...ist echt so ein Thema.
Die meisten Journalisten in Deutschland haben offensichtlich eine etwas bizarre Vorstellung von Japan und den Japanern. Manche glauben offensichtlich, dass der Durchschnitts-Japaner, ich nenne ihn einfach mal Takeo Ichi, sich morgens sein Samurai-Schwert und einen Mundschutz umschnallt, ein Paket Sushi unter den Arm klemmt und dann auf Godzilla zur U-Bahn reitet. Dann sitzt er 18 Stunden im Büro, betrinkt sich anschließend mit seinen Kollegen und fährt dann wieder drei Stunden mit der U-Bahn von Tokio nach Okinawa. Am heimischen Bahnhof wird Herr Ichi dann wieder von einem vor Freude mit dem Schwanz wedelnden Godzilla in Empfang genommen.
Sein eintöniger Arbeitsalltag wird nur durch regelmäßige Erdbeben und eine kurze Mittagspause unterbrochen...
So ist es nicht, wirklich nicht!
Kein Japaner ist 18 Stunden im Büro.
Mir sind in der letzten Nacht zwei Meldungen auf den Fuß gefallen, die ich hier kurz vorstellen will:
Fukushima: Japanischer Politiker trinkt Atomwasser
Mein erster Gedanke dazu war: Klar, und bei "Deutschland sucht den Superstar" werden wirklich Sänger gesucht... Wir leben in einer Zeit, in der wir keinem Politiker mehr glauben, dass er die Kritzeleien aus der Waldorfschule, die bei seinen stolzen Eltern seit Jahrzehnten am Kühlschrank vergilben, wirklich selbst gemalt hat. Wieso sollten wir dann einem Politiker glauben, dass das Wasser wirklich radioaktiv ist?
Klaus Töpfer ist auch durch den Rhein geschwommen, ohne dass ihm ein drittes Ohr auf der Stirn gewachsen ist. Und Theo Waigel soll diese Augenbrauen schon immer gehabt haben... Ich glaube also nicht, dass besagter Politiker sich für sein Land geopfert hat, eher im Namen der PR.
Die Japaner sind ja immer sehr schnell dabei, neue Trends aufzunehmen. Wenn es einer macht, dann machen es seine Landsleute schnell nach… Wahrscheinlich gibt es in zwei Wochen die ersten Lieferengpässe bei radioaktivem Wasser.
Ich persönlich glaube ja, dass er das Wasser nur getrunken hat, um den Geschmack von "Suntory Green Espresso" aus dem Mund zu bekommen... Da ist dann einfach jedes Mittel Recht.
Ich hab noch was gefunden:
Winter-Tipps in Japan: Mit Pudelmütze und Eintopf gegen die Energiekrise
Dass Politiker den einfachen Ratschlag geben, sich im Winter einen Pullover anzuziehen, ist ja nur auch nicht wirklich neu. Nur habe ich damals bei Thilo Sarrazin nicht so drüber gelacht wie heute.
Dieser Hinweis ist bei Japanern völlig unnötig: Da werden warme Klamotten nämlich nicht getragen, weil es kalt ist, sondern weil sie von Giorgio Armani sind. Also auch bei 25 Grad im Oktober. Man könnte beinahe die gesamte japanische Weiblichkeit dazu bringen, sofort und ganzjährig warme Stiefel zu tragen, dazu müsste man das Schuhwerk von Louis Vuitton und Prada nur staatlich subventionieren.
In Japan wird nun mal fast nur mit Strom geheizt, das ist aber keine Dummheit, sondern eigentlich eine ziemlich clevere Entscheidung: Nach einem Erdbeben wird in der betroffenen Region das Gas abgeschaltet, um Brände zu verhindern. Die oberirdisch verlegten Stromkabel lassen sich nach einem Erdbeben schneller wieder reparieren, als geplatzte Gasleitungen... So ist es mit größerer Wahrscheinlichkeit sichergestellt, dass nach einem Erdbeben niemand erfrieren muss.
Wenn in Japan jetzt Strom gespart werden muss, dann werden die Japaner dafür schon Wege finden... In der U-Bahn hat man schon jede dritte Neon-Röhre demontiert, warum nicht auch jede dritte Glühbirne in den Pachinko-Automaten. Vielleicht wird man auch einfach mal bei allen Getränkeautomaten im Winter die Kühlung ausschalten.
Ich habe aber noch einen ganz einfach Vorschlag, um in Japan Strom zu sparen: Man stellt das Heizen ganz ein, japanische Häuser sind meistens so mies isoliert, dass es ohnehin nichts bringt. Dann wird von Januar bis März der Winterschlaf eingeführt... Die meisten Japaner werden während der Zeit nichts vermissen, die Baseball-Liga hat dann nämlich auch Pause.
Ja, Japaner sind anders... Aber nicht doof. Denen fällt schon was ein.
Sonst hätten sie nicht das gezackte Treppengeländer erfunden... Eine Erfindung, deren Genialität sich erst nach einigem Nachdenken erschließt. Dann aber um so beeindruckender.
Darüber halte ich Euch auf dem Laufenden.
GENAU so hab ich mir den Tagesablauf des durchschnittlichen Japaners vorgestellt, allerdings war ich davon ausgegangen, dass er beim Betrinken mit Kollegen (Freunde hat der Japaner ja keine) noch ein paar Karaokesongs in schlechtem Englisch zum Besten gibt und vor Besteigen seines Reitgodzillas noch zwei getragene Slips für den Heimweg aus dem Automaten zieht.
AntwortenLöschenSo kann man sich täuschen.
Geht das hier mal weiter ;-)seit einer Woche warten wir...
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