Unsere Bemühungen um ein Auto schreiten langsam voran, vielleicht auch angetrieben von dem Gedanken, Mineralwasser und Brot bei der Hitze nicht mehr mit dem Fahrrad unseren Wohnberg heraufschaffen zu müssen. Die ersten Angebote des Gebrauchtwagenhändlers trudeln ein.
Gestern habe ich ein Auto gesehen, dass die beste Ehefrau, die ich je hatte, garantiert nicht anschaffen wird. Auch wenn ich ganz lieb bitte. Und verspreche, immer den Müll runterzubringen.
Obwohl der Wagen nach dem Fiat Ritmo und dem Matra Simca Rancho mit Sicherheit großartige Chancen hat, zum dritthässlichsten Auto des vergangenen Jahrtausends gewählt zu werden. Der Nissan Autech Stelvio. Die Autokorrektur meines iMacs hat mir gerade statt "Autech"das Wort "Autsch" vorgeschlagen. Und eigentlich passt das auch.
Die komischen Hamsterbacken auf den vorderen Kotflügeln sind die Verkleidungen für die integrierten Außenspiegel, das Ding, was da auf den Kofferraum geschraubt ist, ist wahrscheinlich nur so hoch, damit niemand seinen Sushi-Snack dort abstellt. Die Alufelgen sehen aus wie Tupper-Deckel mit Eingriff.
Kurz: Das ideale Auto für den japanischen Superhelden "Tamagotchi-Man".
Ich habe das Ding zuerst für das Werk von einem durchgeknallten Japaner gehalten, der sich auf einer Tuning-Messe in den dunklen Teil verlaufen hat und sich dort mit allem eingedeckt hat, was es für einen 86er Nissan Sunny so gegeben hat.
Aber weit gefehlt, der Wagen ist wirklich 1989 so in Kleinserie vom Band gelaufen und verkauft worden. Und zwar für unglaubliche 18 Millionen Yen, damals knapp 200.000 Mark. Man kann es auch anders umrechnen: Damals hat man für das Geld zwei gut ausgestattete Mercedes S-Klassen und einen 2-wöchigen Malediven-Urlaub bekommen. Plus Taschengeld und einmal volltanken.
Wer sich jetzt fragt, warum jemand damals so viel Geld für so ein Auto bezahlt hat: Weil das Geld da war, 1989 war die Hochzeit der "Bubble Economy" in Japan, der Yen war abstrus überbewertet. Die Immobilienpreise waren so überdreht, dass, laut Wikipedia, der Park des Kaiserpalastes mehr wert war, als alles Land in Kalifornien. Zwei Drittel des gesamten Immobilienwertes der Welt waren in der Tokyoter City konzentriert.
Es wurden Dinge gekauft und gebaut, die heute niemand mehr bauen würde. Manche stehen heute noch in Tokyo rum, manche parken am Wegesrand.
Aber ich will nicht lästern, gerade im Zeitraum 1989-90 wurde in Deutschland ja auch Geld in "blühende Landschaften" und "todsichere Ost-Immobililien" investiert...
Aber trotzdem erfüllen diese Überbleibsel der Bubble-Economy hier heute noch eine Funktion: Ich habe den japanischen Humor zwar noch nicht verstanden, aber ich glaube hier werden gerade unsere alten Opel-Manta-Witze weiterverwendet... Als Nissan-Stelvio-Witze. Der Wagen stand übrigens vor einem Friseurladen.
Wenn wir auch endlich ein Auto finden, dann werde ich berichten. Versprochen.
Was sonst noch passiert: Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Cool!!! Kauf den! Bitte, bitte, ich bring auch dem Müll raus, wenn wir Euch besuchen kommen.
AntwortenLöschenLiebe Mobilfunkfachverkäuferin: Ohne mit der besten Ehefrau, die ich je hatte, Rücksprache gehalten zu haben, sage ich mal Nein. Selbst wenn wir so einen Japan-Manta finden würden, er wäre so teuer: Ich müsste die restliche Zeit Supermarkt-Sushi essen. Und das will ja nur wirklich niemand.
AntwortenLöschenich mach Dir frisches Sushi, ich kann das!
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