Sonntag, 10. März 2013

Hawaii ist schön... Aber zuhause ist's schöner.

Das Wichtigste zuerst: Paul Kuhn hat gelogen. Es gibt doch Bier auf Hawaii... Oder anders gesagt, es gibt Flüssigkeiten, die man dort als Bier bezeichnet.
Das Bier lässt sich auf Hawaii in zwei Gruppen einteilen, einmal das typisch amerikanische Großserien-Bier mit seinen drei wichtigsten Inhaltsstoffen: Wasser, Wasser und Wasser.
Das gibt es noch das lokale hawaiianische Bier, dieses Bier wird in vielen verschiedenen Varianten gebraut, leider schmeckt keine davon. Besonders ist mir das "Hula Hefeweizen" in Erinnerung geblieben. Wohl weil ich den penetranten Nachgeschmack von Bananenschalen niemals vergessen werde. Und wegen des unglaublich bescheuerten Namens.
Aber auch der Gedanke an das "Wailua Ale"der Kona Brewing Company lässt mich instinktiv darüber grübeln, ob wir noch genug Bullrich-Salz im Haus haben. Laut Werbung wird es mit Passionsfrucht gebraut. Ganz ehrlich: Es schmeckt wie mit Multi-Sanostol gepanschtes Kölsch.
Aber ich will mich nicht darüber aufregen, dass man auf Hawaii kein ordentliches Bier bekommt. Ein Japaner würde ja auch nicht darüber meckern, wenn er in Deutschland Sushi bekommt, dass statt aus Reis aus Kartoffel-Pürree gemacht wurde.

Das Bier ist auch das kleinste Hindernis, dass Hawaii noch auf seinem Weg zu einem "richtigen" Urlaubsziel überwinden muss.

Doch das Positive zuerst: Big Island Hawaii ist großartig, Vulkane, Nationalparks, Whale Watching, Strände, reichlich Landschaft. Wirklich eindrucksvoll.











Wir sind mit Fahrrädern einen Vulkan heruntergefahren, zu fließender Lava gewandert, haben Wale gesehen und Seepferdchen gefüttert. Wir haben kein Golf gespielt und keine Helikopterrundflüge gemacht.
Es war also ein schöner Urlaub...




















Fast. Nur leider hat er teilweise in der DDR stattgefunden. Die beste Ehefrau, die ich je hatte, und ich haben uns bei der Buchung gemeinsam dafür entschieden, in ein Hotel zu ziehen, dessen Betreiber mit "Sh" anfängt und "eraton" aufhört. Das war ein Fehler, aber eine Ehe ist ja bekanntlich dazu da, gemeinsam Fehler zu machen und trotzdem Spaß zu haben.
Das Gebäude unserer Herberge war nicht das Problem, der Bau ist schon etwas älter, man sieht es auch. Man sieht aber auch, dass man in letzter Zeit investiert hat.
Dieses investierte Geld fehlt jetzt leider. Es fehlt vor allem, um davon ein paar Peitschen und etwas Zuckerbrot zu kaufen, damit man das unwillige, desinteressierte Personal wieder "auf Linie" bringen kann.
Die Zustände in dem Hotel haben mich doch sehr an die "gute alte DDR" erinnert.
Beim Check-In haben wir einen Stapel Frühstücks-Gutscheine bekommen, diese Gutscheine haben uns dazu berechtigt, uns jeden Morgen in einer Schlange anzustellen.
Wenn man nach ungefähr 10 Minuten dran war, dann wurde man von lustlosem Personal zu einem kleinen Tisch im hinteren Teil des Saales geführt.
Wie in der DDR: Es gibt natürlich auch Plätze auf der Terrasse oder am Fenster... Die sind aber nur für die Privilegierten, wer "auf Gutschein" frühstücken muss, der darf nicht am Fenster sitzen und das "Neue Deutschland" lesen.
Im der DDR gab es für Westgeld alles, hier ist es auch so. Wer den Koch schmiert, der bekommt ein Omelett. Wer die Kellnerin schmiert, der darf mal ans Fenster.
Beim Rest des Buffets sollte man stets sicherstellen, dass einem keiner der Vögel, die durch die offenen Fenster hereinfliegen, gerade ins Eipulver-Rührei kackt.
Die kleine DDR in der Pazifik hat natürlich auch ihre eigene Stasi, ich wurde gleich am zweiten Tag am Toaster von einem als "typisch amerikanischer Rentner" getarnten Offizier befragt, wo ich herkommen würde, wie lange ich bleibe, und was ich hier überhaupt will. Die letzte Frage habe ich mir im Frühstückssaal übrigens noch häufiger gestellt.
Wir haben danach davon abgesehen, weiteres Geld in gastronomischen Betrieben auf dem Hotel-Gelände zu lassen. So bin ich nicht dazu gekommen, mir die "Sahra-Wagenknecht-Platte" zu bestellen, es gab also in diesem Urlaub keinen Hummer.
Die ostzonalen Zustände haben übrigens nicht nur im Hotel geherrscht, sondern auch in einigen Restaurants in der Umgebung. In einem Restaurant konnte man uns an unserem Hochzeitstag keinen Tisch geben, nicht weil etwa alle Tische besetzt waren, sondern weil man offensichtlich keine Lust hatte, die leeren Tische abzuräumen und neu einzudecken.

Das hawaiianische Service-Problem erstreckt sich übrigens nur auf die Bereiche, in denen es teurer wird. In einem besseren Sitz-Imbiss mit dem vielsagenden Namen "Killer Tacos" gab es für ein paar Dollar nicht nur leckere Burritos, sondern auch einen freundlichen, hilfsbereiten und guten Service.
Überall wo man etwas mehr Geld ausgeben darf, kann, muss, sollte man immer darauf vorbereitet sein, dass das Personal sich lieber miteinander unterhält, statt sich um die Gäste zu kümmern. Übrigens um die gleichen Gäste, von denen man am Ende trotzdem 20% der Rechnungssumme als Trinkgeld haben will.

Zugegebenermaßen ist die Fallhöhe zwischen japanischem Service und den Zuständen in unserem Hotel extrem groß. Aber ich sehe es positiv: Nach diesen Urlaubs-Erfahrungen ist mir jetzt auch klar, warum die Japaner so gerne nach Hawaii fliegen... Sie wollen sich davon überzeugen, dass bei ihnen zuhause immer noch alles besser ist.

Fazit des Urlaubs: Wer eine subtropische Insel mit gutem Service will, der fliegt besser nach Okinawa... Da gibt es auch das bessere Bier.

Ich bin mit der tiefenpsychologischen Aufarbeitung unseres Urlaubs noch nicht ganz fertig, da kommt noch was. Versprochen!

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