Sonntag, 18. März 2012

Die doppelte Hölle...

Auch wenn es hier eigentlich um Tokyo gehen soll, muss ich hier einmal einen kurzen Rückgriff auf die bundesrepublikanische Hauptstadt nehmen. Es begab sich vor einigen Jahren, dass sich in Berlin ein Meilenstein der amerikanischen Systemgastronomie mit großem Trara niedergelassen hat, der Fachbetrieb für "Burger, Bier, und tiefe Einblicke": Hooters. - Als der Laden gut ein Jahr später in die Insolvenz gerauscht ist, war das Presse-Echo zwar hämisch, aber nicht so lautstark wie bei der Eröffnung. Die Schließung ist auch kein großer Verlust für die Berliner Kneipenszene gewesen. Es gibt immer noch genug andere Läden, in denen man sich für viel Geld von imkompetenten Kellnerinnen mit schlechtem Essen versorgen lassen kann. Ich persönlich habe bei meinem einzigen Besuch in dem Berliner Hooters-Restaurant beim Anblick der Kellnerinnen in ihren orangen Hotpants immer an die Aerobic-Betriebssportgruppe der Müllabfuhr denken müssen.

In Tokyo scheint Hooters gut zu laufen, vor dem Lokal stehen abends lange Schlangen, was mich aus zwei Gründen nicht wundert: Dort gehen Männerrunden auch ohne konkrete Anlässe wie Jungesellen-Abschiede oder Fußball-Länderspielen gerne mal gemeinsam einen trinken. Außerdem hat das Outfit einer Hooters-Kellnerin (Modell "farbenblinder Cheerleader") für Japaner wohl etwas Verruchtes.Man könnte also denken, dass die Hooters-Welt in Japan in Ordnung ist.

Wenn da nicht diese unheilige Allianz wäre, in Japan hat man sich bei Hooters mit dem Bösen verbündet. Also mit der grauenvollsten Schöpfung menschlicher Kreativität... Mit dem Wesen, dass sogar zu furchtbar ist, um es auf das Cover einer Heavy-Metal-Platte zu bringen.
Viele geplagte Eltern werden schon ahnen, dass ich das Tier meine, dass der englischen Vokabel für "Hölle" seinen Namen gegeben hat: "Hello Kitty".

Das sieht dann so aus: 










Diese Allianz bestätigt meine Vermutung: Die Höllenkatze ist überall, es gibt in Japan praktisch nichts, was es nicht im "Hello Kitty"-Design gibt. Wer glaubt, dass die in Deutschland erhältchen, pinken Hello-Kitty-Backsets für rosafarbene Plätzchen der Gipfel sind, der hat keine Vorstellung, was es in der bunten Konsumwelt in Japan noch so alles gibt. Es gibt sogar kleine Swarovski-Katzen mit der roten Schleife im Haar. Verglichen mit "Hello Kitty" ist das ganze Pokemon-Universum pädagogisch hochgradig wertvoll.
Ich bin mir übrigens sicher, das irgendwo im Keller von Gaddafi noch ein paar Handgranaten im "HelloKitty"-Design herumliegen. So gehen ist die Hello-Hooters-Kitty-Allianz ziemlich schlüssig.

Wirklich bemerkenswert an der Tyrannenkatze ist aber die Tatsache, dass das Merchandising das Produkt an sich ist. Es gibt keine Comics, Filme oder ähnliches... Es gibt nur einen Haufen nett anzuschauenden Konsum-Müll, mit dem Kinder und Erwachsene sich Ihr Leben etwas "niedlicher" gestalten können. Ich will mich da gar nicht ausschließen, ich bin auch im Besitz eines kleinen Handy-Anhängers mit einem kleinen Shinkansen-Zug mit der kleinen Katze vorne drauf... Aber wenigstens ist er nicht rosa. Dafür ist ein Glöckchen dran.

Mehr Höllenkatzen-Kram darf ich nicht kaufen, die beste Ehefrau, die ich je hatte, hat es mir verboten. Ich brauche also nicht darauf zu hoffen, dass wir in den nächsten Jahren in den "Hello-Kitty"-Erlebnispark mit den klangvollen Namen  "Harmonyland" fahren... Aber es gibt ja noch das Disneyland in Tokyo.

Ob es dort ein Hooters-Restaurant gibt? Ich halte Euch auf dem Laufenden.


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