In keinem Land der Welt gibt es prozentual mehr Hundertjährige als in Japan. Seine Bürger besitzen die höchste durchschnittliche Lebenserwartung aller Nationen - Männer 79, Frauen 86 Jahre. Und 18 von 100.000 Einwohnern werden 100 und mehr Jahre alt.
Es gibt verschiedene mögliche Erklärungsansätze: Gesunde Ernährung und erfolgreiche Präventionsprogramme. Es gibt sogar ein paar Präventionsprogramme für geistige und körperliche Fitness, von denen bekommt man gar nicht mit, dass sie der gesundheitlichen Prävention dienen.
Zum Beispiel sorgt das relativ verworrene Prinzip der Mülltrennung für geistige Fitness und manuelle Geschicklichkeit bis ins hohe Alter. In der Kindheit lernen die Kinder die komplizierten Schriftzeichen, als Erwachsener bleibt man gestig fit, in dem man lernt, dass benutzte Teebeutel auf den brennbaren Müll gehören, zusammen mit getragenen Schuhen und Kinderwindeln. Gegen Athrose in den Fingern beugt man vor, in dem man die Nation dazu anhält, die Plastik-Etiketten von den PET-Flaschen zu puhlen.
Die Bahnen fahren leider zu oft, als dass das Hinterherjagen nach einer U-Bahn der Fitness dienen könnte, deshalb hat man in die U-Bahnen nicht überall eine Rolltreppe eingebaut. Man kann sich sogar relativ sicher sein, dass man nicht aus einem U-Bahnhof rauskommt, ohne nicht mindestens eine Treppe gelaufen zu sein. So bleibt man auch im Alter fit.
Seine Reaktionsgeschwindigkeit trainiert der japanische Büroangestellte mit den Aufzügen. Japanische Aufzüge haben nämlich bissige Türen. Die Dinger gehen automatisch so schnell zu, dass nur maximale eine Person gefahrlos einsteigen kann. Die zweite Person bekommt zwangsläufig eine elektro-mechanische Schiebetür gegen die Schulter geknallt.
Das kann schmerzhaft sein, sieht lächerlich aus und macht Falten in teure Designer-Anzüge. Und da ein Japaner ja selten allein kommt, gibt es ausgefallene Techniken, den Einstieg einer mehrköpfigen Gruppe in einen japanischen Fahrstuhl sicherzustellen. Kommt ein Fahrstuhl an einem Stockwerk an und eine Gruppe "Salarymen" und "Office Ladys" will einsteigen, so geschieht das meist mit der "Opfer-Technik": Der jüngste männliche Angestellte muss den Fahrstuhl so schnell wie möglich betreten und dann dort den magischen Knopf finden, der die Fahrstuhltür offen hält. Und den dann auch drücken. Und solange gedrückt halten, bis die Gruppe komplett und in Sicherheit ist. Wenn die Gruppe im gewünschten Stockwerk ankommt, dann muss der Jüngste wieder den Knopf drücken bis alle Älteren die Fahrstuhlkabine sicher verlassen haben. Dann ist er dran, den Fahrstuhl mit einem beherzten Sprung zu verlassen. Und meistens schlägt dann das Stahlmonster von Mitsubishi Heavy Industries, Panasonic oder Hitachi zu, und klemmt den hoffnungsvollen Manager-Nachwuchs unbarmherzig ein.
Wer durch dieses Stahlgewitter der ständigen Bedrohung durch Fahrstühle gegangen ist, der kann dann in aller Ruhe über 80 werden und bis dahin einen multinationalen Konzern leiten...
Und wer sich nicht mehr traut, den Finger vom Knopf zu nehmen und aus der Kabine zu springen, der bekommt eine Uniform und wird Fahrstuhlführer.
Und wenn mich nachher nicht die Fahrstuhltür zerquetscht, dann halte ich Euch auf dem Laufenden...
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