Mittwoch, 19. Oktober 2011

Konsumautomaten starren einen an!

Es gibt in Japan für alles einen Automaten...
Stop! Ich werde jetzt nicht sagen: "Sogar für getragene Damenunterwäsche.". Diese Automaten soll es mal gegeben haben, sie sind aber verboten worden. Die absurde Vorstellung, dass Japan ein Volk voller Perverser ist, das getragene Damen-Schlüpper aus dem Automaten kauft, hält sich aber in Europa hartnäckig.
So oft wie mir schon die Geschichte erzählt worden ist, sollte man sich mal die Frage stellen, ob es in Europa nicht auch einen Markt dafür gäbe.
Das einzig wirklich Perverse, das man im Japan im Automaten kaufen kann, sind fiese Getränke. Ich hatte ja schon "Suntory Green Espresso" und den Kaffee aus der Dose genannt. Zum Ende dieses Textes werde ich noch zwei andere Flüssigkeiten vorstellen, die ich nur ungern "Getränk" nennen würde.

Doch zuerst noch mal zu den Automaten: Japan ist ein Land voller Automaten, man kann eigentlich hingehen wohin man will, solange man genug Kleingeld dabei hat, kann man nicht verdursten.
Die Automaten brauchen natürlich Strom, zur Kühlung der Getränke, zur Erwärmung der Getränke, zur Beleuchtung und zum Abspielen von Werbesprüchen und lustigen Melodien beim Kauf...  Und natürlich für den Anschluß des Automaten ans Internet via W-LAN.
Ich hab etwas im Internet gegraben und bin auf beeindruckende Zahlen gekommen, die ich hier ungeprüft wiedergebe:
In Japan gibt es 5,6 Millionen Getränkeautomaten, 22,32 Japaner teilen sich also einen Automaten. Um es bildlich zu machen: Wenn man einen Automaten in jeder Klassenzimmer einer japanischen Grundschule stellt, dann sind Automaten dort unterrepräsentiert... Es müssten nämlich fast zwei sein.
Nur an den Getränkeautomaten werden im Jahr knapp 70 Milliarden Euro umgesetzt, das sind vier Milliarden Euro mehr als das Bruttoinlandsprodukt von Vietnam. Jeder Japaner gibt im Schnitt 530 Euro pro Jahr nur für Automaten-Getränke aus, das ist ist mehr als ein Getränk pro Japaner pro Tag. Stellt man den japanischen Jahreskonsum von Getränken aus dem Automaten nebeneinander, so reicht er ca. 58 Mal um den Äquator herum.
Wenn man alle Automaten abschalten würde, dann könnte man ein komplettes Atomkraftwerk einsparen.
Das würden die Japaner aber natürlich nicht machen, dann müssten sie ja andere Leute mit ihren Bedürfnissen belästigen. Die japanische Mentalität ist eigentlich zu vielschichtig, um sie in einem Satz wiederzugeben. Ich probier es aber trotzdem: Der einzelne Japner will seinen Landsleuten so wenig wie möglich zu Last fallen, deshalb geht er für eine Dose Cola lieber zum Automaten als in einen Conbini. In den Conbini geht er erst, wenn er die Cola getrunken hat, um dann dort Mangas zu lesen. Damit stört er den Verkäufer nämlich nicht.
Das erklärt dann auch, warum es Automaten gibt, die vor Supermärkten stehen, die 24 Stunden am Tag geöffnet haben. 

Wahrscheinlich sind diese Automaten aber in Wirklichkeit "Transformers", die sich nachts in schreckliche Roboter verwandeln und entweder gegeneinander um die Weltherrschaft kämpfen oder die Straße fegen. Wahrscheinlich beides, zuerst wird gekämpft, dann gefegt.

Wirklich nur ein Automat? Vielleicht ist es doch eine Kampfmaschine.


















In den Automaten gibt es neben den üblichen Verdächtigen Cola, Kaffee, Grüntee und Wasser noch drei erwähnenswerte Getränke:
1. "Fanta Grape", besteht hauptsächlich aus lila Farbstoffen und Zucker. Grauenvoller Geschmack, ich wage mal die Behaptung: Es gibt keinen Alkohol auf dieser Welt, der daraus einen genießbaren Longdrink machen könnte. Nicht mal Biodiesel.
2. "Calpis", ein typisch japanisches Geträk auf Milchbasis. Am ehesten mit in Wasser aufgelösten Joghurt vergleichbar. Dieses Getränk ist eine absolut meisterliche Leistung von japanischen Ingenieuren, man hat es nämlich geschafft, in diesem Gesöff mehr Kalorien unterzubringen als in vollfetter Cola.
3. "Pocari Sweat", zu diesem Getränk habe ich zwei Fragen: Wer ist Herr Pocari? Und warum muss man seinen Schweiß in Flaschen füllen? Es ist ein isotonischer Drink mit dem Geschmack von Kunstzitrone, macht wahrscheinlich nach der zweiten Flasche höllisches Sodbrennen. Die erste Flasche taugt an schwülen Tagen aber durchaus als Durstlöscher. Wie Wasser übrigens auch.

Wirklich bemerkenswert sind aber die Nachschubsysteme: Die meisten Automaten haben einen W-LAN-Anschluß, der den Fahrern von den kleinen weißen Nachschub-Lieferwagen übers Internet meldet, welcher Automat welche Nachfüllung braucht. So wird die Standzeit der Lieferwagen vor den Auomaten minimiert... Der Japaner an sich will ja den anderen Autofahrer so wenig wie möglich im Weg stehen. Etwas, woran sich die UPS-Kutscher in Berlin mal ein Beispiel nehmen könnten.
Gelegentlich soll man die Nachschub-Wagen auch mal mit Blaulicht auf dem Dach durch die Stadt rasen sehen... Das ist dann ein Notfall, dann ist an irgendeinem Automaten in der Stadt der kalte grüne Tee mit Milch ausverkauft. Und das geht ja nicht, dann muss man ja bis zum nächsten Automaten laufen. Im Schnitt ungefähr 200 Meter.

Genug über Automatengetränke geschwätzt, ich mach mir jetzt nen Kaffee... Und halte Euch auf dem Laufenden.

1 Kommentar:

  1. Und ich dachte ich wäre die einzige, die an dem Verstand der Namensgeber von Pocari Sweat zweifeln! Herzlichsten Dank!

    AntwortenLöschen