Freitag, 30. Dezember 2011

In den Druck geraten, Teil 2!

Ich weiß wirklich nicht, was ich dem Internet getan habe. Aber es mag mich nicht. Es mag jedenfalls nicht den Text "In den Druck geraten" bei Facebook posten.
Ich probier es jetzt mal so: Dieser Text endet mit dem Link, der Euch zu dem eigentlichen Artikel führt. Also nach dem Prinzip: Von hinten durch die Speisekammer direkt ins Auge.

Also bitte hier klicken: 
http://www.botschaftsangehoerigenangehoeriger.blogspot.com/2011/12/in-den-druck-geraten.html

Und das hier kriege ich hoffentlich bei Facebook gepostet. Und wenn nicht, dann weine ich bis zum nächsten Jahr.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

In den Druck geraten

Dieser Blog ist in den Druck geraten... Und das auch noch doppelt. Zum einen ist als Weihnachtsgeschenk für den Teil unserer Elterngeneration, der sein Leben offline verbringt, ein Fotobuch entstanden. Dort sind Bilder und die Einträge, die in Tokyo entstanden sind, zu Fotopapier gebracht worden. Nun möchte ich bei einer Auflage von  gerade mal drei Exemplaren nicht damit prahlen.

Für die Angeberei würde ich gerne auf die aktuelle Ausgabe von dem stets lesenswerten Fußballkulturmagazin "11 Freunde" verweisen, eine Kurzfassung des Beitrags "Hertha BSC reloaded" ist dort in der Rubrik "Auswärtsspiel" veröffentlicht worden. Wirklich nur eine Kurzfassung... Aber immerhin. Und mit Bildern. Aber ohne Honorar. Trotzdem ist das Heft für 4,50 Euro an praktisch jedem Kiosk des Vertrauens erhältlich.

Was ist sonst noch passiert? Weihnachten ist überstanden, Japan hat auch noch des Kaisers Geburtstag am 23. Dezember hinter sich gebracht.
Ich habe nicht weiter in meinem Japanisch-Lehrbuch blättern können, aber das ist vielleicht auch gut so. Sonst hätte ich noch mehr Angst vor dem Unterrichtsbeginn, als ich jetzt schon habe.

Die aktuellen politischen Ereignisse haben gezeigt, dass unser Bundespräsident über die Immobilienpreise in Tokyo noch schockierter als der Rest seiner Delegation gewesen sein muss. Denn wer sein Einfamilienhaus in Hannover abwechselnd mit dem Geld anderer Leute oder für maximal 2,1 Prozent finanziert, und danach mit einem Zeitvertrag samt Dienstvilla in Zehlendorf ausgestattet wird, der muss doch über die 8.700 Euro Kaltmiete für eine 4-Zimmer-Wohnung pro Monat noch verwunderter sein, als ein Normalsterblicher es jemals sein kann.
Auch wenn unser Präsident es nicht glaubt: Es gibt wirklich Leute, die müssen so viel für eine Wohnung bezahlen... Und dann noch von ihrem eigenen Geld.




Aber dafür müssen diese Leute dann nicht in so etwas wohnen: 10 Quadratmeter, incl. Bad, voll möbliert, ca. 600 Euro im Monat. Und wie man an der Hochbahn vor der Tür sieht: Sehr verkehrsgünstig gelegen.







Genug der artikulierten Unzufriedenheit über unseren präsidialen Republik-Vorsteher in grauer Weste, kommen wir zu angenehmeren Dingen: Dem neuen Jahr.

Natürlich wünsche ich allen Lesern einen guten Rutsch ins Jahr 2012. Mit allem was dazugehört: Gesundheit, Erfolg, Glück und dem DFB-Pokal für Hertha BSC.

Im nächsten Jahr geht es weiter, versprochen. Dann halte ich Euch das ganze Jahr auf dem Laufenden... Oder solange wie mich der Maya-Kalender lässt.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Wie langsam kann man sausen?

Die Frage stellt sich mir immer dann, wenn ich auf mein Japanisch-Lehrbuch schaue.


Das Cover macht mehr Versprechungen, als selbst das Himmelreich der Zeugen Jehovas halten kann.
Nämlich, dass man die japanische Sprache im Sauseschritt erlernen kann.Ich glaube ja eher an einen Übersetzungsfehler: "Japanisch im Schnecken-Gallopp" würde sich wohl nicht verkaufen.
Nun haben uns unsere Nachbarn aus der Schweiz gezeigt, dass jede Form von Geschwindigkeit immer sehr relativ ist. Wir werden uns also ab 9. Januar 2012 in der Volkshochschule Mitte davon überzeugen, ob Japanisch wirklich eine Sprache ist, die man erlernen kann.
Die ersten Seiten stiften eher Verwirrung: Drei Alphabete, Schriftzeichen, die man nicht unterscheiden kann, Partikel, radikale Kanjis, Strichfolgen... Alles im Zeichen des Fujijama.
Es gibt aber trotzdem eine Sache, die mich optimistisch macht, dass ich japanisch lernen kann: Pierre Littbarski hat es auch geschafft.

Egal, ich halte Euch auch darüber auf dem Laufenden.

Ansonsten muss ich an den großen Feiertag am 23. Dezember erinnern: Morgen haben zwei Größen Japans Geburtstag, nämlich Kaiser Akihito und der Tokyo Tower. Der Kaiser wird 78 und der Tokyo Tower wird 53 Jahre alt. Ich weise übrigens immer gerne auf den Tokyo Tower hin... Nur um den Franzosen klarzumachen, dass ihr doofer Eifelturm gegen diese hellrote Schönheit so etwas von am Abkacken ist... Und zwar schon seit 1958.

Ach ja, da war ja noch was: Ich wünsche allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest mit Familie und Freunden, besinnliche Feiertage, wohlverdiente Geschenke, glückliche Beschenkte, leckere Gänse, leckerste Plätzchen. Allen Gottesdienstbesuchern wünsche ich eine warme Kirchenbank und viel Erfolg beim Griff in den Klingelbeutel.
Das wird aber nicht der letzte Beitrag in diesem Jahr sein, deshalb gibt es noch keine Wünsche zum neuen Jahr.

Montag, 12. Dezember 2011

Diplo-Bingo: And the Winner is...

Tokyo, Japan, das Land von Sushi, grünem Kitkat und Konsumautomaten.

Alle Teilnehmern am Diplo-Bingo sei herzlich für ihrer Teilnahme gedankt, die Gewinner werden benachrichtigt.

Eigentlich sollte es einen anderen zeitlichen Ablauf geben, aber wir haben die Rechnung ohne das Amt gemacht. Wir haben es jetzt schriftlich: Wir werden 2012 nach Fernost versetzt, Ende April wird Petra in Tokyo ihren Dienst antreten.
Ich habe die nicht so ganz grundlose Befürchtung, dass bis dahin noch ein Haufen Arbeit auf mich zukommt.

Aber keine Sorge: Ich halte Euch auch darüber auf dem Laufenden.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Süßkram, zum Zweiten...

Um gleich mal die Frage zu beantworten, die mir zum letzten Beitrag häufiger gestellt wurde: Nein, das grüne Kitkat leuchtet nicht im Dunklen.

Aber gut, das war auch nicht zu erwarten. Obwohl ich es schon für einen netten Gag gehalten hätte... Dann häte ich mir zuerst drei Päckchen davon gekauft, gegessen und nachgeschaut ob mein Bauch leuchtet. - Danach wäre ich die nächsten Tage im Dunklen aufs Töpfchen gegangem.
Und bei "Jugend forscht" hätte ich mit den Ergebnissen bestimmt abgeräumt.

Aber die Zunda-Kitkats stellen nicht die höchste Evolutionsstufe der Süßigkeiten dar, das lässt sich noch toppen. Und zwar durch etwas, das uns im Stadtteil Nihombashi begegnet ist. Nihombashi ist auf eine Weise das, was es auf die andere Weise nicht gibt. - Nämlich das Zentrum von Tokyo, dort ist der Punkt, von dem alle Entfernungen in die anderen Präfekturen und Städte Japans gemessen werden. Ansonsten gibt es nicht "das Zentrum", oder "Tokyo Downtown". Es gibt eher viele kleine Zentren, die alle einen leicht veränderten Stil haben.
Nihombashi gehört eher zum "alten Tokyo", also ein Stadtteil, der weniger Nachtleben , dafür mehr Geschichte bietet. Dafür ein ganz besonderes Stück Esskultur, nämlich Senbei.

Senbei sind im weitesten Sinne Kekse aus Reismehl, manche sind süß, andere sind herzhaft und werden in Algenblätter eingewickelt und mit Sojasauce gegessen. Das sind quasi die Maki-Sushi unter den Keksen. Mir soll es aber eher um die süßen Senbeis gehen, die Traditions-Variante also, man kennt diese bereits seit dem 8. Jahrhundert. Was dann auch erklären dürfte, warum die Dinger so hart sind.
Was diese Dinger so populär gemacht hat, ist nicht so sehr der Geschmack. Sie schmecken fast wie ein beliebtes Produkt von Ikea... Nein, nicht die Teelichter, sondern die Mandelplätzchen aus der Kilopackung.
Senbei können mit diversen Motiven bedruckt werden. Zum Beispiel mit Touristen-Attraktion, quasi als Mitbringsel. Oder mit Gesichtern, das sieht dann so aus:

















Das sind aber nicht irgendwelche Gesichter, das sind die Gesichter von den letzten sechs japanischen Ministerpräsidenten im Ruhestand.
In Deutschland würde das bedeuteten, dass man die Gesichter von Gerdchen Schröder, Helmut Kohl, Helmut Schmidt, Willy Brandt, Kiesinger und Ludwig Erhardt auf Kekse malen müsste.
Womit dann auch klar wäre, dass dieses Produkt bei uns keine guten Marktchancen hätte. Die Helmut-Kohl-Kekse wären zu breit, um sie in den Mund zu bekommen, die mit Ludwig Erhardt würden nach kaltem Zigarrenrauch schmecken. Nur von den Helmut-Schmidt-Keksen könnte man bestimmt ein Paar Pakete an Spiegel-Abonnenten loswerden. Am Besten mit dem Gesundheitshinweis: Vorsicht, nicht zur Raucher-Entwöhnung geeignet.
Um Irrtümern vorzubeugen: Das ist keine Satire, keine Karikaturen. Man kann diese Kekse einfach als Gastgeschenk mitbringen, wenn man irgendwo eingeladen ist. Kekse, eigentlich Lebensmittel generell haben für japanische Gastgeber nämlich zwei Vorteile: Sie nehmen nicht dauerhaft Platz weg, weil man sie einfach aufisst. So nehmen sie keinen Platz in ohnehin schon viel zu engen Wohnungen weg... Und wenn einem die Gäste die Haare vom Kopf gefresen haben, dann kann man für den Rest des Monats an trockenen, leckeren Keksen knabbern. Und darüber sinnieren, wie viele Steuern man wohl an die Herren auf den Keksen gezahlt  hat.

Japaner denken halt praktisch... In vielen Bereichen.
Da fallen mir noch mehr Beispiele ein, ich halte Euch auf dem Laufenden.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Zuckerspende mal anders...

Liebe Leser,
damit ich nicht wieder in den Verdacht der Faulheit komme, will ich mal die Produktivität der Nachtstunden nutzen. Den Lesern aus Tokyo sei um diese Uhrzeit ein fröhlicher "Guten Tag!" gewünscht. Die Mehrheit der Deutschen wird noch schlafen... Schließlich hat sich die Nation geschlossen davon überzeugt, dass Thomas Gottschalk so konsequent war, sich auch für seine letzte Show wieder in einem Fachgeschäft für gebrauchte Zuhälter-Mode einzukleiden. Aber ich will nicht abschweifen.
Um etwas von dem zu bekommen, was ich hier mal zeigen will, muss man sich in Japan meistens nicht weit bewegen, statistisch maximal 700 Meter. Es geht um Süßigkeiten, im Großraum Tokyo und allen anderen dicht besiedelten Gebieten muss man nämlich maximal bereits erwähnte 700 Meter bis zum nächsten "Bequemlichkeitsladen" laufen. Der "Bequemlichkeitsladen" ist hier schon häufiger erwähnt worden, die Japaner nennen ihn "Konbini", eine japanisierte Form von "Convenient Store". Man könnte es auch "Alles-Laden" nennen, dort gibt es an 364 Tagen im Jahr, 24 Stunden am Tag, alles was man fürs schnelle Shopping braucht: Getränke, Sandwiches, Fertigerichte und Süßkram. Und auch ab Ende Oktober warme Handschuhe, Mützen und Schals.
Außer im nächsten Jahr: Da gibt es Süßkram an 365 Tagen im Jahr, es ist nämlich ein 閏年. Jede Menge Süßkram sogar. Auch das:














Das ist genau das, wonach es aussieht: Grünes Kitkat! Also nicht nur die Verpackung, sondern auch der Inhalt ist grün. Die Geschmacksrichtung ist nicht "Alien", sondern heißt so, wie es auf der Verpackung steht. Der Kenner der fernöstlichen Süßwarenindustrie wird jetzt vielleicht einwerfen, dass buntes Kitkat nichts besonderes ist. Es gibt wohl um die 40 verschiedene Sorten Kitkat in Japan, in Geschmacksrichtungen wie zum Beispiel: Gurke, gesalzene Wassermelone, Wasabi, Sojasauce oder Pfeffer. Manche davon klingen komisch, und das sind sie auch.
Wer sich bei dem Gedanken von Kitkat mit Käse-Geschmack leicht angeekelt abwendet, dem geht es genauso wie einem Japaner beim Geruch von Lakritzschnecken. Was bei uns mehrheitlich als lecker gilt, findet in Japan wirklich nur sehr wenig Freunde. Womit dann auch klar wäre, dass die Griechen ihre marode Wirtschaft nicht mit dem Export von Ouzo nach Japan sanieren können.

Ich habe die Schachtel nicht nur fotografiert, sondern auch gegessen. Der Geschmack erinnert mich an einen Witz: Was antwortet man in einem englischen Restaurant auf die Frage: "Wie hat es geschmeckt?" - "Danke, es war warm". So ist es auch hier, der grüne Schokoriegel war wenigstens süß. Eigentlich zu süß... Einen anderen, typischen Geschmack habe ich nicht rausschmecken können.
Eine Internet-Recherche brachte die Geschmacksrichtung an den Tag, sie heißt "Zunda" und soll nach grünem Sojabohnen-Mus schmecken. Es ist eine lokale Kitkat-Variante, die eigentlich nur in den Präfekturen Yamagata, Miyagi and Fukushima erhältlich ist. Quasi die Weißwurst unter den Süßigkeiten. Und genau deshalb kann man die kleinen grünen Kalorienbomben auch überall kaufen: Es ist ein Charity-Produkt, von jedem verkauften Riegel gehen 10 Yen an die Opfer vom Tohoku-Beben vom März.
Man kann sich also den Appetit aufs Abendessen verderben, und gleichzeitig noch ein gutes Werk tun. Bei uns haben Charity-Produkte ja meistens damit zu tun, dass man sich mit irgenwelchem Mist von Xavier Naidoo oder Heinz Rudolf Kunze die Ohren blutig hören muss. In Japan ist es wenigstens süß und man kann das schlechte Gewissen der Nascherei mit dem Gedanken, etwas Gutes getan zu haben, beruhigen. Auf der Hüfte wird es aber trotzdem ansetzen. Aber es ist ja für einen guten Zweck.

Aber es geht auch nicht zu sehr auf die Hüfte, denn die Portionsgröße kann man durchaus als mickrig bezeichnen. Aber dieses Problem zieht sich durch die Süßigkeitenregale des Kaiserreichs. Eine Tafel japanische Schokolade wiegt nur lumpige 65 Gramm. Also nichts, wovon man eine deutsche Mitarbeiterin des Auswärtigen Amtes auf Abordnung in Tokyo satt bekommen kann. Eine 400-Gramm-Tafel Milka-Schoki wird man dort wahrscheinlich eher als Familienpackung betrachten, und nicht als Ein-Personen-Marschverpflegung für eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Ich sage jetzt nicht explizit, dass es für Frauen ist, aber wer guckt denn sonst bitte Rosamunde Pilcher? Aber für Familien sind 400-Gramm-Tafeln Schokolade nicht attraktiv, japanische Wohnungen sind dafür meistens zu klein.

Mein Rumgesurfe hat auch noch an den Tag gebracht, warum Kitkat in Japan so beliebt ist. Es liegt am Namen. Der Name Kitkat erinnert phonetisch nämlich an den Ausruf: "Kitto Katsu", wörtlich übersetzt: "Ich hoffe, Du wirst gewinnen", ein Wunsch, den man Schülern und Studenten mit auf den Weg gibt. Eltern kaufen Kitkats für ihre Kinder als Verpflegung wenn diese Prüfungen ablegen müssen. Ich bin mir sicher, dass meine Abi-Note besser wäre, wenn ich mich nur ausreichend mit Glückskeksen für meine Wirtschaftslehre-Klausur versorgt hätte. Aber 21 Jahre später ist man immer schlauer... Wenn es so viel Aberglaube auch in Deutschland gäbe, dann könnte man zu Abi-Prüfungen die Schultoiletten abschliessen. Weil alle dann nur noch "Toi-Toi-Dixi-Toiletten" benutzen würden.

Ich habe noch eine andere japanische Süßwaren-Spezialität entdeckt, die stelle ich beim nächsten Mal vor. Dann wird es sogar politisch... Versprochen.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Dienstag, 29. November 2011

In Tokyo dürfen die Touristen überall hin...

...wir sind ja nicht in Nordkorea.
In Tokyo genießen Touristen absolute Freizügigkeit, im restlichen Teil Japans ist auch nicht anders. Sieht man mal von den drei Militärbasen der Amis in Japan ab. Wobei im Falle von Okinawa der Begriff "Basis" etwas untertrieben ist, 10 Prozent der gesamten Inselfläche gehören dem US-Militär. Eigentlich verwunderlich, dass man dort noch keinen Rechtsverkehr eingeführt hat. Wenn die Amis plötzlich anfangen würden, mit ihren Panzern rechts zu fahren, dann würden die Hybrid-Toyotas bestimmt schnell nachziehen.Wo wir gerade am Abschweifen sind: Weiß irgendjemand, weshalb fast jeden Werktag gegen 9 ein paar Hueys von der US-Air Force auf dem Helipad am National Arts Center in Roppongi landen? So kulturell interessiert sind die Amis doch sonst nicht.

Aber zurück zum Thema: Ein ausländischer Besucher kann in Tokyo überall hingehen, es gibt keine touristischen No-Go-Areas wie bei uns zum Beispiel Hannover. Man sollte ja bekanntlich keine Touristen nach Hannover lassen. Das Risiko, dass die sich dort zu Tode langweilen, ist einfach unkalkulierbar.

Risiko ist ja immer relativ. Manche Japaner glauben, dass es nachts im Stadtteil Roppongi gefährlich ist. Relativ zur Innenstadt von Bad Dürkheim mag das auch seine Richtigeit haben.
Es zeigt aber, dass Japaner eine andere Auffassung von Sicherheit haben. Kein Japaner würde auf einer Reise durch Europa nach 19.00 Uhr alleine sein Hotel verlassen.Wobei der Begriff "allein" da schon an sich unwahrscheinlich ist, man tritt in Europa ja meistens in Einheiten von Reisebus-Stärke auf. Zehn Japaner auf einem Haufen fallen in Europa immer noch in die Kategorie "alleinreisend". Und diese zehn Gäste aus Nippon finden, dass die finsteren und angeschmudddelten Bahnhöfe in Deutschland ein Hort des Verbrechens sind... Und deshalb gemieden werden. Wer die sauberen, gut beleuchteten Bahnhöfe in Tokyo kennt, kann das nachvollziehen.
Man muss aber auch eine Sache sehen: In Tokyo ist es ja praktisch unmöglich, dass man irgendwo alleine auf einem Bahnhof steht. Die beklemmende Situation, zusammen mit einer finsteren gesichtstätowierten Gestalt und einem Kampfhund auf einem Bahnsteig zu stehen, kommt dort nicht vor.

Es gibt also in Tokyo Bereiche, in die sich die Mehrheit der Japaner nicht trauen würde, weil diese anrüchig sind. Einem europäischen Touristen erscheinen diese Orte als völlig normales Nachtleben.










Man sollte in Tokyo den Bezirk Roppongi als eine Art Auslaufzone für Touristen sehen. Die Mehrheit der westlichen Touristen sind US-Amerikaner, diese bewegen sich ja meistens ohnehin nur im magischen Dreieck zwischen Hyatt, Starbucks und dem ortsansässigen Hardrock-Cafe. Das bedeutet in Tokyo ungefähr einen Aktionradius von 800 Metern.












Diese Auslaufzone wird nur noch durch einen organisierten Bus-Ausflug zum Kaiserpalast unterbrochen...
Diese touristischen Sandkästen haben aber auch seine Vorteile: Man ist in den anderen Stadteilen vor den "Howdys" sicher. Und die Studienräte aus dem Südhessischen trekken ja eh lieber in Sandalen durch Nepal.
Ich glaube, manche urschwäbischen Prenzlberger wären wirklich froh, wenn sie nicht jeden Tag schon beim Brötchenholen auf australische Rucksacktouristen treffen würden, die sich auf der Suche nach dem Mauerpark verlaufen haben.
Wenn es also touristenfreie Bereiche in Tokyo gibt, dann nur weil die Touristen dort nicht hinwollen. Nach unserer Erfahrung ist es dort genau deshalb richtig spannend.

Es gibt noch einige spannende Plätze... Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Sonntag, 27. November 2011

Der Weihnachtskuchen vom letzten Jahr...

... hat nichts mit Jahresend-Gebäck zu tun.
Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass die Japaner nicht nur erstklassiges Sushi und die besten Hybrid-Toyotas der Welt zusammenschrauben können. Dort gibt es auch die nettesten Euphemismen der Welt, in keiner anderen Sprache gibt es so schöne beschönigende Wörter für eigentlich unangenehme Dinge. In Deutschland nennen wir einen großkotzigen Profilneurotiker, der schwächeren Menschen die Hoffnung raubt und sie beleidigt, einfach nur einen "Dieter Bohlen"... In Japan gibt es bestimmt eine schönere Bezeichnung für solche Leute, vielleicht so etwas wie "faltiger Sitzsack, der Exkremente spricht".

Ich habe in Tokyo ein paar schöne Begriffe kennengelernt: Wer weiß, was eine "Geräuschprinzessin" ist, der drückt jetzt bitte drei Mal die Leertaste.
Wer sich darunter eine Königstochter vorstellt, die schlecht singen kann, der hat leider nichts gewonnen. Die Geräuschprinzessin ist nämlich ein Gerät, dass auf fast allen öffentlichen Toiletten in Japan montiert ist. Ein kleiner Kasten, mit einem Knopf und einem Lautsprecher. Drückt man drauf, dann ertönt das Geräusch einer Toilettenspülung. So können peinliche Verdauungsgeräusche übertönt werden, gleichzeitig wird Wasser gespart.
Wirklich clever... Noch angenehmer ist nur noch die beheizte Toilettenbrille.

Wer sich jetzt fragt, wie ich den Bogen von Verdauungsgeräuschen zum Weihnachtsgebäck zurück bekommen will: Das ist einfach. Der "liegengebliebene Weihnachtskuchen" ist nämlich eine wirklich sehr schmeichelnde Umschreibung für den größten Alptraum einer japanischen Mutter. Ein japanischer Weihnachtskuchen muss nämlich bis zum 24. Dezember komplett verzehrt sein. Analog dazu sollte eine Frau in Japan spätestens mit 24 Jahren verheiratet sein. Ist sie das nicht, dann wird sie zu einem "liegengebliebenen Weihnachtskuchen"... Und eine so alte Tochter zu haben, die kein Mann haben will, ist für eine japanische Mutter eine Schande. Ungefähr vergleichbar mit der Schande, die eine Frau bei uns über ihre Familie bringt, wenn sie einen deutschen Fußball-Rekordnationalspieler heiratet.
Eine folgsame Tochter muss also spätestens mit 24 unter der Haube sein und einen Mann finden, der so viel Geld hat, dass es sich lohnt, die Kosten für die Hochzeit (die traditionell die Brauteltern tragen) auszugeben. Wenn die Tochter dann noch eine europäische Hochzeit mit weißem Brautkleid möchte, dann sind die Eltern glücklich. Es ist nämlich billiger, ein weißes Hochzeitskleid zu kaufen, als einen traditionellen Brautkimono zu mieten. Dann ist auch noch eine Hochzeitsreise nach Hawaii drin...












Was mich zur nächsten schönen Wortschöpfung führt: der "Narita-Scheidung". Der Begriff ist selbsterklärend. Die Flitterwochen auf Hawaii sind meistens der erste Zeitraum, den ein Ehepaar gemeinsam verbringt, ein Zusammenziehen vor der Ehe ist nicht üblich. Wenn die Ehefrau also erst während der Flitterwochen merkt, dass ihr Mann in drei Oktaven schnarcht, Zehennägel kaut oder nur Volksmusik auf dem iPod hat, dann muss sie bis zur Rückkehr auf den Flughafen Narita warten, um ihn dort abzuservieren... Wenn eine Frau das macht (es kommt wirklich vor!), dann hat sie danach ungefähr 1,5 Stunden Zeit, sich im Bus nach Tokyo eine Ausrede für ihre Mutter auszudenken.

Man muss aber eins sagen: Der "liegengebliebene Weihnachtskuchen" wird in Japan relativ oft konsumiert, das Durchschnittsalter der Japanerinnen bei ihrer Hochzeit beträgt nämlich 27,2 Jahre. Der durchschnittliche Weihnachtskuchen ist also mit drei Schichten Schokolade überzogen. Das sind aber immer noch drei Schichten weniger als bei uns, Frauen heiraten in Deutschland durchschnittlich mit 30... Es sei denn, die Frau heiratet den bereits erwähnten Rekordnationalspieler.

Kommen wir zur heutigen Abschlußfrage: Was ist der Unterschied zwischen mir und dem Rekordnationalspieler? Er hält die Bild-Zeitung auf dem Laufenden... Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Montag, 21. November 2011

Gegen Tokyo-Weh hilft nur...

Zähneputzen!
Auch am letzten Wochenende habe ich wieder unter Anfälle von Tokyo-Weh gelitten. Verbunden mit der Feststellung, dass es manchmal durchaus wünschenswert ist, wenn man das dumme Gelaber von Mitmenschen an der Supermarktkasse nicht versteht. Ich möchte nicht ausschließen, dass Japaner in meiner Gegenwart hirnlose Gespräche über minderwertige Fernsehprogramme und ihre Beziehungen zu Wesen mit dem Namen "Kalle"geführt haben. Aber wenigstens haben sie es leise getan... Und in einer fremden Sprache. Obwohl die im Weserbergland in manchen Bevölkerungsgruppen übliche Grammatik nicht viel mit dem uns bekannten Duden-Deutsch zu tun hat.

Ein anderer Aspekt ist das Wetter, In Tokyo klingen 19 Grad und Sonne in der Vorweihnachtszeit einfach besser als die Berlin-üblichen 5 Grad mit Rauhreif am Morgen. 

Es gibt zwei Möglichkeiten, mich von Tokyo-Weh zu kurieren. Ich könnte einfach versuchen, zu vergessen. Idealerweise unter der schwallweisen Zuführung von Sake. Hilft aber nicht, ich bekomme nicht mehr als ein halbes Glas von dem Zeug runter.
Ich nehme die andere Lösung, ich putze mir die Zähne mit einem Mitbringsel aus Tokyo: Lion. Damit sollen jetzt keine Schokoriegel gemeint sein, sondern das einzig lesbare Wort auf der Zahnpasta-Tube.
Wir hatten nicht genug Zahnpasta mitgenommen, hätten wir mehr mitgenommen, dann hätten wir dafür Übergepäck zahlen müssen. Das mussten wir aber auch so, die SAS ist da erstaunlich humorlos.
Die Situation war absehbar: Irgendwann war die Zahnpasta alle, es bedurfte einer Neuanschaffung. Drogerien gibt es in Tokyo reichlich, irgendwo müssen ja die ganzen Mundschutze verkauft werden, mit denen die Tokyoter ihre Umgebung vor ihren personifizierten Viren schützen.
Dort gibt es auch Zahnpasta, hauptsächlich amerikanische Markenzahnpast zu unglaublichen Preisen. Ich glaube, geizige Japaner kann man bei diesen Preisen an ihrem schlechten Zahnstatus erkennen.
Ich habe auf ein einheimisches Produkt zurückgegriffen, eine blaue Tube aus dem mittleren Preissegment,  gekauft und gehofft, dass es nicht doch Haftcreme ist.













Der Selbstversuch brachte es an den Tag: Zahnpasta... Und zwar Zahnpasta  mit einem Geschmack, den man in Deutschland nicht sofort mit Mundhygiene assoziieren würde: Apfel.
Nicht so richtig der Geschmack eines frischen Apfels, eher der Geschmack von billigem Apfel-Kaugummi aus meiner Kindheit.
Aber es hilft mir in akuten Fällen von Tokyo-Weh. Und gesund für die Zähne ist es wohl auch.
Ich bin mir übrigens sicher, dass es Japaner gibt, die keine Äpfel für 1,50 Euro kaufen. Und das nur, weil die Dinger nach Zahnpasta schmecken.

Sollte das Auswärtige Amt mir die Chance geben, werde ich gerne im Selbstversuch austesten, welche Geschmacksrichtungen es sonst noch gibt... Hoffentlich nicht "Suntory Green Espresso".

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Dienstag, 15. November 2011

Akute Anfälle

Ich bin jetzt etwas mehr als zwei Wochen wieder in Berlin, ich habe mich wieder eingelebt.
Das merke ich daran, dass ich immer mal wieder Anfälle bekomme... Und zwar Anfälle von Tokyo-Weh. Es ist kein Heimweh, es ist auch nicht das berühmte Fernweh. Es ist einfach das Gefühl, dass ich gerne in Tokyo wäre. Zum Beispiel wenn meine Schuhe in der U-Bahn an etwas klebenbleiben von dem ich gar nicht so genau wissen möchte, was es ist.
Ich kann mich nicht so recht entscheiden, was ich in den öffentlichen Verkehrsmitteln von Berlin schlimmer finden soll: Das leicht angeschmudelte Interieur oder die Fahrgäste. Wenn ich dann drin bin, dann weiß ich es: Es ist das Verhalten der Fahrgäste. Da besteht doch noch etwas Optimierungsbedarf.

Dieser Optimierungsbedarf ist aber auch Tokyo vorhanden, sonst gäbe es dort keine "Manner Posters". "Manner Posters" wechseln regelmäßig und sollen die U-Bahn-User daran erinnern, dass man sich ordentlich benehmen soll.
Das aktuelle Poster sieht so aus:

















Es soll die Passagiere daran erinnern, dass sich andere Fahrgäste gestört fühlen könnten, wenn man sich in der U-Bahn schminkt. Man könnte sagen: Die Japaner haben echte Probleme.
Ich bin dafür, dass man diese Poster auch in den ÖPNVs von Berlin einführt. Man könnte vielleicht mit den Aspekten "Aufrecht sitzen" oder "Keine Körperflüssigkeiten auf den Boden absondern" anfangen.
Aber das ist wohl schon zu viel verlangt.
Deshalb bekomme ich immer wieder Tokyo-Weh.

Es soll hier aber nicht gegen die BVG oder die S-Bahn gehen. Auch die Berliner Taxifahrer könnten durchaus von ihren japanischen Kollegen lernen... Zum Beispiel, dass man Innenräume wirklich sauber halten kann.  

Aber vielleicht stumpfe ich ja in Berlin noch ab... Und dann stört es mich nicht mehr, wenn ein paar Halbhirne ihr virtuelles Sex-Leben lautstark in der Tram erörtern.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Mittwoch, 9. November 2011

Ich gebe es zu...

...ich war faul.
Lieber anonymer Kommentator des letzten Postings: Das ist es doch, was Sie sagen wollten, oder?
Natürlichg bin ich nicht faul gewesen, ich habe in der letzte Woche einen Kampf gegen die innere Uhr geführt. Die Umstellung von Bio-Rhytmus auf die Nachtarbeit, kombiniert mit Jetlag und der allgemeinen Zeitumstellung hat mir echt zugesetzt. Todmüde ins Bett zu gehen, nach 3 Stunden wieder wach zu sein, obwohl man eigentlich schlafen müsste, war echt anstrengend.

Zuerst würde ich gerne das "Was ist das?"-Bilderrätsel von letzter Woche auflösen.
Es ist ein Treppengeländer in einer U-Bahnstation in Tokyo. Und zwar in der Station "Meiji-jingumae". Tokio-Kenner werden jetzt sagen: "Ach da."
Dem auswärtigen Besucher sei gesagt, dass es eine Station am Ende der Omotesando ist. Die Omotesando ist der "Champs-Elysees von Tokyo". Das stimmt in dem Bereich, dass auch hier Bäume am Straßenrand stehen und es Geschäfte gibt, die unnützen Designer-Kram zu Preisen verkaufen, bei denen sogar ein Scheich gucken muss, ob er noch genug Geld hat.
Der Vergleich stimmt aber auch nicht: Im Gegensatz zu Paris fehlen hier Straßenrestaurants mit schlecht rasierten Kellnern, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, ihre Verachtung über Touristen zum Ausdruck zu bringen, die kein Französisch sprechen. Und deshalb beinahe den eigentlichen Zweck ihres erdlichen Daseins vergessen: Schlechtes Essen zu überzogenen Preisen zu servieren. Außerdem ist es auf der Omotesando so sauber: Das würden Franzosen niemals hinbekommen.

Also: Das gezackte Treppengeländer führt aus einer U-Bahnstation heraus, die zu einer teueren Einkaufsstrasse führt. Und damit man dort die Kaufkraft so lange wie möglich erhalten kann, sind die Zacken im Geländer. Das Geländer ist nämlich seniorenfreundlich. Direkt über jeder Stufe ist das Geländer waagerecht, dort kann man sich sicher abstützen. Zwischen den Stufen ist es schräg, damit man sich dort hochziehen kann.












So erhält man sich die Kaufkraft der konsumfreudigen Senioren.

Außerdem soll es halbstarke Jugendliche davon abhalten, auf dem Geländer runterzurutschen. Aber die sind eh ein Mangelartikel, also Jugendliche. Japans Gesellschaft vergreist, die durchschnittliche Geburtenrate ist noch niedriger als in Deutschland.
Die Tatsache, dass der Japaner der Panda unter den Asiaten ist, hat wohl viele Gründe. Einmal ist es natürlich schwer, Kinder zu machen, wenn der Mann 18 Stunden am Tag bei der Arbeit ist, oder man gemeinsam mit den Schweigereltern in einer hellhörigen 1,5-Zimmer-Wohnung mit Wänden aus Butterbrotpapier wohnt.
Auch für den japanischen Besserverdiener ist es praktisch unmöglich Kinder zu bekommen. Die Wartezeiten auf die Louis-Vuitton-Kinderwagen sollen nämlich furchtbar lang sein.
Viele Japaner sagen sich auch einfach: "Wozu soll ich Kinder haben? Wenn ich was etwas will, das klein und niedlich ist, dann kaufe ich mir ein iPhone-Cover im "Hello-Kitty"-Design."

Wenn man ihn fragen würde, dann hätte Thilo Sarrazin für dieses Problem bestimmt eine Idee. Aber wir brauchen unsere Hartz-IV-Empfänger selber... Sonst geht unsere Geburtenrate vor die Pandas.

Das nächste Posting kommt schneller, versprochen.... Wann? Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Mittwoch, 2. November 2011

Japan in der deutschen Presse...

...ist echt so ein Thema.

Die meisten Journalisten in Deutschland haben offensichtlich eine etwas bizarre Vorstellung von Japan und den Japanern. Manche glauben offensichtlich, dass der Durchschnitts-Japaner, ich nenne ihn einfach mal Takeo Ichi, sich morgens sein Samurai-Schwert und einen Mundschutz umschnallt, ein Paket Sushi unter den Arm klemmt und dann auf Godzilla zur U-Bahn reitet. Dann sitzt er 18 Stunden im Büro, betrinkt sich anschließend mit seinen Kollegen und fährt dann wieder drei Stunden mit der U-Bahn von Tokio nach Okinawa. Am heimischen Bahnhof wird Herr Ichi dann wieder von einem vor Freude mit dem Schwanz wedelnden Godzilla in Empfang genommen.

Sein eintöniger Arbeitsalltag wird nur durch regelmäßige Erdbeben und eine kurze Mittagspause unterbrochen...
So ist es nicht, wirklich nicht!
Kein Japaner ist 18 Stunden im Büro.

Mir sind in der letzten Nacht zwei Meldungen auf den Fuß gefallen, die ich hier kurz vorstellen will:

Fukushima: Japanischer Politiker trinkt Atomwasser
Mein erster Gedanke dazu war: Klar, und bei "Deutschland sucht den Superstar" werden wirklich Sänger gesucht... Wir leben in einer Zeit, in der wir keinem Politiker mehr glauben, dass er die Kritzeleien aus der Waldorfschule, die bei seinen stolzen Eltern seit Jahrzehnten am Kühlschrank vergilben, wirklich selbst gemalt hat. Wieso sollten wir dann einem Politiker glauben, dass das Wasser wirklich radioaktiv ist?
Klaus Töpfer ist auch durch den Rhein geschwommen, ohne dass ihm ein drittes Ohr auf der Stirn gewachsen ist. Und Theo Waigel soll diese Augenbrauen schon immer gehabt haben... Ich glaube also nicht, dass besagter Politiker sich für sein Land geopfert hat, eher im Namen der PR.
Die Japaner sind ja immer sehr schnell dabei, neue Trends aufzunehmen. Wenn es einer macht, dann machen es seine Landsleute schnell nach… Wahrscheinlich gibt es in zwei Wochen die ersten Lieferengpässe bei radioaktivem Wasser.
Ich persönlich glaube ja, dass er das Wasser nur getrunken hat, um den Geschmack von "Suntory Green Espresso" aus dem Mund zu bekommen... Da ist dann einfach jedes Mittel Recht.

Ich hab noch was gefunden:
Winter-Tipps in Japan: Mit Pudelmütze und Eintopf gegen die Energiekrise
Dass Politiker den einfachen Ratschlag geben, sich im Winter einen Pullover anzuziehen, ist ja nur auch nicht wirklich neu. Nur habe ich damals bei Thilo Sarrazin nicht so drüber gelacht wie heute.
Dieser Hinweis ist bei Japanern völlig unnötig: Da werden warme Klamotten nämlich nicht getragen, weil es kalt ist, sondern weil sie von Giorgio Armani sind. Also auch bei 25 Grad im Oktober. Man könnte beinahe die gesamte japanische Weiblichkeit dazu bringen, sofort und ganzjährig warme Stiefel zu tragen, dazu müsste man das Schuhwerk von Louis Vuitton und Prada nur staatlich subventionieren.

In Japan wird nun mal fast nur mit Strom geheizt, das ist aber keine Dummheit, sondern eigentlich eine ziemlich clevere Entscheidung: Nach einem Erdbeben wird in der betroffenen Region das Gas abgeschaltet, um Brände zu verhindern. Die oberirdisch verlegten Stromkabel lassen sich nach einem Erdbeben schneller wieder reparieren, als geplatzte Gasleitungen... So ist es mit größerer Wahrscheinlichkeit sichergestellt, dass nach einem Erdbeben niemand erfrieren muss.
Wenn in Japan jetzt Strom gespart werden muss, dann werden die Japaner dafür schon Wege finden... In der U-Bahn hat man schon jede dritte Neon-Röhre demontiert, warum nicht auch jede dritte Glühbirne in den Pachinko-Automaten. Vielleicht wird man auch einfach mal bei allen Getränkeautomaten im Winter die Kühlung ausschalten.
Ich habe aber noch einen ganz einfach Vorschlag, um in Japan Strom zu sparen: Man stellt das Heizen ganz ein, japanische Häuser sind meistens so mies isoliert, dass es ohnehin nichts bringt. Dann wird von Januar bis März der Winterschlaf eingeführt... Die meisten Japaner werden während der Zeit nichts vermissen, die Baseball-Liga hat dann nämlich auch Pause.
Ja, Japaner sind anders... Aber nicht doof. Denen fällt schon was ein.


Sonst hätten sie nicht das gezackte Treppengeländer erfunden... Eine Erfindung, deren Genialität sich erst nach einigem Nachdenken erschließt. Dann aber um so beeindruckender.



Darüber halte ich Euch auf dem Laufenden.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Wenn die Kultur schockt...

So, wir sind gestern wieder gut in Deutschland gelandet.
Zum Rückflug muss ich eins anmerken: Wir sind mit der Lufthansa zurückgeflogen, und zwar mit einem Airbus A380! Bevor jetzt ein Raunen duch das Internet zieht, komme ich gleich mit einer ziemlichen Enttäuschung: Der Flieger ist total überschätzt, jedenfalls in der Economy-Klasse. Ja, der Flieger ist leiser, ja, die Rückenlehnen sind höher. Aber man hat nicht mehr Platz als in jeder anderen Holzklasse auch. Der Flug war nicht völlig unbequem, aber eher aus dem Grund, dass wie eine Reihe mit drei Plätzen für uns allein hatten.
Wenn wir nochmal nach Japan fliegen, dann mit der Finnair über Helsinki. Die Verbindung ist für Berliner direkter, man ist mit den Zubringer-Flug zusammen effektiv eine Stunde weniger in der Luft. Der eigentliche Flug ist sogar zwei Stunden kürzer. Außerdem möchte ich doch wissen, ob es bei der Finnair auch Stewardessen, Flugbegleiterinnen gibt, die sich die Ansätze von ihren blonden Haaren regelmäßig dunkel färben lassen.

Ich habe schon befürchtet, dass unser Aufenthalt in Japan uns irgendwann einen Kulturschock verpassen wird, hatte aber nicht gedacht, dass dieser Schock mich mit aller Gewalt bei unserer Rückkehr auf dem Flughafen Frankfurt treffen wird. Petra hat das alles besser verkraftet, aber sie kennt auch die Flughäfen in Kasachstan.
Ich will niemandem zu nahe treten, aber der Hesse, insbesondere der Frankfurter, ist definitiv nicht die Krönung der Evolution. Auch wenn er es von sich selber denken mag...

Chronologisch: Die gleichzeitige planmäßige Landung eines A380 aus Tokyo und noch zwei anderen gut besetzten Langstreckenfliegern ist für die dienstplanenden Flitzpiepen von der Bundespolizei noch lange kein Anlaß, den Einreiseschalter für EU-Bürger deshalb mit mehr als zwei Uniformträgern zu besetzen. Die beiden anwesenden Knallchargen sind nach der Wende wahrscheinlich von der DDR-Grenzpolizei übernommen worden, sie haben also nur dann gelächelt, wenn sie jemanden ans Ende der anderen Schlange zurückschicken konnten.
Meine Erwartung, dass die staatlichen Organe der Bundesrepublik sich freuen, mich wieder im Land zu sehen, wurde also bitterlich enttäuscht. Trotzdem hätte der Herr mit Uniform und Besoldungsgruppe A8 wenigstens meinen Gruß erwidern können... Er wäre vielleicht freundlicher gewesen, wenn er gewusst hätte, dass in Berlin ein Steuerbescheid auf mich wartet, der sein Gehalt für die kommenden Monate sicherstellt.
Wir haben also geschlagene 40 Minuten nur für die Passkontrolle gebraucht, das klingt erstmal nicht viel; aber in der gleichen Zeit sind wir in Tokyo-Narita aus dem Flieger raus, durch die Passkontrolle durch, haben Fingerabdrücke abgegeben, unser Gepäck eingesammelt, sind durch den Zoll und haben uns vom Fahrer der Botschaft in Empfang nehmen lassen.
In Frankfurt kommt man in 40 Minuten nur 40 Minuten näher an das Elend der sogenannten "Sicherheitskontrollen".
Wer glaubt, dass Beamte manchmal langsam sind, der hat noch nicht die privaten Sicherheitskontrolleure im Auftrag der Fraport AG erlebt. Das sind Schnecken ín schlecht sitzender Uniform, die offensichtlich nicht genug Gehalt bekommen, um sich davon Deo oder einen Haarschnitt leisten zu können. 
Frankurt ist bekanntermassen der Flughafen der langen Wege, aus dem Bereich C in A umzusteigen, ist eine Strecke, für die man in meiner Altersklasse beim Volkswandern im Ziel mindestens eine Urkunde bekommt.
Fazit: 80 Minuten reichen zwar aus, um Nemo zu finden, aber nicht um in Frankfurt umzusteigen ohne zu hetzen.
Dabei ist es ist ganz einfach, den Service und die Organisation vom Flughafen Frankfurt großartig und zügig zu empfinden: Man muss nur aus einem Land ankommen, in dem es momentan noch chaotischer ist. - Das wäre dann Lybien.

Müßig zu erwähnen: In Tegel mussten wir Ewigkeiten auf unser Gepäck warten, aber das kennt man ja nicht anders... Auf Provinzflughäfen ist das halt so.
Dafür haben wir einen netten Taxifahrer erwischt, das zeigt wieder mal eins: In Deutschland kommt Freundlichkeit immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.

Freitag, 28. Oktober 2011

Ein Fahrrad für die Mutti...

Ganz ehrlich: Ich habe in der Zeit hier wirklich nur eine Sache vermisst, und zwar mein Fahrad.
Ich hatte mich an die Radtouren ins Umland in diesem Sommer wirklich gewöhnt, aber vielmehr habe ich meinen Drahtesel für die Besorgungen des täglichen Lebens vermisst. Es ist wirklich doof, wenn man die Einkäufe in diversen Tüten erst zur U-Bahn schleppen muss, dann eine Station fährt und dann wieder die Einkäufe in die Wohnung buckelt.

Ich hätte es vorher nicht geglaubt, aber Tokyo ist eine Stadt in der man gut Fahrrad fahren kann. Sie ist nicht fahrradfreundlich, wir sind hier ja nicht in Münster. Es gibt hier praktisch keine Radwege, aber die generell freundliche und rücksichtsvolle Mentalität der Japaner erhöht die Überlebenschancen von Radfahrern signifikant. Außerdem gibt hier etwas nicht, dass in Berlin ein täglicher Begleiter auf allen Radwegen und Strassen ist: Schlaglöcher.
Deshalb ist das Rad ein beliebtes Fortbewegungsmittel, Pendler fahren damit zum Bahnhof, Fahrradkuriere verdienen damit ihr Geld und Polizisten fahren damit Streife in den Wohngebieten.














Die japanische Polizei hat mit ihrem ständigen Schutz für die Schwachen und Betrunkenen dafür gesorgt, dass es einige kuriose Gesetze für Radfahrer gibt. Zum Beispiel:
Tandems sind grundsätzlich illegal, außer in der Präfektur Nagano.
Das ist eine sehr enge Auslegung des Gesetzes, das besagt, dass keine zwei Erwachsene auf einem Fahrrad fahren dürfen. Man will damit verhindern, dass ein leicht druckbetankter Jungmanager all seinen Mut zusammennimmt und sich seine auf hohen Pumps schwankende Kollegin auf die Lenkstange pflanzt, um sie so nach Hause zu bringen. Diese in den 50er-Jahren in Deutschland durchaus übliche Form der Eheanbahnung ist im Japan des 21. Jahrhunderts wohl nicht erwünscht.
Die Ausnahme für Nagano verstehe ich auch nicht, fragt bitte nicht.
Es gibt aber eine Untergrund-Organisation, die auf eine geradzu unglaublich anarchistische Art und Weise dieses Gesetz unterwandert: Das "Japan Bicycle Promotion Institute" verleiht jeden Sonntag Tandems an Leute, die damit im kaiserlichen Palastgarten umherfahren wollen. Offiziell ist das kostenlose Leih-Tandem als Transportmittel für Blinde deklariert, es kann aber auch von Sehenden benutzt werden... Auf solch subversive Ideen kommen in Deutschland nur Steuerhinterzieher.

In Japan muss ein Fahrrad drei Dinge haben, damit es verkehrssicher ist: Einen Scheinwerfer vorne, einen Rückstrahler hinten und eine Klingel. - Bremsen sind genauso optional wie "Hello Kitty"-Gebämsel an der Lenkstange.

Alle Fahhräder müssen hier bei der Polizei registriert werden. So will man verhindern, dass sie geklaut werden. Und niemand klaut in Japan Fahrräder, sie sind ja alle registriert... Man klaut aber auch sonst keine Dinge, auch wenn sie nicht regisriert sind. Es gibt aber trotzdem einen guten Grund für jeden Japaner, sein Fahrrad anzuschließen, nämlich damit es nicht umfällt... Es könnte dabei ja ein anderes Fahrrad zerkratzen.

Man muss mit einem Fahrrad auf der linken Strassenseite fahren, so wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch. Ein Radfahrer darf den Bürgersteig nicht benutzen, es sei denn, er wurde von einem Polizisten dazu aufgefordert. Diese Aufforderung gilt dann wohl zeitlich unbegrenzt. Praktisch sieht es dann so aus: Radfahrer fahren dort wo Platz ist, entweder auf der Strasse, oder auf dem Bürgersteig. Wenn die Sonne scheint, dann fahren Radfahrer dort, wo Schatten ist.

Meine praktischen Beobachtungen haben auch noch eins gezeigt: Man darf als weiblicher Teenager in Japan sein Fahrrad nur dann benutzen, wenn man dabei perfekt geschminkt ist und zu wenig Luft auf den Reifen hat... Das kommt davon, wenn der Papa so lange arbeitet: Dann ist niemand im Haus, der weiß wie eine Luftpumpe bedient wird.

Man darf und kann überall Rad fahren, es ist praktisch und verglichen mit dem Auto schnell und preiswert. Außerdem werden auf Fahrräder keine Steuern erhoben, aber ich will hier ja niemanden auf Ideen bringen.

All diese Faktoren haben dazu geführt, dass clevere japanische Ingenieure für ihre Frauen das "Mamachari" erfunden haben. Das Mamachari ist der "VW Polo Kastenwagen" unter den Fahrrädern: Nicht schön, aber praktisch. Und gar nicht mal teuer (Ich hätte nie gesagt, dass ich diesen Satz in Zusammenhang mit Japan noch einmal sagen kann.)
Der Begriff "Mamachari" setzt sich aus den Begriffen "Mama" und "Chari" zusammen: "Mama" steht für Mutter und "Chari" ist ein ziemlich abwertender Begriff für Fahrrad... Also so wie "Pampersbomber" für einen Passat Variant. Und genauso zutreffend.
Kurz zur technischen Ausstattung: Ein Mamachari hat einen tiefen Einstieg und vorne einen großen Einkaufskorb. Es gibt auch Varianten, bei denen der Korb vorne so groß ist, dass man neben den gesamten Einkäufen auch noch einen ausgewachsenen Peter Maffay reinbekommt. Dazu kommt ein stabiler Ständer und eine laute Klingel, mit dem Fußgänger auf dem Bürgersteig anklingeln kann, um sich gleich danach für die Klingelei zu entschuldigen.
Wenn man zwei kleine Kinder hat, oder ein Kind und viele Einkäufe, dann sieht das Ganze so aus:













Liebe Prenzlauer-Berg-Muttis: Ihr seht, es geht also auch ohne ein 3.000 Euro teures Mountainbike-Anhänger-Gespann mit dem man dann den vernünftigen Menschen die Radwege am Senefelder Platz blockiert.

Sollte es das Auswärtige Amt gut mit uns meinen, und Petra tatsächlich im kommenden Jahr nach Tokyo versetzt, dann will ich auch so ein Fahrrad haben. Schon alleine, um damit die Einkäufe nach Hause zu bekommen... Ich muss dann nur zwei Dinge klären: Die Farbe... Und wo das CD-Schild befestigt wird.

Außerdem will ich noch rausbekommen, wozu die beiden durchsichtigen Kunstoffrohre da sind, die senkrecht an den Vorderrädern der Polizeifahrräder montiert sind. Ich habe die Vermutung, da werden Stangen reingesteckt, an deren Spitze die Blaulichter montiert sind. So wie bei den Streifenkamelen in Kairo.

Das kriege ich noch raus, ich halte Euch auf dem Laufenden...

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Ich habe es wenigstens versucht...

Ich war gewarnt, man hatte es mir vorher gesagt.
Es ist laut, unübersichtlich, man kapiert die Regeln nicht und Nicht-Japanern erschließt sich die Faszination nicht. Ich spreche jetzt nicht vom 5-Day Test Cricket zwischen Neuseeland und den West Indies, sondern vom Pachinko.
Pachinko lässt sich am einfachsten so beschreiben: Ein Japaner sitzt vor einem kleinen Fernseher, der in einen hochkant stehenden Flipper eingebaut ist, guckt Zeichentrickfilme und schießt tonnenweise kleine Stahlkugel durch einen Hindernis-Parcour. Dabei ist es furchtbar laut und alle rauchen.
Pachinko ist eins der wenigen in Japan zugelassenen Glückspiele. Die Japaner sind ja im direkten Vergleich zu anderen Asiaten etwas aus der Art geschlagen.
Während Hongkong-Chinesen und Makaken (oder wie die Einwohner von Macao auch immer heißen) ja grundsätzlich bereit sind, auf die Härte ihres Mittelstrahls zu wetten (jedenfalls wenn die Quote stimmt), sind Japaner da etwas zurückhaltener. Geldgewinne sind ohnehin beim Pachinko verboten. Man gewinnt also kein Bargeld, sondern kleine Sachpreise mit einem Wert von maximal 10.000 Yen. Der beliebteste Gewinn ist übrigens der kleine Goldbarren für 10.000 Yen, den man in einem Geschäfft, das es ganz zufällig immer in der Nähe von diesen Pachinko-Hallen gibt, in Bargeld umtauschen kann. Man kann übrigens beliebig viele von diesen Goldbarren gewinnen.
Wenn man sagt, dass Pachinko in Japan populär ist, dann ist das so untertrieben, als ob man behaupten würde, dass sich ein paar Deutsche ein wenig für Fußball interessieren.
Statistisch gesehen geht jeder 8. Japaner regelmäßig Pachinko spielen, dabei werden 250 Milliarden Euro ausgegeben. Das ist mehr als der aktuelle deutsche Bürgschaftsanteil am Euro-Rettungsschirm. Und wahrscheinlich sind beim Pachinko die Gewinnchancen auch noch viel besser.
Es ist also eine riesige Industrie, die in ganz Japan 16.000 Pachinko-Hallen betreibt und es sich leisten kann, Nicolas Cage als Werbestar zu verpflichten. Aber wer sich mal "Stadt der Engel" im Kino angucken musste, der weiß, dass Nicolas Cage für Geld alles macht... Also auch Pachinko-Werbung.
Hier der Beweis:


Ich wollte mir selber ein Bild machen, deshalb bin ich heute mal in so eine Pachinko-Halle reingegangen... Und nach großzügig geschätzen 28,4 Sekunden wieder draußen gewesen. Die Geräuschkulisse entspricht ungefähr einer Formel-1-Boxengasse, nur in laut und ohne Ohrenschützer. Ständig blinkt und blitzt es irgendwo. Und mittendrin sitzen Durchschnitts-Japaner mit verkniffenem Gesichtsausdruck vor den Maschinen und verzocken kleine Kugeln. Und rauchen dabei.
Vielleicht gibt es ja auch irgendwo einen Nichtraucher-Bereich, aber ich werde es wohl nicht mehr herausfinden.

Denn zum Thema "Pachinko" halte ich Euch nicht mehr auf dem Laufenden... Es ist mir einfach zu laut.

Aber keine Sorge, mir gehen die Themen schon nicht aus. Ich habe mir zum Beispiel zum Trost nach dem Besuch in der Pachinko-Halle eine Schachtel grünes KitKat gekauft und werde es gleich verkosten. Darüber halte ich Euch gerne auf dem Laufenden...

Montag, 24. Oktober 2011

Der Präsi ist da!

Und das ist auch gut so. Die Tatsache, dass der Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Christian Wulff, gestern pünktlich in Tokyo angekommen ist, zeigt uns Steuerzahlern, dass die Investition in einen neuen Regierungs-Airbus vielleicht doch keine so schlechte Idee war.
Man kann doch nicht erwarten, dass die Japaner auf unseren Präsidenten warten müssen, wenn sie nicht mal lange auf eine U-Bahn warten müssen. Obwohl, vielleicht hätte Herr Wulff doch besser mit einer von den alten Regierungs-Mühlen kommen sollen, bei der immer die Türen rausfallen. Das hätte man hier bestimmt dauerhaft reparieren können.
Jetzt muss ich mal kurz persönlich werden: Lieber Herr Wulff, ätsch-bätsch! Sie müssen Ende der Woche mit ihrem popeligen Airbus A340, den Sie auch noch gebraucht gekauft haben, nach Hause fliegen. Wir fliegen nur einen Tag später mit nem A380... Und Miles&More-Punkte bekomme ich auch noch.

Der erste Besuch führte unseren Präsidenten auf das große Deutschlandfest. Ich habe gerade online gelesen, dass das Deutschlandfest im Garten der Botschaft stattgefunden haben soll. Lieber Herr Schreiberling vom Berliner Kurier: Der vermeintliche "große Park der Botschaft" heißt Arisugawa-Park und ist ein öffentlicher Park. Wenn die Deutsche Botschaft einen 6,7 Hektar großen Park mit Schildkrötenteich und einem Baseball-Feld mitten in einer der teuersten Städte der Welt unterhalten würde, dann hätten wir davon bestimmt schon in einer launigen Pressemitteilung vom Bundesrechnungshof gelesen, oder?
Oder spätestens wenn sich der DFB beschwert hätte, dass es kein Fußballplatz ist.

Das Fest war großartig, die mehrheitlich japanischen Besucher konnten die drei typisch deutschen Getränke probieren: Bier, Wein und Coca-Cola. Es gab Bratwurst am Spieß, Biobrot und fast so viele Kinder, dass man dachte, man ist am Kollwitzplatz. Erst die Abwesenheit von Bionade hat einem klar gemacht, dass man nicht im Prenzlberg ist.

Ein Tatsache war nicht zu übersehen: Christian Wulff is substanziell größer als der Durchschnittsjapaner, er überragt sogar den Kronprinzen um einen Kopf. - Gut, wenn wir einen Präsidenten gewollt hätten, der dem japanischen Kaiserhaus auf Augenhöhe begegnet, dann hätten wir Norbert Blüm ein Paar Pumps spendieren müssen.
Die Rolle, die der Bundespräsident in Deutschland spielt, kann man Japanern übrigens ganz leicht erklären: "Christian Wulff ist der Kaiser von Deutschland". - Nur mit einem Unterschied: Wenn unser Kaiser mal beleidigt zurückgetreten ist, dann wählen wir uns einfach einen Neuen... Das können die Japaner nicht, hier muss man für den Job geboren sein.
Und damit ich hier keine Befindlichkeiten verletze: Christian Wulff ist nur für die Japaner "Kaiser von Deutschland". Nicht, dass ich noch Ärger mit Uli Hoeneß bekomme, wegen Majestätsbeleidigung gegen den Beckenbauer.

In diesen Minuten trifft sich unser Präsi gerade mit dem Tenno zum Mittagessen im Kaiserpalast... Ich bin mir sicher, er wird seine Hoheit mit den gleichen Worten begrüßen, die er auch zu seinem Versicherungs-Vertreter wegen der Hausratversicherung fürs Schloss Bellevue gesagt hat... Nämlich: "Hallo Herr Kaiser!"

Ob es wirklich so war? Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Samstag, 22. Oktober 2011

Regen in Tokyo...

... muss wohl auch mal sein. Aber warum denn bitte an einem Samstag, wenn wir eigentlich unterwegs sein wollen? Ganz einfach: Weil der Samstag für die Mehrheit der Japaner ein Arbeitstag ist. Und wenn man eh damit beschäftigt ist Hybrid-Toyotas und Sushi zu bauen, dann kann es ruhig regnen.
Wenn es regnet, dann bekommt der ahnungslose Reisende eine wirklich spannende Erfindungen der japanischen Nützlichkeitsindustrie zu sehen.
Aber hier eine kurze Vorbemerkung, ich erwähnte ja bereits, dass Japan ein relativ enges Land ist. Das bedeutet, dass Geschäfte häufig mit relativ viel Ware vollgestellt sind. Das sieht dann ungefähr so aus:

















Dazu kommt dann, dass es nicht richtig angenehm ist, bei immer noch über 20 Grad eine Regenjacke zu tragen, deshalb erfreut sich der Regenschirm hier großer Beliebtheit. Besonders die preiswerte Variante für 3,50 Euro aus durchsichtigem Kunststoff mit eingebautem Taifun-Detektor. Der funktioniert ganz einfach: Wenn man den Regenschirm bei starkem Wind und Regen aufspannt, dann ist er sofort kaputt... Das warnt den Nutzer sofort davor, dass aus Wind und Regen ein Taifun werden kann.

Bei Regen und der damit verbundenen epidemischen Verbreitung von Regenschirmen kommt es für die Gewerbetreibenen zu einem Problem, wie verhindert man, dass Kunden mit den nassen Schirmen durch die Geschäfte oder Restaurants rennen? In den Restaurants ist es ganz einfach: Dort gibt es große Schirmständer mit entsprechenden numerierten Halterungen, damit man die Nummer, unter der der Nässeschutz geparkt ist nicht vergisst, gibt es eine Garderobenmarke mit entsprechender Nummer.
In den Ladengeschäften gibt es aber eine noch viel tollere Sache: Regenschirm-Eintüter!
Das sind Ständer in denen man den Regenschirm von oben einführt und das nasse Teil wird in eine eingespannte Plastikhülle gesteckt, die verhindert, dass die "Hello Kitty"-Socken in der Auslage nass werden können.Wenn man das Geschäft wieder verlässt, dann kann man die Schutzhülle abziehen und in der Ablage rechts der Entsorgung zuführen.

















Genial oder? Dagegen sind die in Japan erfundenen Armbanduhren mit eingebautem Taschenrechner doch absoluter Mist... Gut, das sind sie auch so, es tut aber jetzt nichts zu Sache.

Mir fällt jetzt gerade keine passende Überleitung ein, außer: Ich hoffe, dass man die Regenschirm-Eintüter morgen nicht braucht... Morgen ist nämlich das große Deutschland-Fest. Dann wird das neue Bundespräsidenten-Modell "Wulff 2010" der japanischen Öffentlichkeit vorgestellt. Und da kann man ja keinen Regen brauchen. Obwohl unser Präsident ja eigentlich wasserdicht sein soll.

Ich halte Euch auf dem Laufenden, ob es geregnet hat...

Administratives und so...

... muss auch mal sein.

Ich muss mal eins loswerden: Ich bin sehr über die positive Resonanz auf mein Geschreibsel überrascht und freue mich, dass es allen Lesern offenbar Spaß macht. Und wem es keinen Spaß macht, der muss ja nicht weiterlesen, wir sind hier ja nicht bei der Bundeswehr.
Ich habe mir mal die Nutzerstatstiken angesehen, ich würde die Leser aus Taiwan ja gerne in der Landessprache begrüßen, leider kann ich aber kein Chinesisch... Nicht mal normales Tischtennis.

Ein paar geneigte Leser werden es schon wissen, dem Rest sei es auf diesem Wege gesagt: Den Botschaftsangehörigenangehörigen gibt es jetzt auch bei dem, was Guido Westerwelle als "Gesichterbuch" bezeichnen würde. Denn wie sagte unser Außenminister und Big-Brother-Container-von-innen-Besichtiger einst in seiner schier unendlichen Weisheit: "So wie es in Großbritannien üblich ist, dass man dort selbstverständlich Englisch spricht, so ist es in Deutschland üblich, dass man hier Deutsch spricht."
Und zwar unter der Adresse www.facebook.com/Botschaftsangehoerigenangehoeriger
Da gibt es neben den Links zu dieser Seite auch noch Fotos und "exklusives Material". Also das exklusive Material ist nichts anderes als kurze Schnipsel, die mir gerade so duchs Hirn geschossen sind... Also nichts weiter als abgetippte Synapsenverschaltungen. Aber vielleicht gefällt es ja jemandem. Die großen, kompletten Texte werden weiterhin hier erscheinen. So wie es sich gehört.
Und wer nicht bei Facebook ist, der kann es sich trotzdem angucken... Dann wird man nur um das Vergnügen betrogen, dort auf "Gefällt mir" klicken zu können.

Freitag, 21. Oktober 2011

Das Geheimnis des Alterns...

In keinem Land der Welt gibt es prozentual mehr Hundertjährige als in Japan. Seine Bürger besitzen die höchste durchschnittliche Lebenserwartung aller Nationen - Männer 79, Frauen 86 Jahre. Und 18 von 100.000 Einwohnern werden 100 und mehr Jahre alt.
Es gibt verschiedene mögliche Erklärungsansätze: Gesunde Ernährung und erfolgreiche Präventionsprogramme. Es gibt sogar ein paar Präventionsprogramme für geistige und körperliche Fitness, von denen bekommt man gar nicht mit, dass sie der gesundheitlichen Prävention dienen.
Zum Beispiel sorgt das relativ verworrene Prinzip der Mülltrennung für geistige Fitness und manuelle Geschicklichkeit bis ins hohe Alter. In der Kindheit lernen die Kinder die komplizierten Schriftzeichen, als Erwachsener bleibt man gestig fit, in dem man lernt, dass benutzte Teebeutel auf den brennbaren Müll gehören, zusammen mit getragenen Schuhen und Kinderwindeln. Gegen Athrose in den Fingern beugt man vor, in dem man die Nation dazu anhält, die Plastik-Etiketten von den PET-Flaschen zu puhlen.
Die Bahnen fahren leider zu oft, als dass das Hinterherjagen nach einer U-Bahn der Fitness dienen könnte, deshalb hat man in die U-Bahnen nicht überall eine Rolltreppe eingebaut. Man kann sich sogar relativ sicher sein, dass man nicht aus einem U-Bahnhof rauskommt, ohne nicht mindestens eine Treppe gelaufen zu sein. So bleibt man auch im Alter fit.
Seine Reaktionsgeschwindigkeit trainiert der japanische Büroangestellte mit den Aufzügen. Japanische Aufzüge haben nämlich bissige Türen. Die Dinger gehen automatisch so schnell zu, dass nur maximale eine Person gefahrlos einsteigen kann. Die zweite Person bekommt zwangsläufig eine elektro-mechanische Schiebetür gegen die Schulter geknallt.
Das kann schmerzhaft sein, sieht lächerlich aus und macht Falten in teure Designer-Anzüge. Und da ein Japaner ja selten allein kommt, gibt es ausgefallene Techniken, den Einstieg einer mehrköpfigen Gruppe in einen japanischen Fahrstuhl sicherzustellen. Kommt ein Fahrstuhl an einem Stockwerk an und eine Gruppe "Salarymen" und "Office Ladys" will einsteigen, so geschieht das meist mit der "Opfer-Technik": Der jüngste männliche Angestellte muss den Fahrstuhl so schnell wie möglich betreten und dann dort den magischen Knopf finden, der die Fahrstuhltür offen hält. Und den dann auch drücken. Und solange gedrückt halten, bis die Gruppe komplett und in Sicherheit ist. Wenn die Gruppe im gewünschten Stockwerk ankommt, dann muss der Jüngste wieder den Knopf drücken bis alle Älteren die Fahrstuhlkabine sicher verlassen haben. Dann ist er dran, den Fahrstuhl mit einem beherzten Sprung zu verlassen. Und meistens schlägt dann das Stahlmonster von Mitsubishi Heavy Industries, Panasonic oder Hitachi zu, und klemmt den hoffnungsvollen Manager-Nachwuchs unbarmherzig ein.
Wer durch dieses Stahlgewitter der ständigen Bedrohung durch Fahrstühle gegangen ist, der kann dann in aller Ruhe über 80 werden und bis dahin einen multinationalen Konzern leiten...
Und wer sich nicht mehr traut, den Finger vom Knopf zu nehmen und aus der Kabine zu springen, der bekommt eine Uniform und wird Fahrstuhlführer.

Und wenn mich nachher nicht die Fahrstuhltür zerquetscht, dann halte ich Euch auf dem Laufenden...

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Warum die Japaner keine Chinesen sind...

Japaner sind keine Chinesen.
Das wird jedem klar, der dieses Bild sieht: Japaner taugen einfach nicht als Produktfälscher. Die müssten doch wissen, dass die Firma Beck's keinen Kaffee herstellt. Und außerdem ist es das falsche Rot.

Mal in eigener Sache...

Ich weiß gar nicht, ob das hier überhaupt irgendjemand liest, deshalb werde ich einfach mal die Chance ergreifen, hier Werbung für die Kommentarfunktion zu machen. Ich freue mich über jedes Feedback, wenn ich keins bekomme, dann muss ich darüber nachdenken mich dem "Club der gelangweilten MaPs" anzuschließen. Anonyme Kommentare sind freigeschaltet und können gerne genutzt werden. Ich werde lediglich alle Heiratsanträge löschen. Außerdem gibt es unter jedem Artikel noch die Möglichkeit, irgendwo zu klicken. Klickt ruhig!

Es gib im übrigen noch einen kleinen Themenüberhang, ich habe hier noch eine lange Liste von Themen, zu denen ich noch was schreiben will. Ich fürchte also, es wird auch nach unserer Rückkehr weitergehen...

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Konsumautomaten starren einen an!

Es gibt in Japan für alles einen Automaten...
Stop! Ich werde jetzt nicht sagen: "Sogar für getragene Damenunterwäsche.". Diese Automaten soll es mal gegeben haben, sie sind aber verboten worden. Die absurde Vorstellung, dass Japan ein Volk voller Perverser ist, das getragene Damen-Schlüpper aus dem Automaten kauft, hält sich aber in Europa hartnäckig.
So oft wie mir schon die Geschichte erzählt worden ist, sollte man sich mal die Frage stellen, ob es in Europa nicht auch einen Markt dafür gäbe.
Das einzig wirklich Perverse, das man im Japan im Automaten kaufen kann, sind fiese Getränke. Ich hatte ja schon "Suntory Green Espresso" und den Kaffee aus der Dose genannt. Zum Ende dieses Textes werde ich noch zwei andere Flüssigkeiten vorstellen, die ich nur ungern "Getränk" nennen würde.

Doch zuerst noch mal zu den Automaten: Japan ist ein Land voller Automaten, man kann eigentlich hingehen wohin man will, solange man genug Kleingeld dabei hat, kann man nicht verdursten.
Die Automaten brauchen natürlich Strom, zur Kühlung der Getränke, zur Erwärmung der Getränke, zur Beleuchtung und zum Abspielen von Werbesprüchen und lustigen Melodien beim Kauf...  Und natürlich für den Anschluß des Automaten ans Internet via W-LAN.
Ich hab etwas im Internet gegraben und bin auf beeindruckende Zahlen gekommen, die ich hier ungeprüft wiedergebe:
In Japan gibt es 5,6 Millionen Getränkeautomaten, 22,32 Japaner teilen sich also einen Automaten. Um es bildlich zu machen: Wenn man einen Automaten in jeder Klassenzimmer einer japanischen Grundschule stellt, dann sind Automaten dort unterrepräsentiert... Es müssten nämlich fast zwei sein.
Nur an den Getränkeautomaten werden im Jahr knapp 70 Milliarden Euro umgesetzt, das sind vier Milliarden Euro mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Vietnam. Jeder Japaner gibt im Schnitt 530 Euro pro Jahr nur für Automaten-Getränke aus, das ist ist mehr als ein Getränk pro Japaner pro Tag. Stellt man den japanischen Jahreskonsum von Getränken aus dem Automaten nebeneinander, so reicht er ca. 58 Mal um den Äquator herum.
Wenn man alle Automaten abschalten würde, dann könnte man ein komplettes Atomkraftwerk einsparen.
Das würden die Japaner aber natürlich nicht machen, dann müssten sie ja andere Leute mit ihren Bedürfnissen belästigen. Die japanische Mentalität ist eigentlich zu vielschichtig, um sie in einem Satz wiederzugeben. Ich probier es aber trotzdem: Der einzelne Japner will seinen Landsleuten so wenig wie möglich zu Last fallen, deshalb geht er für eine Dose Cola lieber zum Automaten als in einen Conbini. In den Conbini geht er erst, wenn er die Cola getrunken hat, um dann dort Mangas zu lesen. Damit stört er den Verkäufer nämlich nicht.
Das erklärt dann auch, warum es Automaten gibt, die vor Supermärkten stehen, die 24 Stunden am Tag geöffnet haben. 

Wahrscheinlich sind diese Automaten aber in Wirklichkeit "Transformers", die sich nachts in schreckliche Roboter verwandeln und entweder gegeneinander um die Weltherrschaft kämpfen oder die Straße fegen. Wahrscheinlich beides, zuerst wird gekämpft, dann gefegt.

Wirklich nur ein Automat? Vielleicht ist es doch eine Kampfmaschine.


















In den Automaten gibt es neben den üblichen Verdächtigen Cola, Kaffee, Grüntee und Wasser noch drei erwähnenswerte Getränke:
1. "Fanta Grape", besteht hauptsächlich aus lila Farbstoffen und Zucker. Grauenvoller Geschmack, ich wage mal die Behaptung: Es gibt keinen Alkohol auf dieser Welt, der daraus einen genießbaren Longdrink machen könnte. Nicht mal Biodiesel.
2. "Calpis", ein typisch japanisches Geträk auf Milchbasis. Am ehesten mit in Wasser aufgelösten Joghurt vergleichbar. Dieses Getränk ist eine absolut meisterliche Leistung von japanischen Ingenieuren, man hat es nämlich geschafft, in diesem Gesöff mehr Kalorien unterzubringen als in vollfetter Cola.
3. "Pocari Sweat", zu diesem Getränk habe ich zwei Fragen: Wer ist Herr Pocari? Und warum muss man seinen Schweiß in Flaschen füllen? Es ist ein isotonischer Drink mit dem Geschmack von Kunstzitrone, macht wahrscheinlich nach der zweiten Flasche höllisches Sodbrennen. Die erste Flasche taugt an schwülen Tagen aber durchaus als Durstlöscher. Wie Wasser übrigens auch.

Wirklich bemerkenswert sind aber die Nachschubsysteme: Die meisten Automaten haben einen W-LAN-Anschluß, der den Fahrern von den kleinen weißen Nachschub-Lieferwagen übers Internet meldet, welcher Automat welche Nachfüllung braucht. So wird die Standzeit der Lieferwagen vor den Auomaten minimiert... Der Japaner an sich will ja den anderen Autofahrer so wenig wie möglich im Weg stehen. Etwas, woran sich die UPS-Kutscher in Berlin mal ein Beispiel nehmen könnten.
Gelegentlich soll man die Nachschub-Wagen auch mal mit Blaulicht auf dem Dach durch die Stadt rasen sehen... Das ist dann ein Notfall, dann ist an irgendeinem Automaten in der Stadt der kalte grüne Tee mit Milch ausverkauft. Und das geht ja nicht, dann muss man ja bis zum nächsten Automaten laufen. Im Schnitt ungefähr 200 Meter.

Genug über Automatengetränke geschwätzt, ich mach mir jetzt nen Kaffee... Und halte Euch auf dem Laufenden.

Montag, 17. Oktober 2011

Hertha BSC reloaded...

Tokyo und Berlin haben auf den ersten Blick wenig gemein: Berlin hat preußische Geschichte, Tokyo hat preußische Perfektion im Nahverkehr.
Beide hat aber das Schicksal getroffen, dass jede ernstzunehmende Hauptstadt wohl einmal treffen muss: Der örtliche Fußballverein spielt nur zweitklassig.
Also haben wir uns am Sonntag aufgemacht, um zum Fußball zu gehen. Eine intensive Internetrecherche ließ alles ganz einfach erscheinen: Man fährt mt dem Zug zum Stadion, läuft die Hauptstrasse bis zum Stadion, kauft Tickets und geht rein. - Und genauso war es auch...
Trotzdem ein beeindruckendes Erlebnis, das aus einer Aneinanderreihung von Highlights, Aha-Erlebnissen und "Warum ist das nicht auch in Deutschland so?"-Erfahrungen bestanden hat.

Aber der Reihe nach:
Fußball ist nicht die beliebteste Sportart in Japan, das ist Baseball. Fußball steht aber schon an zweiter Stelle, das ist unter anderem Dettmar Cramer zu verdanken. Wer ihn nicht kennt, das ist der nette ältere Herr aus der Volksbank-Werbung (Jeder hat etwas, das ihn antreibt). Dettmar Cramer und Guido Buchwald haben mit ihrer Arbeit als Fußballtrainer das Image der Deutschen in Japan so positv beeinflusst, dass sogar ein ausgedehnter Staatsbesuch von Guido Westerwelle unser Image hier nicht ernsthaft beschädigen könnte. Aber man muss es ja nicht drauf ankommen lassen.
Zurück zum Fußball, Petra und ich haben einiges an Stadionerfahrung: Ich war bei der WM 2006, Petra beim Länderspiel Kasachstan gegen Portugal. Zusammen haben wir Real Madrid, den HSV, Hertha BSC, Union Berlin, Bayern München, den VfL Osnabrück und die TSG 1899 Hoffenheim gesehen. Wir waren auf alles vorbereitet... Aber nicht auf ein Stadion, in dem man in Socken herumlaufen könnte.

Die Anreise zum Erlebnis "FC Tokyo" ist ganz einfach: Man mischt sich einfach unter die Hundertausenden von Menschen, die zu jeder Minute den Bahnhof Shinjuku bevölkern, fährt mit dem Schnellzug zwei Stationen nach Chofu, dann noch einmal zwei Statitionen mit den Nahverkehr, dann ist man da. Immer noch in Tokyo, aber nicht mehr von Hochäusern umzingelt. In Berlin könnte die Anreise zum Olympiastadion per S-Bahn im Prinzip auch so einfach sein... Aber halt auch nur im Prinzip.
An Spieltagen vom FC Tokyo folgt man einfach den Schlachtenbummlern, die zahlreich zum Stadion laufen. Man sieht bereits die ersten Fanartikel, es dominiert aber noch die große Tasche, als wenn man zum Baden geht. In den zahlreichen Conbinis gibt es alles für den Fan: Getränke, Becher und Bento-Boxen im FC-Tokyo-Design. In diesen Boxen sind schlicht und einfach leckere Schnitzel-Sandwiches.













Wenn man am Stadion ankommt, kein Japansich spricht und keine Tickets hat, dann ist es ganz einfach: Man schnappt sich einen der zahlreichen dort anwesenden Menschen, die ein "FC Tokyo Fan Crew" Polohemd tragen und spricht ihn auf Englisch an, der bringt einem zum nächsten  Polohemd-Träger, der Englisch spricht. Der eskortiert einen dann persönlich zum Ticket-Counter. Dort erwartet einen die große Überraschung: Die Tickets sind relativ preiswert, 2.000 Yen (20 Euro). Und zwar sowohl für die Fankurve, als auch für die komplette Gegen-Tribüne. Kinder zahlen nur 500 Yen, eine lohnenswerte Investition in den Fan von morgen. Tickets, die man in Deutschland als Business-Seats vermarkten würde, kosten rund 50 Euro. Die kauft aber keiner.
Dann geht es durch die Sicherheitskontrolle, dort geht man hauptsächlich sicher, dass man keine Seeminen in kleinen Bollerwagen hinter sich herzieht. Das Mitbringen von Picknick-Körben, Getränken, und dem dazugehörigen Besteck ist natürlich erlaubt. Nur Dosen müssen in Pappbecher umgefüllt werden, bei Plastikflaschen muss der Deckel abgegeben werden. So will man sichergehen, dass alles korrekt recycelt wird.
Das Stadion heißt "Ajinomoto-Stadion", Ajinomoto ist ein Nahrungsmittelhersteller, der die Namensrechte am Stadion gekauft hat. Deshalb bekommt auch jeder Besucher eine Ajinomoto-Produkt am Eingang geschenkt. Ich kann die Verpackung nicht lesen, aber es ist eine Soßenmischung, die laut den Bildern auf der Rückseite mit Tofu, Sojasprossen und Fleisch zubereitet werden soll und recht schmackhaft aussieht.
Ich stelle mir gerade vor, was passieren würde, wenn Hertha BSC plötzlich nicht mehr im Olympia-Stadion spielen würde, sondern in der "Bautzener-Senf-Arena". Und jeder Stadion-Besucher würde am Eingang einen Becher mittelscharfen Senf bekommen...
Eins ist sicher: Ein paar DFB-Schiris würden dann gleich in den gelben Outfits pfeifen. Damit man die Flecken nicht so sieht.
Aber man ist ja hier in Tokyo, hier wirft man erstens nicht mit Lebensmitteln und zweitens nicht im Stadion. Man könnte ja was dreckig machen.

Dann ist man im Stadion angekommen, der Durchschnittsbesucher verschwindet dann erstmal auf der Toilette, zum Umziehen. Das Fan-Outfit wird erst im Stadion angelegt... Dann aber richtig.
Wir mussten uns natürlich erst ausstatten, was aber schnell zu erledigen war. Leider auch nicht billig, für einen Schal und eine Mütze zahlt man mal eben 50 Euro.
Aber was ist schon Geld, wenn es um Fußball geht?

















Japanischer Fußball ist eine Familien-Akivität, die ganze Familie geht sonntags ins Stadion. Ich habe auch eine mögliche Erklärung: Ein Besuch für zwei Erwachsene mit zwei Kindern ist billiger als ein einzelnes Kinderticket fürs Disneyland.
Außerdem kann man einen Picknickkorb mit ins Stadion nehmen, und im Schatten des Oberrings die Decke ausbreiten. Der Fußbden ist so sauber, man bräuchte die Decke aber nicht zwingend.
Ach ja, Fußball wurde auch noch gespielt, Tokyo hat 3:0 gegen Fagiamo Okayama gewonnen. Kein hochklassiges Spiel, aber die Mehrheit der Spiele in der 2. Bundesliga ist spielerisch schlechter. Eine klare Sache, trotzdem hat der unterlegene Gegner bis zum Abpfiff versucht mitzuspielen. Wahrscheinlich weil man es den ungefähr 50 mitgereisten Fans schuldig war, die mit eine stoischen Begeisterung, Trommeln und einer einzelnen Vuvuzela für die Stimmung gesorgt haben, die einfach zum Fußball gehört.

Fazit des Tages: Ein Stadionbesuch ist echt eine Alternative zum Besuch des 14. Shinto-Schreins oder dem 88. Mega-Kaufhaus.
Und in der nächsten Saison spielt der FC Tokyo dann auch wieder in der ersten Liga, man ist nämlich Tabellenführer. - Deshalb auch die heutige Überschrift: Hertha BSC reloaded.

P.S. Zum Abschied hat sich das  Maskottchen noch persönlich von uns verabschiedet:














Es hofft wohl auf ein Wiedersehen...
Ob es klappt? Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Kaffee, oder was man hier so nennt...

Ich gebe auf, ich kapituliere, ich mache nicht mehr weiter.

Ich habe jetzt Wonda, Super-Wonda, Boss und Kilimanjaro ausprobiert. Man kann alles davon vergessen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte: Es gibt keinen Kaffee aus der Dose, der wirklich schmeckt.
Trotzdem scheint es für das Zeug wirklich einen Markt zu geben: Jeder Getränkeautomat bietet mindestens drei verschiedene Sorten an. In den Combini-Märkten stehen noch mehr Varianten und heiß und kalt rum. Alles schmeckt wie dünner Nescafé, der mit destiliertem Wasser angerührt und mit Tipp-Ex weiß eingefärbt wurde.
Der Preis von dem Zeug kann nur durch eins gerechtfertigt werden: Dem hohen Materialpreis der Dosen, in denen es vepackt ist. Und der Tatsache, dass man die erwärmten Dosen aus dem Automaten im Winter wunderbar als Handwärmer benutzen kann... Man darf nur nicht auf die Idee kommen, das Zeug zu trinken.
Ich kann mich erinnern, dass es fertigen Kaffee aus der Dose auch mal an Tankstellen in Deutschland gegeben hat. Das ist aber bestimmt nur ein Nischenprodukt gewesen... Und inzwischen hat bestimmt jemand diese Nische zugemauert.

Man muss dem Dosenkaffee aber zwei Sachen zugestehen: Das Zeug hat ein wirklich liebevolles Verpackungsdesign... Außerdem ist es immer noch eine geschmackliche Alternative zu "Suntory Green Espresso".

















 Es gibt aber auch wirklich leckere Dinge in Aluminiumverpackung, doch davon mehr in den nächsten Tagen.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Wer lesen kann, ist klar im Nachteil...

... dem entgeht nämlich das Spannungsmoment beim Einkaufen.
Es ist nämlich wirklich schwer, zu erkennen was in einer Packung drin ist. Man kann viele Sachen an Formen oder Bildern erkennen, aber halt nicht alles.
Manchmal hilft auch die Umgebung: Wenn etwas Braunes neben der Marmelade steht, dann wird es wahrscheinlich ein japanisches Nutella-Derivat sein und keine dunkle Schuhcreme. Obwohl man auch da manchmal nicht vor Überraschungen sicher sein kann.
Aber auch wenn etwas im Supermarkt mit lateinischer Schrift beschriftet ist, verschafft einem dies auch nicht unbedingt einen zwingenden Informationsvorteil. Der Konsumgüter herstellende Japaner neigt offensichtlich dazu, seine Produkte mit englischen Wörtern aufzupeppen. Neben mir liegt ein Paket mit "Mintia"-Pfefferminzbonbons in der Geschmacksrichtung "Dry Hard". Ich hab jetzt die halbe Packung intus... Und leide weder und Mundtrockenheit oder trockenem, spröden Haar.
Es geht aber noch besser: Es geht auch auf berlinerisch, genauer gesagt unter Verwendung einer von mir nicht übermäßig geliebten Vokabel  aus der Hauptstadt der DDR.
Aber seht selbst:













Ich habe die Würstchen natürlich gekauft, wir haben sie gegessen... Ganz ehrlich: Sie haben ganz "schau" geschmeckt. Um im DDR-Sprech weiterzumachen: Der Geschmack war in Ordnung, aber nicht "urst gut". Das ist hier nur das Sushi.
Es gibt natürlich noch andere Worte, die sich die Japaner aus der deutschen Sprache geliehen haben, zum Beispiel "Aromatherapie". Manche deutschen Worte sind aber auch etwas verfremdet worden, zum Beispiel steht bei uns Spülmittel mit dem Namen "Enjoy Awa's". Auch wenn das Apostroph in diesem Fall noch kreativer verwendet wurde, als im Großraum Görlitz, lässt sich die Herkunft des Wortes noch klar erkennen.

Aber gut, ich will hier nicht mit einer kulturellen Überlegenheit prahlen, die definitiv nicht da ist. Ich denke da an die hohe Dunkelziffer von tätowierten japanischen Kanjis auf den Hüften von niederrheinischen Solariums-Fachangestellten, die Ausdrücke wie "Kraft", "Liebe" oder "Vertrauen" symbolisieren sollen. In Wirklichkeit stehen sie aber für "Bitte die maximale Durchfahrtshöhe beachten!"

Für einen längeren Aufenthalt ist es also ratsam, wenigstens zu versuchen, ein paar japanische Schriftzeichen zu lernen. Damit man irgendwann nicht versehentlich das Grillfleisch in dunkler Haartönung mariniert und sich hinterher über den Geschmack wundern muss. Wobei auch der Gedanke von Sojasauce im Haaransatz nicht wirklich verlockend ist.

Über meine Fortschritte mit Schrift und Sprache halte ich Euch auf dem Laufenden.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Mein erstes Mal...

Mein erstes Auto war ein monacoblauer Polo, mein erstes Asterix-Heft war "Das Geschenk Cäsars", mein erstes Weizenbier hatte ich 1987 in Berlin-Steinstücken.
Mein erstes Erdbeben hatte ich letzten Montag um 7.00 Uhr Ortszeit.
Dass Japan tektonisch recht aktiv ist, ist ja nicht wirlich eine neue Erkenntnis. Deshalb waren wir statistisch einfach dran, während unseres Aufenthaltes die Erde beben zu spüren. Es hat auch nur zwei Wochen gedauert, dann hat die Erde gewackelt. Das Gefühl ist komisch gewesen, anders als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte eine auf-und-ab-Bewegung erwartet, es war aber eher ein horizontales Wackeln. Das Erdbeben hat gerade mal für zwei Dinge gereicht: Einmal um meine Kaffeetasse zum wackeln zu bringen, und um eine Meldung bei faz.de auszulösen. Wie gut, dass meine Mutter dort nicht rumsurft.

Wir wohnen hier im zehnten Stock, die hohen Gebäude haben eine Erdbebendämpfung. Ich hab mich also nicht unsicher gefühlt. Abgesehen davon war das Beben aber  viel zu schnell vorbei, um sich Gedanken zu machen. Wer das Gefühl eines Erdbebens nachempfinden will, der kann das in Berlin tun. Man stellt sich einfach auf den Hackeschen Markt und wartet bis eine Tram vorbeifährt.

Es ist aber schon erstaunlich, was die seriöse Presse wie die FAZ aus etwas macht, dass die meisten Tokyoter nicht hat von ihrem Manga-Heft aufblicken lassen. Link hier

Es gibt verschiedene mathematische Modelle, wonach ein großes Erdbeben in Tokyo überfällig ist. Aber viele Deutsche haben ja auch jeden Samstag das Gefühl, dass sie jetzt mit dem Lotto-Jackpot dran sind.
Und die regelmäßigen kleinen Beben führen unweigerlich zu einem Gewöhnungseffekt. Ich glaube, sonst könnte man hier auch nicht leben.

Mit meiner seismischen Entjungferung ist es wie mit vielen "ersten Malen" gewesen: Man fragt sich hinterher, warum man vorher darüber so viel nachgedacht hat.

PS: Petra muss noch auf ihr erstes Erdbeben warten, das von Montag hat sie nämlich verschlafen. Das zählt also nicht.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

Nachtrag: Am 13.10. hat sich ein schweres Edbeben  auf Bali ereignet. Ich hoffe zwei Dinge: Dass es wenig Toten und Verletzte gegeben hat... Und dass deutsche Journalisten rechtzeitig merken, dass Bali weit genug weg ist, um eine Gefahr für Japan darzustellen.

Dienstag, 11. Oktober 2011

Das letzte Großstadt-Abenteuer: Suppen-Bingo!

Ich habe in meinem Leben ja schon viele Dinge gegessen, vom Ziegengulasch auf Curacao über Krokodil im Prenzlberg bis zum Seeigel auf Kreta.
Ich habe auch schon manches Mal in gastronomischen Einrichtungn Mut beweisen müssen: Ich habe in der Altstadt von Düsseldorf einen Wirt gefragt, ob er auch richtiges Bier hat. Ich habe in Osnabrück gefragt ob man das Bier auch in richtigen Gläsern (größer als 0,2 Liter) ausschenkt. Bei beiden Fragen bin ich auf Unverständnis gestoßen.
Noch größeres Unverständnis bereiten mir aber japanische Speisekarten, ich kann sie schlicht nicht lesen. Da bringt es auch nichts, auf eine Zeile zu zeigen, und zu hoffen, dass es was Essbares ist. Und nicht der Vermerk: Inklusive 5 Prozent Mehrwertsteuer.
Praktischerweise gibt es oft bebilderte Speisekarten oder kleine Plastikmodelle vor der Tür auf die man zeigen kann.
Es gibt aber Resaurants, in denen bestellt und bezahlt man am Automaten, bekommt einen Bon, den der Kellner gegen Essen eintauscht.
Wenn dieser Automat keine Bilder hat und nur auf Japanisch beschriftet ist, dann sind die Voraussetzungen ideal, dann kann man das letzte echte Abenteuer von Tokyo erleben. Dann kann man nämlich Suppen-Bingo spielen.
Die Regeln sind ganz einfach: Man sucht sich ein Restaurant mit so einem Automaten.

















Dann schiebt man tausend Yen in dem Automaten und drückt eine beliebige Taste. Heraus kommt ein Zettel und Wechselgeld. Das Wechselgeld steckt man ein, den Zettel gibt man dem Kellner und setzt sich an die Bar. Nach 5 Minuten kommt die Überraschung: Eine Suppe, fast immer mit Nudeln. Ob sie nach Hühnchen, Curry, Fisch oder Rindfleisch schmeckt, ob Beilagen drin sind, wenn ja welche. Das bleibt die Spannung bis zur letzten Minute.
Man kann sich aber auf der sicheren Seite fühlen: In Japan werden weder Hunde, noch Katzen, auch keine Hasen gegessen. Haifischflossensuppe bekomt man nicht für 1000 Yen.
Es kann also nichts schiefgehen... Also hinein ins Abenteuer!

Ich hatte heute Curry-Suppe mit Pilzen und Rindfleisch, es war lecker, aber beim nächsten Mal probiere ich einen anderen Knopf.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.