Es wurde mal wieder Zeit, dass ich mich mal wieder melde. Es wurde jedenfalls von meiner an Rüsselseuche leidenden Lieblingstante bei einem Telefonat anlässlich ihres 44. Geburtstags nachdrücklich angemahnt. Wobei der Nachdruck sich nicht durch eine entschlossene Stimme erkennen ließ. Die klang eher nach einem gelangweilten Papst beim "Urbi et Orbi" im Endstadium.
Zuerst was Administratives: Nachdem ich mir seit der Pubertät immer mal wieder zu passenden und unpassenden Gelegenheiten einen gezwitschert habe, twittere ich jetzt auch.
Da Twitter ja ein "Kurznachrichtendienst" ist, ist dort nicht mal im Namen genug Platz für das simple Wort Botschaftsangehoerigenangehoeriger. Deshalb ist mein Twitter-Name auch kürzer, er lautet also @Botschaftsanan
Mehr nicht, nach Meinung von den Twitter-Erfindern, oder heißen die "Ertwitterer", muss das reichen.
Über den intellektuellen Nährwert der Twitterei habe ich mir noch keine definitive Meinung gebildet. Aber wenn die zweitgrößte Arschkrampe der Piratenpartei, Christopher Lauer, mit dem Twittern aufhört, dann bedeutet das einen Qualitätsgewinn für diesen Dienst.
Wie gesagt, wie viel ich wirklich twittere, wird sich zeigen, Follower sind aber jederzeit und gerne willkommen.
Es ist viel passiert, die Erkältungssymptome sind verschwunden, meine Schürfwunden sind inzwischen auch abgeheilt.
Aber der Reihe nach:
Wir hatten mal wieder Besuch, pünktlich zum Geburtstag der besten Ehefrau, die ich je hatte, ist ein Ehefrauen-Kollege samt Tochter angereist um die Winterferien in Tokio zu verbringen. Also ohne Skilaufen. Dafür mit reichlich Shopping, Sightseeing und was man noch so in einer recht großen Stadt machen kann.
Der Besuch war natürlich ein willkommener Anlass, zum Geburtstag der besten Ehefrau eine Eistorte mit einem übermäßigen erhöhten Schokoladenanteil zu erwerben. Wir hätten diese Torte aber auch ohne Besuch gekauft, dann aber mit schlechterem Gewissen.
Unsere Gäste sind mit ziemlich klaren Plänen und Vorgaben angereist, der Vater hat in Akihabara historisch relevante Spielkonsolen gekauft, die bestimmt schon vor Erfindung des elektrischen Stroms hergestellt worden sind.
Menschen, die sich derartig für Dinge begeistern, dass sie bereit sind, große Teile von Zeit und verfügbarem Einkommen diesen Dingen zu widmen, nennt man in Japan "Otaku"; in diesem Fall muss man wohl von einem "Videospiel-Otaku" sprechen. Ehefrauen von Videospiel-Otakus benutzen für ihre Männer jedoch häufiger den Begriff "hoffnungsloser Fall".
Dieser Besuch hat mir zu einem Besuch im Ghibli-Museum verholfen. Das "Studio Ghibli" ist ein klassisches Anime-Studio, also Studio für Zeichentrickfilme. Die haben ein sehr schönes, spannendes Museum, das einen Besuch lohnt. Auch, oder gerade weil es in dem Museum ausschließlich Erklärungen in japanischer Sprache gibt. Dafür kann man jederzeit einen Haufen begeisterter japanischer Filmfans sehen, die sich begeistert vor großen Robotern fotografieren lassen und hartnäckig versuchen, den Museumsshop leerzukaufen.
Dann war da noch Karnevalsparty in der Deutschen Botschaft. - Sie hat mir bewiesen, dass meine DNA in den letzten 600 Jahren wohl nicht mit Karnevalismus in Berührung gekommen sein kann. Es war wirklich lustig, viel lustiger als ein Flug mit der AirFrance, die Tokioter U-Bahn in der Rushhour oder ein Sturz vom Fahrrad in der Maiglöckchengasse. Alles selbst ausprobiert, deshalb auch die inzwischen abgeheilten Schürfwunden.
Ich habe aber noch einen Tipp, wie man Party nächstes Jahr noch besser machen kann: Bratwürste schmecken besser, wenn man sie warm serviert... Und mit Senf.
Dann waren wir noch jagen... Nach Erdbeeren.
Daran ist eigentlich nur unser Besuch bei der Führerscheinstelle in Samezu schuld. Dort haben wir letztes Jahr Stunden gesessen, um unseren Führerschein umzuschreiben. Dann haben wir uns gesagt, wenn wir schon so lange da gesessen haben, dann kaufen wir uns auch ein Auto. Als wir unser Auto hatten, haben wir uns gesagt, dann sollten wir es auch zu mehr benutzen, als damit einzukaufen und zum Flughafen zu fahren.
Also haben wir mit dem Auto einen Sonntagsausflug gemacht... Dorthin, wo nie ein Bahnfahrer hinkommt, in die Erdbeeren.
Knapp 90 Minuten südwestlich von Tokio gibt es eine Erdbeer-Erlebnisfarm. Und den Fuji-san, aber uns waren die Erdbeeren wichtiger.
So ein Ausflug in die Erdbeeren ist in Japan natürlich perfekt organisiert: Man fährt zur Erdbeer-Zentrale, kauft eine Eintrittskarte in ein Gewächshaus. Danach bildet man mit anderen zahlreich anwesenden Erdbeer-Otakus einen Konvoi um von einem Führungsfahrzeug zu einem Gewächshaus geleitet zu werden.
Am Gewächshaus angekommen, bekommt man eine kleine Schale mit Vanille-Dip und dann geht es los. Die hungrige Meute geht auf die Jagd.
Wobei der Begriff "Jagd" hier etwas unzutreffend ist, denn der Erfolg ist garantiert. Das Gewächshaus ist voller Erdbeerpflanzen, die unglaublich viele, unglaublich leckere. süße und reife Früchte tragen.
Ein ähnliches Gefühl der Überlegenheit muss ein Großwildjäger haben, wenn er er mit reichlich Munition und einer Kalaschnikow in den Zoo geht.
Direkt nach dem Einlass hat man genau 30 Minuten Zeit so viele Erdbeeren zu essen, wie nur irgendwie reinpassen. Und im Fall von mir und der besten Ehefrau, die je hatte, sind es echt viele gewesen. Und lecker war es. Oder auf Japanisch: Ichigo wa oishii desu.
Auch wenn es schwer vorstellbar ist, man kann sich an Erdbeeren sattessen. Das hat bei mir ungefähr 29 Minuten gedauert.
Es ist wirklich schade, dass die Erdbeer-Erlebnisfarm so weit weg ist, ich würde dort sonst jeden zweiten Sonntag zum Frühstück hinfahren.
Für die nächsten zwei Wochen soll es das jetzt aber erstmal aus Japan gewesen sein, nachher geht es aber erstmal dahin, wo es nach Meinung von Paul Kuhn kein Bier gibt.
Wir fliegen am Freitagabend in Tokio ab, kommen am Freitagmorgen in Honolulu an... Klingt komisch, ist aber so.
Sollte auf Hawaii etwas passieren, erstatte ich auch darüber Bericht... Versprochen.