Montag, 2. Juli 2012

Mit der Bahn und Geduld zum Führerschein...

So, nachdem ich mich am Wochenende dafür rechtfertigen musste, dass ich hier seit zwei Wochen nichts mehr geschrieben habe, kommt hier der Versuch einer halbgaren Entschuldigung: Ich habe letzte Woche etwas geschrieben, aber nur eine lange Mail an die Freunde und Verwandten in Deutschland... Da ist der Blog hier leider etwas zu kurz gekommen. Ich will mich gar nicht erst herausreden, ich bitte das zu entschuldigen. "Sumimasen", wie der Japaner sagt.

Es soll nicht daran liegen, dass wir hier nichts erleben würden, ganz im Gegenteil. - Die Abenteuer häufen sich. Manchmal kommt man sich hier wie im Film vor... Untertitel würden manches hier auch einfacher machen.
Apropos Film: Dass der japanische Film das Hollywood-Kino maßgeblich beeinflusst hat, dürfte bekannt sein. George Lucas hat sich für die drei guten Star-Wars-Filme (also die ohne Jar Bar Binks) von Akira Kurosawa inspirieren lassen, bei Quentin Tarantino hat für "Kill Bill" ein Manga gereicht. Es gibt aber noch einen anderes Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, das seine Inspiration in Japan gefunden hat: "Asterix erobert Rom".
Bisher vermutete ich ja immer, dass "Das Haus, das die Verrückten macht" die Mugamma, also das Kairoer Verwaltungsamt ist. - Jetzt weiß ich es: Es ist in Wirklichkeit das Führerscheinamt von Tokyo...
Jeder Ausländer, der in Japan ein Auto fahren, kaufen oder anmelden will, muss dorthin, seinen Führerschein umschreiben. - Dazu benötigt man:
Die Alien Registration Card, den Führerschein im Original, eine Übersetzung des Führerscheins, eine Beglaubigung der amtlichen Übersetzung des Führerscheins, Passfotos, seinen Pass, einige Stunden Zeit und etwas Nerven.
In England und den USA ist die Übersetzung des Führerscheins übrigens nicht nötig, die glauben einem dort sofort, dass das Dokument aus Deutschland kommt. Es steht ja schließlich was mit "Führer" vorne drauf.
Der deutsche Führerschein ist in Japan aber nicht ganz nutzlos: Weil er sehr amtlich aussieht, wird er gerne kopiert, wenn man einen Mobilfunkvertrag abschließt.

Wenn an die benötigten Unterlagen zusammenhat, dann kann man sich nach Samezu im Ortsteil Shinagawa aufmachen. Die erste Hürde ist schon einmal, dass das Führerscheinamt nur mit dem Auto gut erreichbar ist. - Es ist also im Prinzip wie der Flughafen in München... Der ist auch nur mit dem Flieger gut zu erreichen.

Der Trip beginnt also schon im Nahverkehrszug, der einem nach Samezu, einen Vorort von Tokio bringt. Von dort, darf man sich dann durchfragen... Wenn man nach 2 bis 13 Mal verlaufen noch innerhalb der Öffnungszeiten angekommen ist, dann geht der Spaß richtig los. Als erstes zieht man eine Nummer, wenn man dann am Schalter steht, werden die Dokumente auf Vollständigkeit geprüft, dann wird geprüft, ob das mitgebrachte Passfoto auch klein genug für den Antrag ist. Es darf nämlich nicht größer als ein Daumennagel sein. Unsere Passfotos waren natürlich zu groß... Also mussten wir neue Passfotos machen lassen. Vom Schalterraum im zweiten Stock mussten wir ins erste Stockwerk, beim Eingang neue Passfotos machen lassen. Schon lustig, was herauskommt, wenn man einen Sprachdialog mit einem japanischen Passbildautomaten in seiner Muttersprache führt. Ohne die nette ältere Dame von der Rezeption hätten wir wohl heute noch keine Führerscheine.
Mit den Miniatur-Passbildern ging es dann wieder in den zweiten Stock, den Antrag komplettieren. Dort mussten wir dann per Unterschrift erklären, dass wir noch niemals massgeblich gegen japanische Verkehrsregeln verstoßen haben. Haben wir auch nicht, wie denn auch? Ohne Führerschein geht das ja nicht.
Ich will es nicht zu langatmig machen, man muss noch einen Sehtest ablegen, um den Führerschein zu bekommen. Der Sehtest ist echt lustig: Man muss bei der größten möglichen Abbildung erkennen, zu welcher Seite der Kreis geöffnet ist. Man muss nicht mal durch das Gerät gucken, es reicht schon, auf das Gerät zu gucken. Dann muss man noch drei Farben seiner Wahl erkennen. Wenn Stevie Wonder irgendwann mal hinter dem Steuer eines Autos erwischt wird, dann bestimmt mit einem Führerschein, dessen Sehtest er in Japan gemacht hat.
Ziemlich am Ende muss man noch ein offizielles, amtliches Foto machen lassen. Dafür kann man leider nicht das Foto nehmen, dass man ein paar Stunden vorher dem Automaten im Eingangsbereich abgerungen hat. Dazu gibt es eine eigene Fotostelle im dritten Stock, dort werden die offiziellen Fotos gemacht. - Die Fotomaschine ist auf Japaner justiert, damit mein Gesicht aufs Bild gepasst hat, musste ich mich auf einem Schemel von der Größe eines Pfifferlings sehr weit nach hinten lehnen.... Und dann noch etwas weiter nach hinten.
So sieht das offizielle Passbild in meinem japanischen Führerschein jetzt auch aus. - Wenn irgendwann mal in Deutschland in der Zeitung steht, dass sich ein japanischer Polizist beim Anblick eines Führerscheins totgelacht hat, dann war das meiner.

Kurz und gut, nach nur 3,5 Stunden hatten wir endlich unsere Führerscheine. Das Abenteuer geht jetzt weiter... Der Kauf eines Autos steht an, der Parkplatz, der zu unserer Wohnung gehört, kann ja nicht leer bleiben. - Nächstes Wochenende leider nicht, da kommt Besuch aus Deutschland, der alleine völlig hilflos ist und intensive Betreuung braucht.

Aber ich halte Euch über die Mission "Autokauf" auf dem Laufenden, versprochen.

Eigentlich wollte ich mich ja vor der ganzen Sache mit dem japanischen Führerschein drücken, schließlich habe ich ja diplomatische Immunität. - Aber die ist ziemlich überschätzt... Ich hätte sie nicht mal einsetzen dürfen, um unserem Nachbarn Sonntagmorgens um 8.30 Uhr die elektrische Heckenschere straffrei wegnehmen zu dürfen. Sagt jedenfalls die beste Ehefrau, die ich je hatte.

Ach ja, ein Bild gibt es heute auch noch, es ist auch das Beweisfoto für den Führerschein.















Das ist die Ausstattung an Karten, die sich in acht Wochen Japan angesammelt haben: Führerschein, Alien Registration Card, eine beinahe nutzlose Mehrwertsteuerbefreiungskarte, Rabattkarten für Baumarkt und dem örtlichen Elektromarkt. Ganz unten ist, das ohne das man hier ein Niemand ist: Meine Visitenkarte. Aber zu den Karten später mal mehr...

2 Kommentare:

  1. Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt
    Ich hab da was nicht verstanden, warum musst Du dich als Alien registrieren lassen?
    Soweit ich weiß, habt Ihr Eure Möbel doch bei IKEA und nicht H.R.Giger gekauft...

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  2. Gold Point Card? Du warst schon in einer japanischen Table-Dance-Bar? Wieso erfahren wir das nicht? Und was sagt die beste Ehefrau die Du je hattest dazu? Fragen über Fragen!

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