplette Gegen-Tribüne. Kinder zahlen nur 500 Yen, eine lohnenswerte Investition in den Fan von morgen. Tickets, die man in Deutschland als Business-Seats vermarkten würde, kosten rund 50 Euro. Die kauft aber keiner.
Dann geht es durch die Sicherheitskontrolle, dort geht man hauptsächlich sicher, dass man keine Seeminen in kleinen Bollerwagen hinter sich herzieht. Das Mitbringen von Picknick-Körben, Getränken, und dem dazugehörigen Besteck ist natürlich erlaubt. Nur Dosen müssen in Pappbecher umgefüllt werden, bei Plastikflaschen muss der Deckel abgegeben werden. So will man sichergehen, dass alles korrekt recycelt wird.
Das Stadion heißt "Ajinomoto-Stadion", Ajinomoto ist ein Nahrungsmittelhersteller, der die Namensrechte am Stadion gekauft hat. Deshalb bekommt auch jeder Besucher eine Ajinomoto-Produkt am Eingang geschenkt. Ich kann die Verpackung nicht lesen, aber es ist eine Soßenmischung, die laut den Bildern auf der Rückseite mit Tofu, Sojasprossen und Fleisch zubereitet werden soll und recht schmackhaft aussieht.
Ich stelle mir gerade vor, was passieren würde, wenn Hertha BSC plötzlich nicht mehr im Olympia-Stadion spielen würde, sondern in der "Bautzener-Senf-Arena". Und jeder Stadion-Besucher würde am Eingang einen Becher mittelscharfen Senf bekommen...
Eins ist sicher: Ein paar DFB-Schiris würden dann gleich in den gelben Outfits pfeifen. Damit man die Flecken nicht so sieht.
Aber man ist ja hier in Tokyo, hier wirft man erstens nicht mit Lebensmitteln und zweitens nicht im Stadion. Man könnte ja was dreckig machen.

Dann ist man im Stadion angekommen, der Durchschnittsbesucher verschwindet dann erstmal auf der Toilette, zum Umziehen. Das Fan-Outfit wird erst im Stadion angelegt... Dann aber richtig.
Wir mussten uns natürlich erst ausstatten, was aber schnell zu erledigen war. Leider auch nicht billig, für einen Schal und eine Mütze zahlt man mal eben 50 Euro.
Aber was ist schon Geld, wenn es um Fußball geht?

















Japanischer Fußball ist eine Familien-Akivität, die ganze Familie geht sonntags ins Stadion. Ich habe auch eine mögliche Erklärung: Ein Besuch für zwei Erwachsene mit zwei Kindern ist billiger als ein einzelnes Kinderticket fürs Disneyland.
Außerdem kann man einen Picknickkorb mit ins Stadion nehmen, und im Schatten des Oberrings die Decke ausbreiten. Der Fußbden ist so sauber, man bräuchte die Decke aber nicht zwingend.
Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt, Tokyo hat 3:0 gegen Fagiamo Okayama gewonnen. Kein hochklassiges Spiel, aber die Mehrheit der Spiele in der 2. Bundesliga ist spielerisch schlechter. Eine klare Sache, trotzdem hat der unterlegene Gegner bis zum Abpfiff versucht mitzuspielen. Wahrscheinlich weil man es den ungefähr 50 mitgereisten Fans schuldig war, die mit eine stoischen Begeisterung, Trommeln und einer einzelnen Vuvuzela für die Stimmung gesorgt haben, die einfach zum Fußball gehört.

Fazit des Tages: Ein Stadionbesuch ist echt eine Alternative zum Besuch des 14. Shinto-Schreins oder dem 88. Mega-Kaufhaus.
Und in der nächsten Saison spielt der FC Tokyo dann auch wieder in der ersten Liga, man ist nämlich Tabellenführer. - Deshalb auch die heutige Überschrift: Hertha BSC reloaded.

P.S. Zum Abschied hat sich das  Maskottchen noch persönlich von uns verabschiedet:














Es hofft wohl auf ein Wiedersehen...
Ob es klappt? Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Kaffee, oder was man hier so nennt...

Ich gebe auf, ich kapituliere, ich mache nicht mehr weiter.

Ich habe jetzt Wonda, Super-Wonda, Boss und Kilimanjaro ausprobiert. Man kann alles davon vergessen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte: Es gibt keinen Kaffee aus der Dose, der wirklich schmeckt.
Trotzdem scheint es für das Zeug wirklich einen Markt zu geben: Jeder Getränkeautomat bietet mindestens drei verschiedene Sorten an. In den Combini-Märkten stehen noch mehr Varianten und heiß und kalt rum. Alles schmeckt wie dünner Nescafé, der mit destiliertem Wasser angerührt und mit Tipp-Ex weiß eingefärbt wurde.
Der Preis von dem Zeug kann nur durch eins gerechtfertigt werden: Dem hohen Materialpreis der Dosen, in denen es vepackt ist. Und der Tatsache, dass man die erwärmten Dosen aus dem Automaten im Winter wunderbar als Handwärmer benutzen kann... Man darf nur nicht auf die Idee kommen, das Zeug zu trinken.
Ich kann mich erinnern, dass es fertigen Kaffee aus der Dose auch mal an Tankstellen in Deutschland gegeben hat. Das ist aber bestimmt nur ein Nischenprodukt gewesen... Und inzwischen hat bestimmt jemand diese Nische zugemauert.

Man muss dem Dosenkaffee aber zwei Sachen zugestehen: Das Zeug hat ein wirklich liebevolles Verpackungsdesign... Außerdem ist es immer noch eine geschmackliche Alternative zu "Suntory Green Espresso".

















 Es gibt aber auch wirklich leckere Dinge in Aluminiumverpackung, doch davon mehr in den nächsten Tagen.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Wer lesen kann, ist klar im Nachteil...

... dem entgeht nämlich das Spannungsmoment beim Einkaufen.
Es ist nämlich wirklich schwer, zu erkennen was in einer Packung drin ist. Man kann viele Sachen an Formen oder Bildern erkennen, aber halt nicht alles.
Manchmal hilft auch die Umgebung: Wenn etwas Braunes neben der Marmelade steht, dann wird es wahrscheinlich ein japanisches Nutella-Derivat sein und keine dunkle Schuhcreme. Obwohl man auch da manchmal nicht vor Überraschungen sicher sein kann.
Aber auch wenn etwas im Supermarkt mit lateinischer Schrift beschriftet ist, verschafft einem dies auch nicht unbedingt einen zwingenden Informationsvorteil. Der Konsumgüter herstellende Japaner neigt offensichtlich dazu, seine Produkte mit englischen Wörtern aufzupeppen. Neben mir liegt ein Paket mit "Mintia"-Pfefferminzbonbons in der Geschmacksrichtung "Dry Hard". Ich hab jetzt die halbe Packung intus... Und leide weder und Mundtrockenheit oder trockenem, spröden Haar.
Es geht aber noch besser: Es geht auch auf berlinerisch, genauer gesagt unter Verwendung einer von mir nicht übermäßig geliebten Vokabel  aus der Hauptstadt der DDR.
Aber seht selbst:













Ich habe die Würstchen natürlich gekauft, wir haben sie gegessen... Ganz ehrlich: Sie haben ganz "schau" geschmeckt. Um im DDR-Sprech weiterzumachen: Der Geschmack war in Ordnung, aber nicht "urst gut". Das ist hier nur das Sushi.
Es gibt natürlich noch andere Worte, die sich die Japaner aus der deutschen Sprache geliehen haben, zum Beispiel "Aromatherapie". Manche deutschen Worte sind aber auch etwas verfremdet worden, zum Beispiel steht bei uns Spülmittel mit dem Namen "Enjoy Awa's". Auch wenn das Apostroph in diesem Fall noch kreativer verwendet wurde, als im Großraum Görlitz, lässt sich die Herkunft des Wortes noch klar erkennen.

Aber gut, ich will hier nicht mit einer kulturellen Überlegenheit prahlen, die definitiv nicht da ist. Ich denke da an die hohe Dunkelziffer von tätowierten japanischen Kanjis auf den Hüften von niederrheinischen Solariums-Fachangestellten, die Ausdrücke wie "Kraft", "Liebe" oder "Vertrauen" symbolisieren sollen. In Wirklichkeit stehen sie aber für "Bitte die maximale Durchfahrtshöhe beachten!"

Für einen längeren Aufenthalt ist es also ratsam, wenigstens zu versuchen, ein paar japanische Schriftzeichen zu lernen. Damit man irgendwann nicht versehentlich das Grillfleisch in dunkler Haartönung mariniert und sich hinterher über den Geschmack wundern muss. Wobei auch der Gedanke von Sojasauce im Haaransatz nicht wirklich verlockend ist.

Über meine Fortschritte mit Schrift und Sprache halte ich Euch auf dem Laufenden.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Mein erstes Mal...

Mein erstes Auto war ein monacoblauer Polo, mein erstes Asterix-Heft war "Das Geschenk Cäsars", mein erstes Weizenbier hatte ich 1987 in Berlin-Steinstücken.
Mein erstes Erdbeben hatte ich letzten Montag um 7.00 Uhr Ortszeit.
Dass Japan tektonisch recht aktiv ist, ist ja nicht wirlich eine neue Erkenntnis. Deshalb waren wir statistisch einfach dran, während unseres Aufenthaltes die Erde beben zu spüren. Es hat auch nur zwei Wochen gedauert, dann hat die Erde gewackelt. Das Gefühl ist komisch gewesen, anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte eine auf-und-ab-Bewegung erwartet, es war aber eher ein horizontales Wackeln. Das Erdbeben hat gerade mal für zwei Dinge gereicht: Einmal um meine Kaffeetasse zum wackeln zu bringen, und um eine Meldung bei faz.de auszulösen. Wie gut, dass meine Mutter dort nicht rumsurft.

Wir wohnen hier im zehnten Stock, die hohen Gebäude haben eine Erdbebendämpfung. Ich hab mich also nicht unsicher gefühlt. Abgesehen davon war das Beben aber  viel zu schnell vorbei, um sich Gedanken zu machen. Wer das Gefühl eines Erdbebens nachempfinden will, der kann das in Berlin tun. Man stellt sich einfach auf den Hackeschen Markt und wartet bis eine Tram vorbeifährt.

Es ist aber schon erstaunlich, was die seriöse Presse wie die FAZ aus etwas macht, dass die meisten Tokyoter nicht hat von ihrem Manga-Heft aufblicken lassen. Link hier

Es gibt verschiedene mathematische Modelle, wonach ein großes Erdbeben in Tokyo überfällig ist. Aber viele Deutsche haben ja auch jeden Samstag das Gefühl, dass sie jetzt mit dem Lotto-Jackpot dran sind.
Und die regelmäßigen kleinen Beben führen unweigerlich zu einem Gewöhnungseffekt. Ich glaube, sonst könnte man hier auch nicht leben.

Mit meiner seismischen Entjungferung ist es wie mit vielen "ersten Malen" gewesen: Man fragt sich hinterher, warum man vorher darüber so viel nachgedacht hat.

PS: Petra muss noch auf ihr erstes Erdbeben warten, das von Montag hat sie nämlich verschlafen. Das zählt also nicht.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Nachtrag: Am 13.10. hat sich ein schweres Edbeben  auf Bali ereignet. Ich hoffe zwei Dinge: Dass es wenig Toten und Verletzte gegeben hat... Und dass deutsche Journalisten rechtzeitig merken, dass Bali weit genug weg ist, um eine Gefahr für Japan darzustellen.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Das letzte Großstadt-Abenteuer: Suppen-Bingo!

Ich habe in meinem Leben ja schon viele Dinge gegessen, vom Ziegengulasch auf Curacao über Krokodil im Prenzlberg bis zum Seeigel auf Kreta.
Ich habe auch schon manches Mal in gastronomischen Einrichtungn Mut beweisen müssen: Ich habe in der Altstadt von Düsseldorf einen Wirt gefragt, ob er auch richtiges Bier hat. Ich habe in Osnabrück gefragt ob man das Bier auch in richtigen Gläsern (größer als 0,2 Liter) ausschenkt. Bei beiden Fragen bin ich auf Unverständnis gestoßen.
Noch größeres Unverständnis bereiten mir aber japanische Speisekarten, ich kann sie schlicht nicht lesen. Da bringt es auch nichts, auf eine Zeile zu zeigen, und zu hoffen, dass es was Essbares ist. Und nicht der Vermerk: Inklusive 5 Prozent Mehrwertsteuer.
Praktischerweise gibt es oft bebilderte Speisekarten oder kleine Plastikmodelle vor der Tür auf die man zeigen kann.
Es gibt aber Resaurants, in denen bestellt und bezahlt man am Automaten, bekommt einen Bon, den der Kellner gegen Essen eintauscht.
Wenn dieser Automat keine Bilder hat und nur auf Japanisch beschriftet ist, dann sind die Voraussetzungen ideal, dann kann man das letzte echte Abenteuer von Tokyo erleben. Dann kann man nämlich Suppen-Bingo spielen.
Die Regeln sind ganz einfach: Man sucht sich ein Restaurant mit so einem Automaten.

















Dann schiebt man tausend Yen in dem Automaten und drückt eine beliebige Taste. Heraus kommt ein Zettel und Wechselgeld. Das Wechselgeld steckt man ein, den Zettel gibt man dem Kellner und setzt sich an die Bar. Nach 5 Minuten kommt die Überraschung: Eine Suppe, fast immer mit Nudeln. Ob sie nach Hühnchen, Curry, Fisch oder Rindfleisch schmeckt, ob Beilagen drin sind, wenn ja welche. Das bleibt die Spannung bis zur letzten Minute.
Man kann sich aber auf der sicheren Seite fühlen: In Japan werden weder Hunde, noch Katzen, auch keine Hasen gegessen. Haifischflossensuppe bekomt man nicht für 1000 Yen.
Es kann also nichts schiefgehen... Also hinein ins Abenteuer!

Ich hatte heute Curry-Suppe mit Pilzen und Rindfleisch, es war lecker, aber beim nächsten Mal probiere ich einen anderen Knopf.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Montag, 10. Oktober 2011

Nicht alles, was ein rotes Licht hat, gehört zum Rotlichtbezirk.

Liebe Leser,
ein ereignisreiches Wochenende liegt hinter uns. Ich werde wohl noch ein paar Tage brachen, um das Gesehene aufzuarbeiten.
Heute ist Japan aber gesetzlicher Feiertag, es ist der "Tag des Sports". Morgen ist übrigens "Tag des Muskelkaters", da hat der Japaner aber nicht frei.
Ich habe also gearbeitet, während halb Japan seinem Lieblingssport nachgeht: Dem Power-Shopping, aufgeteilt in die beiden Disziplinen "Kreditkarten ohne Limit" und "Cash only".
Auch Männer können hier mit etwas Training erstaunliche Resultate erzielen.
Man wird aber noch für etwas anderes in Japan erstaunlich schnell furchtbar viel Geld los. Nämlich für einen Friseurbesuch, einmal Haareschneiden kann man als Mann schnell mal 50-75 Euro loswerden, Frauen zahlen für Extras wie "Ansatz dunkel nachfärben (nur bei echten Blondinen)", Strähnchen oder "ehrlich klingende Komplimente durch den Friseur" entsprechend mehr.
Wer sich noch an Junichiro Koizumi erinnert, den japanischen Premierminister mit den grauen Haaren und der unstaatsmännisch langen Matte: Das war kein modischer Chic, der Mann wollte einfach nicht sein halbes Premierminister-Gehalt zu seinem Friseur bringen.
Kurz und gut: In der deutschen Sprache macht der Satz "Der Ferrari gehört dem Friseur" keinen Sinn. - Auf Japanisch schon.
Damit die ganze Insel aber nicht zu einem Eiland voller werktätiger Hippies wird, gibt es in den Bahnhöfen die "Just Cut"-Läden. Dort bekommt man für 1.000 Yen (10Euro) einen Haarschnitt, wenn man sich anstellt, sein Handy ausmacht, das Rauchen einstellt, passend zahlt... Und nicht allzu anspruchsvoll ist.
Ich habe übrigens den Verdacht, dass die japanische Frauenfußball-Nationalmannschaft dort einmal im Monat geschlossen hingeht.
Vor der Tür des Turbofriseurs gibt es eine neckische kleine Ampel, sie signalisiert die Wartezeit. Steht sie auf Grün, dann kommt man sofort dran, gelb steht für weniger 20 Minuten Wartezeit, rot für 20 Minuten und mehr. Bei dem Preis glaube ich, dass die Ampel noch seltener auf grün steht, als eine deutsche Baustellen-Ampel.
















Sollte ich tatsächlich mal länger in Japan bleiben, dann habe ich zwei Möglichkeiten: Dort hinzugehen, oder wachsen zu lassen.
Ich glaube, ich lasse wachsen, ich habe hier so schöne "Hello Kitty" Haarreifen gesehen. Ich bin mir sicher, dass ich das tragen kann.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Samstag, 8. Oktober 2011

Alles nur geklaut...

Keine Sorge, es soll heute nicht um die Kriminalität in Tokyo gehen, die ist nämlich nicht der Rede wert. Die U-Bahn in Tokyo hat pro Jahr 2,9 Milliarden Fahrgäste und durchschnittlich 736 Straftaten...
Solche Zahlen erklären natürlich auch, warum Japaner auf Reisen europäische Großstädte für extrem unsicher halten.
Aber klar: Warum sollte mir jemand meine Digicam klauen, wenn er bereits dass Nach-Nachfolgemodell im Laden kaufen kann... Wahrscheinlich sogar reduziert, weil es inzwischen ein Auslaufmodell ist.

Beim Thema Diebstahl soll es eher um geistigen Diebstahl gehen... George Lucas hat uns allen die wundervolle Welt von Star Wars gegeben, voll mit Todesternen, Prinzessinnen mit Metallbikinis und Hörnchen-Frisuren. Gut, es sind auch grobzahnige Nervensägen wie Jar-Jar Binks dabeigewesen, aber das meiste bei Star Wars ist schon ziemlich cool... Wer wollte nicht mal ein Jedi-Ritter sein und "mit der Macht" sein?
Hier in Japan kann man es, hier kann man Jedi-Ritter werden, den von hier kommen die Jedis. George Lucas hat ihnen nur eine braune Kutte und einen coolen Namen gegeben... Vielleicht hat er auch etwas an den Soundeffekten geschraubt. Aber das Konzept der uniformierten Einzelkämpfer, die mit ihrem Lichtschwert den ständigen Kampf gegen übermächtige Gegner kämpfen, das hat er hier in Tokyo auf der Straße aufgelesen.

Wer es nicht glaubt, hier kommt das Beweisfoto:















Nur die Trillerpfeife hätte damals bei Alec Guiness etwas unglaubwürdig gewirkt, deshalb hat George Lucas darauf verzichtet.

Sollte ich irgendwann noch mal Chewbacca treffen, dann mache ich ein Foto...

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Freitag, 7. Oktober 2011

Anderes Land, die gleichen Plagen

Die Welt des 21. Jahrhunderts kennt vier große Plagen:
Hunger, Überbevölkerung, Casting-Shows und Fernsehköche.
Und von allen diesen Plagen sind die Flitzpiepen, die einem erklären wollen, dass man Kartoffeln ruhig bissfest kochen soll, die schlimmsten. Wer aber glaubt, dass wir Deutsche mit den Labertaschen Lafer, Lichter und Mälzer besonders hart gestraft sind, der hat noch keinen japanischen Fernsehkoch erlebt.
Es ist mir heute vormittag gelungen, ein absolutes Prachtexemplar dieser Gattung in seinem natürlichen Lebensraum zu fotografieren. Hier das Beweisfoto:














Der Koch ist gegen den gepunkteten Hintergrund leicht zu erkennen: Er trägt ein Kostüm, dass offensichtlich aus einer Musical-Version von "Meuterei auf der Bounty" stammt. Wahrscheinlich hat er dort den ahnungslosen Schiffskoch gespielt.
Die Einrichtung der Fernsehküche ist etwas spartanisch und total unrealistisch. In dieser Küche kann man sich nämlich noch bewegen... Und das kann man in einer normalen japanischen Küche nicht. Das man mit diesem Überfluß an Platz nicht umgehen kann, kann man auch daran sehen, dass der vorhandene Platz nicht genutzt wird. Nicht einmal zum Abstellen von unnützem Kram wie Entsafter, Wasserbesprudler oder Körnermühlen, mit denen wir Europäer uns gewöhnlich unsere Küchen verstopfen.
Der Fernsehkoch trägt offensichtlich gerade sein Balzkleid, man sieht es an der Haarfarbe, die sonst niemand anderes auf dieser Welt hat. Um die ihn aber aber auch nicht einmal Bruce Willis beneiden würde.
Es ist mir leider nicht gelungen, ein Beispiel seiner Sprache zu dokumentieren. Aber glaubt mir: Er hat einen Tonfall, den sogar Harald Glööööckler als "tuntig" bezeichnen würde.

Fragt mich bitte nicht, was er gekocht hat. Aber das interessiert ja auch bei unseren Fernsehköchen  niemanden. Man schaut doch nur Kochsendungen, weil man hofft, dass der Koch Feuer fängt oder sich den Unterarm mit einem Sparschäler abtrennt. Es könnte also eine lokale Spezialität gewesen sein: Vielleicht Roulade vom Walfisch auf einem Bett aus frischem Seetang.

Vielleicht aber auch was leckeres.. Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Das nenne ich konsequent!

Paul Kuhn hat die Welt um den unvergessenen Song "Es gibt kein Bier auf Hawaii" bereichert. Das stimmt natürlich nicht, es gibt Bier auf Hawaii... Wenn auch meistens nur amerikanisches Bier.

Aber es gibt kein Bier in Japan, jedenfalls kein alkoholfreies Bier. Die Japaner sind nämlich konsequent, entweder es ist Alkohol im Bier, oder es ist kein Bier. Punkt!
Kein Rumgeeiere mit Clausthaler oder blaue Streifen auf dem Etikett. Für so etwas gibt es hier einen prägnanten Namen, bei dem jeder versteht, dass damit etwas nicht in Ordnung ist. Es ist ein "nicht-alkoholisches, nach Bier schmeckendes Getränk". Das sollte jeder verstehen, und es sollte jeden davon abhalten, es zu probieren.

Anbei das Beweisfoto:









Ich werde dieses Getränk mit Sicherheit nicht probieren, mir reichen meine Erfahrungen mit "Suntory Green Espresso". Außerdem will ich nicht solche roten Kringel im Gesicht bekommen. Von der Frisur ganz zu schweigen.
Und die japanischen Friseure sind ein Thema für sich... Davon ein anderes Mal.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Ist Kaugummi eigentlich brennbar?

Liebe Japaner!

Jetzt ist es eine Woche her, dass ich bei Euch angekommen bin, und ich muss es mal sagen: Euer Land gefällt mir. Es gibt eigentlich nichts, was irgendwie auch nur ansatzweise dreckig ist. Eure öffentlichen Verkehrsmittel sind perfekt wie ein Hefenweizen vom Fass. Ihr seid freundlich, selbst bei ignoranten Volldeppen wie mir, der praktisch kein Wort japanisch versteht, seid Ihr höflich und hilfsbereit. Wenn ich einen Eurer Mitbürger zufällig und unbeabsichtigt anremple, oder ihm im Weg stehe, dann entschuldigt man sich bei mir dafür, dass ich im Weg gestanden habe. Eure Küche ist lecker und abwechselungsreich und lässt keine Wünsche offen.

Aber eins geht leider gar nicht: Die Sache mit dem Müll.
Ich bin grundsätzlich für Mülltrennung, ich habe schon vor Jahren Glas und Altpapier getrennt gesammelt. Dann habe ich mein Altglas in mein Altpapier eingewickelt, um es lautlos in den Hausmüll werfen zu können. Aber es ist vielleicht etwas übertrieben, wenn man von einer leeren Colaflasche das Etikett abziehen soll, um das Etikett dann zusammen mit dem Schraubverschluß in den Eimer für Plastik-Recycling zu werfen, während die Flasche selber in den Eimer fürs PET-Recycling gehört.
Übrigens: Die gleiche leere Colaflasche darf ich vor der Haustür komplett mit Etikett in den Recycling-Behälter neben den Getränke-Automaten werfen. Wenn Ihr Recycling für so eine gute Idee haltet, und Rohstoffe wiedergewinnen wollt, dann macht es doch ganz perfekt: Nehmt die leeren Aluflaschen, füllt sie gar nicht erst mit "Suntory Green Espresso", sondern macht gleich Toyotas mit Hybridantreib draus. Das erspart uns allen eine Menge Frust und gequälte Geschmacksnerven.

Soviel zum Thema Recycling, jetzt zum eigentlichen Müll:
Japan ist eins der Länder mit der höchsten Quote von Menschen mit Hochschulabschluß weltweit. Klar: Man braucht ja auch ein Studium bis man verstanden hat, wie man hier den Müll trennt.
In jeder japanischen Küche stehen drei Behälter: Im ersten sammelt man das Zeug, dass in die verschiedenen Recycling-Eimer gehört. Dann gibt es noch zwei Eimer: Für brennbaren und nicht brennbaren Müll. Das klingt logisch, ist es aber nicht. Denn Bananenschalen und benutzte Kaffeefilter gehören zum brennbaren Müll, Sushi-Verpackungen zum nicht brennbaren. Es geht nicht darum, ob man es anzünden kann, sondern ob man es in japanischen Verbrennungsanlagen verheizen darf. Denn PVC-Folie gehört zum brennbaren Müll, weil man die Abgase durch die Filter in den Verbrennungsanlagen reinigen kann. Ich habe noch nirgendwo eine Info gefunden, was mit eigentlich mit PE-Folie und Verbundstoffen ist... Aber ich habe ja auch nicht mal ein japanisches Abitur.
Deshalb stand ich auch grübelnd mit einem alten Kaugummi im Mund vor der Müllsammelstation in unserer winzigen Küche und habe überlegt, ob es brennen kann oder nicht. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen, daraufhin habe ich den alten Kaugummi runtergeschluckt... Der Japaner in der Kläranlage wird schon wissen, in welchen Eimer es gehört.

Ich mag ja das deutsche Müllkonzept, es ist so schön einfach: Man trennt den Hausmüll vom Verpackungsmüll, was man dort nicht zuordnen kann und nicht bei eBay loswird, das vergräbt man im Wald.
Ich sehe es ja ein, Ihr habt in Japan nicht so viel Wald zum Vergraben, dafür ist der Pazifik doch schön tief... Und dafür, dass Ihr beim Müllversenken nicht versehentlich einen Wal treffen könntet, habt Ihr doch schon vor Jahren gesorgt.

Jetzt könnte man ja anmerken, dass es die anderen Ausländer auch schaffen, mit dem Thema Müllsortierung fertig zu werden. Sogar die Amis... Aber ich glaube, die lösen das Problem anders: Wenn Amerikaner nach Japan kommen, dann haben sie ihren ganzen Hausstand in einem Container, wenn sie abreisen in zwei. Der zweite Container ist mit dem Müll gefüllt, von dem die Wähler von Sarah Palin nicht wissen, ob er brennbar ist, oder nicht. Der Inhalt dieses zweiten Containers wird dann nach ihrer Rückkehr irgendwo in den USA vergraben... Gleich neben der Leiche von Jimmy Hoffa.

P.S. In Japan trennt man das Altpapier übrigens nach drei Kriterien: Pappe, farbig bedrucktes Papier und Comics...

Ich hab noch nicht rausbekommen, was man in Japan mit Altkleidern macht... Aber ich halte Euch auf dem Laufenden.

Montag, 3. Oktober 2011

Ob das wirklich jemand kauft?

Ich weiß, ich hatte eigentlich versprochen, mich nicht mehr über die Lebenshaltungskosten in Japan auszulassen. Aber heute ist Tag der Deutschen Einheit, da kann man schon mal Adenauer zitieren: "Was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern?".
Ich wolle noch ein kleines Fotodokumnet nachreichen: Es gibt hier im Supermarkt Erdbeeren, und zwar zu einem absoluten Knallerpreis: 12 Stück für 1980 Yen, umgerechnet ungefähr 19 Euro.
Bei solchen Preisen ist es doch bald günstiger zum Erdbeeren mit Sahne essen nach Wimbledon zu fliegen... Und sich nebenher beim Damentennis einen Hörsturz abzuholen.

Nur fürs Protokoll: Ich habe die Erdbeeren fotografiert, nicht gekauft.

Ich halte Euch auf dem Laufenden....

Sonntag, 2. Oktober 2011

Tokyo hat alles, außer Platz...

Woran erkennt man, dass man als Tokyoter wirklich viele Freunde hat? Man trifft auf dem Bahnhof Shinjuku zufällig einen Bekannten.
Tokyo hat fast neun Millionen Einwohner, das ist eine Million mehr als Österreich. Das erklärt dann auch, wieso die Japaner sich für die letzte Fußball-WM qualifizieren konnten, ihnen stehen einfach mehr Fachkräfte zur Verfügung.
Auf dem Bahnhof Shinjuku, was so in etwa der Hauptbahnhof von Tokyo ist, steigen an jedem Tag rund drei Millionen Pasagiere um, kommen an, oder fahren ab. Schließlich wohnen in der Region rund um Tokio ja noch einmal über 26 Millionen.Wir sind extra an einem ruhigen Sonntag hingefahren, weil wir nicht allen Pendlern auf einmal im Weg stehen wollten.Wobei man den Begriff "ruhig" aber relativ betrachten muss... Verglichen mit einem Melkschemel muss Lothar Mathäus ja auch als relativ intelligent gelten.
Das mit dem "nicht im Weg stehen" ist uns wohl ganz gut gelungen, wir haben jedenfalls durch unser orientierungsloses Rumgelaufe keinen Stau verursacht. Jedenfalls keinen, der es bis in die Abendnachrichten von BBC World geschafft hat.
Die Anwesenheit von relativ vielen Menschen führt dazu, dass es in der Stadt etwas eng ist.Aber nicht nur dort, man merkt es auch in unserem Appartement: Ich habe heute Abend etwas gebraten, die Fettspritzer sind nicht nur an der Wand hinter dem Herd, sondern auch an der Wand gegenüber vom Herd.
Unser Bad kann man wirklich nicht als Nasszelle bezeichnen... Zellen dürfen nämlich nicht so klein sein.
Das Bad in unserem Appartement ist ungefähr so groß wie eine ICE-Toilette, nur mit einer Badewanne drin.

Aber der Platzmangel ist nicht nur in unserer Wohnung offensichtlich, sondern auch an den innerstädtischen Tankstellen. Es ist nämlich kein Platz für Zapfsäulen... Man kann aber trotzdem eine Tankstelle draus machen, man lässt einfach die Zapfpistolen von der Decke hängen. Das sieht dann so aus:






Ich bin mir eigentlich sicher, die Idee für die "baumelnde Tankstelle" ist einem japanischen Ingenieur gekommen, als er bei einem Urlaub in Österreich zufällig unter eine Kuh geraten ist.

Ich werde mich morgen auf die Suche nach der Kneipe in Tokyo machen, in der es keine Bar gibt, sondern in der Zapfhähne von der Decke baumeln... Die gibt es hier bestimmt irgendwo.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Samstag, 1. Oktober 2011

Dinge, die mir in Tokyo definitiv nicht fehlen...

Es hat nicht lange gedauert, und schon fallen mir Dinge auf, die es hier in Tokyo nicht gibt... Die ich aber definitiv auch nicht vermisse: Da wäre zuerst einmal die überall fehlende Graffiti zu nennen. Bis jetzt ist noch kein japanischer Vollpfosten auf die Idee gekommen, eine Spraydose zu nehmen und sich mit einem Spruch an der Wand künstlerisch zu verewigen. Ob ich den Spruch an der Wand lesen kann, oder nicht, ist egal... Ich kann die Graffitis in Deutschland ja auch nicht lesen.
Dann fehlt mir auch nicht, dass in Tokyo niemand Alkohol auf der Strasse trinkt, nicht mal in der U-Bahn. Nicht, dass die Japaner keinen Alkohol trinken, ein Bowlingausflug am Donnerstag hat mir das Gegenteil bewiesen.

Wie haben uns heute an unserem ersten freien Tag mit dem typischen Touristenprogramm beschäftigt: Wir haben uns mit Kameras behängt, sind dann aufgebrochen, um die Gegend zu erkunden. Direkt in unserer Nachbarschaft gibt es den "Roppongi Hills"-Komplex. Einfach beschrieben: Es ist ein Einkaufszentrum für schöne Dinge, die man nicht braucht. Oder braucht irgendjemand Gummistiefel für 198€? Wenn ja: Hier gibt es reichlich Auswahl. Wahrscheinlich gibt es für diesem Preis auch noch ein Zertifikat vom "Königlich Japanischen Hydrologischen Institut" was die Wasserdichtigkeit der Stiefel garantiert. Jedenfalls bis zur Oberkante des Stiefelschaftes.


Dann haben wir uns einen groben Überblick über die Stadt verschafft, auf 238 Meter Höhe haben wir festgestellt, dass man von dort ganz viele Dinge sehen kann. Wenn ich mich getraut hätte, richtig runterzugucken, wahrscheinlich sogar noch mehr. Aber nicht, wo die Stadt zu Ende ist. Aus 238 Meter Höhe blickt man auf den Tokyo Tower herab. Der Tokyo Tower ist bereits 1958 gebaut worden, im Jahr in dem Brasilien zu ersten Mal Weltmeister gewurden ist, und die Instant-Nudelsuppe erfunden wurde. Damit sind dann auch alle wichtigen Ereignisse dieses Jahres genannt worden.
Das Ding steht eigentlich aufrecht, aber aus irgendeinem Grund geht das jetzt mit dem Bild gerade nicht... Glaubt es mir einfach.
Dann waren wir noch in einer Art Supermarkt einkaufen... Es ist schon spannend, einzukaufen, wenn man die Etiketten nicht lesen kann. Wenn ich Pech habe, dann muss ich gleich die Yakitori-Spieße in Spülmittel anbraten.

Ich halte ich Euch auf dem Laufenden...