Langsam wird es ernst.
Die Umzugsplanung macht Fortschritte, Keller und Garage sind fast komplett vom Ballast des Gerümpels mehrerer Jahre befreit.
Wir hätten noch ein Waschmaschine preiswert abzugeben, bei Interesse und genug Kraft für die Selbstabholung: Einfach ne kurze Mail.
Meine liebste Ehefrau beschäftigt sich hingebungsvoll mit dem Ausfüllen von irgendwelchen Formularen und Formblättern. Das Amt Westerwelle scheint zur Vorbereitung Umzug einen größeren Posten Papier zum Ausfüllen bereitzuhalten. Und wenn man mit den Formularen für die Vorbereitung fertig ist, dann gibt es noch mehr Formulare und Erklärungen zur Abwicklung des Umzugs. Mein neuer Pass ist inzwischen auch gekommen, das Leder riecht gar nicht nach totem Schlumpf.
Unsere im Diplo-Sprech mit dem Drei-Buchstaben-Code "WBR" versehene Wohnungssuche in Tokyo haben wir hinter uns gebracht, auch durchaus erfolgreich.
Die neue Wohnung verfügt über einen schönen großen Balkon, der mir als Kräuter und Gemüsegarten zur Verfügung steht. Ich werde dort zwar keine Drei-Felder-Wirtschaft betreiben können, es läuft wohl eher auf eine Drei-Blumenkästen-Wirtschaft hinaus.
Aber gut, wenn wir nur wenige Tomaten, Kräuter und ähnliches selbst züchten können, dann haben wir dort im Vergleich zu den örtlichen Supermarktpreisen ein Einsparpotential, von dem der griechische Finanzminister nur träumen kann.
Der Mietvertrag unserer Wohnung sagt übrigens aus, dass der Vermieter die Wohnung innerhalb von 14 Tagen kündigen darf, wenn er herausfindet, dass einer der Mieter Mitglied in einer Motorradgang ist. Aber da muss er sich keine Sorgen machen. Wir können gar keine Rocker werden, wir haben gar keinen Parkplatz für die Motorräder.
Unsere letzten Tage in Deutschland sind natürlich auch voll mit sehr netten Terminen mit Freunden, sozusagen Abschieds-Besuche, -Essen und -Brunches von Deutschland.
Eine dieser Verabredungen brachte es mit sich, dass wir gestern noch einmal die Kantstrasse in Berlin hinauflaufen mussten, dabei haben wir eine Filiale der Hölle entdeckt. Es gibt nämlich den "J-Store", ein Geschäft, das ungefähr zur Hälfte mit pinken Hello-Kitty-Plunder gefüllt ist. Im Vergleich zu den Mengen, die in Japan in den einschlägigen Abteilungen herumstehen, verhält sich dieser "Hello-Kittty"-Kram aber wie die Auslage eines nordkoreanischen Supermarktes zur Kadewe-Feinschmeckerabteilung.
Wenn man die rosafarbenen Angriffe auf die Retina überstanden hat, dann kann man im "J-Store" aber auch noch ein mir bislang unbekanntes Druckerzeugnis entdecken: "Koneko, das Trendmagazin für Japanische Popkultur". Ich habe mir natürlich sofort eine aktuelle Ausgabe des zweimonatlich erscheinenden Magazins gekauft, ich muss eins sagen: Man kann es ruhigen Gewissens als "Japan-Bravo" bezeichnen. Für mich war vor allem die Erkenntnis neu, dass es in Deutschland offensichtlich genug Leser für so ein Druckerzeugnis gibt, das Magazin erscheint immerhin schon in der 50. Ausgabe.
Besonders hat mir bei "Koneko" die Rubrik "Sag es auf Japanisch" gefallen. Dort wird man mit dem Satz versorgt: "Kono hanatachi wa kimyo na sodachi kata o siteiruwa. Anata, mata washi no hana ni oshikko kateka" Das ist ein Satz, den man einfach kennen muss, weil man ihn jeden Tag in Japan braucht. - Er bedeutet nämlich: "Diese Blumen wachsen seltsam. Schatz, hast Du wieder ins Blumenbeet gepinkelt?"
Ansonsten habe ich bei der Lektüre von "Koneko" noch gelernt, dass es in Japan eine sehr erfolgreiche Band mit dem Namen "Billy" gibt. - Jetzt bin ich natürlich gespannt, ob es dort noch andere Popstars gibt, die sich nach IKEA-Regalen benannt haben.
Vielleich eine Heavy-Metal-Band mit dem Namen "Moppe", oder ein Rapper mit dem tiefgründigen Namen "MC Couchtisch Lack, Birkennachbildung, 60 x 60 Zentimeter".
Ich würde es den Japanern jedefalls zutrauen...
Ich halte Euch auf dem Laufenden...