Donnerstag, 26. Juli 2012

Shakesbeer präsentiert "Die lustigen Bierfälscher von Japan"

Liebe Leser,

während sich die Deutschen darüber freuen, dass es warm ist, während Bewohner von Kopenhagen in sozialen Netzwerken ihr Glück darüber in die Welt hinausrufen, dass es in ihrem Schlafzimmer nachts Temperaturen von 25 Grad hat, genau während dieser Zeit haben wir hier richtigen Sommer. Also 33 Grad tags, 29 Grad nachts, dazu kommt noch ordentlich Luftfeuchte.
Der Kenner sagt dazu: Typischer Sommer in Tokyo, ist doch jedes Jahr so. Für uns Neuankömmlinge ist es aber ein Erlebnis. Ich bin heute mit dem Fahrrad zum Japanisch-Unterricht gefahren, wie immer einen kleinen Umweg, damit ich nicht über die Hügel der Stadt muss, sondern eher ebenerdig fahre. Die Fahrt in der Hitze ist gar nicht so schlimm, das Anhalten ist viel schlimmer.
Auf dem Weg vom natürlich kostenpflichtigen Fahrradparkplatz zur Sprachschule muss ich eigentlich nur 200 Meter die Straße entlang, inzwischen gehe ich aber einen kleinen Umweg durch ein Kaufhaus. Da läuft nämlich die Klimaanlage und ich komme nicht tropfend wie ein Kieslaster in der Schule an.

Eigentlich könnte man ja auf die prinzipiell gute Idee kommen, die Hitze mit Getränke auf Hopfenbasis erträglicher zu machen. In Deutschland stehen dafür im Prinzip Bier und Weißbier zu Verfügung. Bier und Weißbier haben noch einen Haufen hässliche Verwandte wie Kölsch, Alt, Radler, Gespritztes und andere Panschereien. Auf die will ich aber nicht weiter eingehen,

In Japan gibt es Bier, Happoshu und Daisan. - Klingt komisch, schmeckt manchmal auch so. Schuld an dem Bier-Wirrwarr hat mal wieder das Finanzamt. In Japan richtet sich die Höhe der zu entrichtenden Steuer auf Bier nach dem Malzgehalt, der beim Brauen verwendet wird. Die klassischen Biere, die mit 100 Prozent Malz gebraut werden, sind die teuersten. Eine 0,35-Liter-Dose "richtigen" Biers kostet nicht unter 250 Yen, also 2,60€. Im Supermarkt.
Direkt daneben stehen die Happoshus, die kosten wegen der geringeren Steuer ungefähr die Hälfte davon. Das sind Biere, die mit einem reduzierten Malzantail von unter 67 Prozent im dem für Bier üblichen Brauverfahren gebraut werden. Statt ausschließlich Malz werden Ersatzstoffe verwendet. Schmecken tun Happoshus auch fast wie richtiges Bier. Also ungefähr so wie Stella Artois, Amstel oder Kronenbourg, ein Engländer könnte es also leicht für richtiges Bier halten.
Aber die halten Nescafé ja auch für Kaffee.

Dann gibt es noch das Bier der dritten Kategorie, also Daisan. Das sind alkoholische Mischgetränke mit Biergeschmack. Hier wird dann meistens Happoshu mit anderen Sachen gemischt, es wird zusätzlicher Alkohol und Kohlensäure hinzugemischt und fertig ist das Bier der dritten Art. Sozusagen "Frankenstein-Bier", direkt im Labor zusammengebaut.



















Ganz aktuell gibt es überall "Asahi Japan Gold", das Bier-Imitat extra für die Sommerspiele in London, mit dem Zeug kann man sich sogar nordkoreanischen Frauenfußball und Fernseh-Interviews von Tim Lobinger schönsaufen.

Preislich liegen diese Bier-Imitate noch unter Happoshus, und geschmacklich... Wie soll ich sagen? Sie liegen dort, wo die Amerikaner mit ihrem Bier noch hinwollen. Sie schmecken nach echtem Bier, manche mehr, manche weniger. Jeder Schwede würde schnell mit einem Eierlöffel große Löcher in zugefrorene Seen hacken, wenn man ihm verspricht, dass es dafür "Asahi Japan Gold" gibt.
Wenn man in Köln eins von diesen Kinderbieren trinken muss, von dem Lederschürzen-tragende "Kellner" behaupten, dass es "frisch" schmecken würde, dann ist man wesentlich schlechter dran als mit einer gut gekühlten Dose "Asahi Japan Gold".

Um es ganz ehrlich zu sagen: Die beste Ehefrau, die ich je hatte, und ich haben uns davon auch leimen lassen, wir haben das Zeug probiert und für Bier gehalten. Nicht unbedingt für das leckerste Bier der Welt, aber für Bier. Wir haben es gerne getrunken, wir würden es auch wieder trinken. Beim momentanen Yen-Kurs bleibt uns wohl auch nichts anderes übrig. Richtiges Bier gibt es jetzt nur noch für Gäste.

Aber vielleicht gibt ja jemand mal einen aus... Ich halte Euch auf dem Laufenden.


Montag, 16. Juli 2012

Tag des Meeres...

Heute ist hier mal wieder Feiertag, Heute ist "Tag des Meeres".
Deshalb ist es bei "Tokyo DisneySea" heute bestimmt auch voller als im "Tokyo DisneyLand". Aber der Eindruck täuscht nur, bei den beiden Disneys in Tokyo ist es immer voll. Auch wenn die örtlichen Baumärkte mit allen denkbaren Mitteln zur Bekämpfung von Nagetieren vollgestopft sind, so liebt der Japaner doch offensichtlich Micky Mouse... So sehr, dass die Jahreskarte fürs Disneyland sehr beliebt ist, schließlich amortisiert die sich schon nach dem 13. Besuch.
Aber man muss den Feiertag nicht in einen Freizeitpark mit verniedlichten Schädlingen und Festtags-Geflügel in Matrosenanzügen verbringen, man kann auch in Yokohama an der Küstenpromenade spazieren. Da können einem dann die Möwen zielgenau in die Gucci-Handtasche kacken.
Und man kann sich die "Hikawa Maru" angucken, ein Linienschiff, dass in den 1930ern in Japan gebaut wurde. Alleine die wunderschöne, sehr erhaltene Art-Deco-Innenausstattung ist einen Besuch wert. Wenn es so etwas  in Disneyland gäbe, dann wäre es wahrscheinlich aus Plastik-Spritzguss.













Feiertage an sich sind ja schon schön, gerade im Sommer. Am schönsten ist aber die Begründung für die Einführung vom "Tag des Meeres", die man bei Wikipedia findet: "Der Feiertag wurde 1996 eingeführt, um die feiertagslose Zeit zwischen Mai und September aufzulockern."  
Da soll noch mal jemand sagen, dass man erst jemanden ans Kreuz schlagen muss, damit man einen Anlass für einen Feiertag hat. Es reicht, wenn man einfach mal beschließt, dass man gerne frei hätte.
Obwohl, ich glaube unter der gleichen Prämisse ist in Brandenburg der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag geworden. Auch wenn die Mehrheit der brandenburgischen Grundschüler nebst Eltern heute glaubt, dass man nicht zur Schule muss, weil Halloween ist und man ahnungslose Nachbarn um Süßkram anbetteln darf, ohne eine gesangliche Gegenleistung zu erbringen.

Aber zurück nach Japan:
Das Verhältnis der Japaner zum Meer, das sie umgibt, ist von Liebe und Respekt geprägt. Man liebt, respektiert und isst alles, man das Meer so hergibt. Völlig egal ob Fisch, Seeigel, Alge oder Seetang, man hat für alles ein Rezept. Die Liebe geht so weit, dass man auf andere Säugetiere eifersüchtig ist, die auch ein intensives Verhältnis zum Meer haben... Das ist der banale Grund für den "Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken": Eifersucht.
Die traditionelle Familien-Mahlzeit in Japan sieht wahrscheinlich so aus: Papa greift einmal ins Meer, und gegessen wird, was nicht schnell genug in die Tiefsee flüchten konnte. Und wenn es der kleine Bruder von Godzilla ist, dann muss man halt mal bei der Mutti fragen, ob sie dafür noch ein Rezept hat.

Man darf den "Tag des Meeres" hier aber nicht mit dem "Tag des Meeres" der UN verwechseln, der wird am 9. Juni begangen und soll an die "aktuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit den Ozeanen" erinnern.
In Japan ist man da weiter, am "Tag des Meeres" bewältigt man einfach mal die Herausforderungen des Meeres... Man geht mehr shoppen, und man feiert mehr. Oder man geht einmal mehr ins Disneyland. Egal am Ende ist man geschafft, dann bietet sich in der U-Bahn folgendes Bild:



















Wir haben heute aber auch so ausgesehen, das relativ warme Sommerwetter kann einen schon schaffen. Nur trauen wir uns nicht, in der U-Bahn einzuschlafen... Wir haben nämlich Angst, dass wir erst an der Endstation in Hokkaido aufwachen.

Aber ich will nicht über den Sommer plaudern... Jedenfalls jetzt nicht, er ist ja noch lang genug. So ungefähr acht Wochen und der Rest von heute.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Sonntag, 15. Juli 2012

Hitzefrei...

Ich muss hier mal eine Vorbemerkung loswerden: Ich schreibe hier nicht aus Schadenfreude über das Wetter in Deutschland. Auch der Gedanke, dass es in Deutschland gerade 15 Grad und Regen sind, machen die 32 Grad bei 74 Prozent Luftfeuchte in Tokyo auch nicht erträglicher.
Es ist hier so warm, dass ich mich nicht einmal an den notorisch kalten Füßen meiner besten Ehefrau von allen abkühlen kann. Einfach weil sie keine mehr hat.
Wenn solche Temperaturen wie hier gerade sind, in Deutschland herrschen würden, ich würde sogar meine Hausbank um ein unbesichertes Darlehen bitten. - Einfach nur, um mich an dem eiskalt formulierten Ablehnungschreiben abzukühlen.

Mein Mitleid gilt natürlich all denen, die auch im Juli ihr Bier noch auf dem Balkon kühlen können. Noch größeres Mitleid habe ich mit denen, die ihre Bratwürste roh essen mussten, weil der Grill immer wieder ausgeregnet wurde. Wenn "Nürnberger Sushi" schmecken würden, dann hätte Tim Mälzer es schon längst in einem Kochbuch angepriesen.
Letzten Samstag sind die beste Ehefrau, die ich je hatte, und ich beim Sommerfest meiner Sprachschule gewesen. Dabei hat eine meiner Japanisch-Lehrerinnen erzählt, dass sie auf ihrer Reise durch Deutschland nur einen Satz auf Deutsch gelernt hat, der da lautet "Ein Glühwein bitte!" Ich wollte nicht nacfragen, ob sie im Winter oder im Sommer in Deutschland war...
Hier hat gerade der japanische Hochsommer begonnen: Es ist mollig warm, es kühlt sich nachts auch kaum ab. Dazu kommt noch eine reltativ hohe Luftfeuchtigkeit.












Kurz gesagt: Man kommt relativ leicht ins Schwitzen. Ich war heute morgen kurz mit dem Fahrrad Brötchen holen, als ich wieder in unserer Wohnung war, lief der Schweiß in Strömen. Das hatte aber auch damit zu tun, dass ich einem in Japan nichts geschenkt wird... Auch keine Brötchen. Weil ich nämlich mein Geld vergessen hatte musste ich zwei Mal auf dem Heimweg den Berg hochstrampeln.

Erfahrene Japan-Kenner werden sagen, dass es noch viel wärmer wird, dass es noch viel mehr regnen wird und das es noch schwüler wird. - Gut, dann ist das halt so. Ich beschwere mich ja nur... Wenn es noch wärmer wird, dann beschwere ich mich halt noch einmal.

Die japanische Nützlichkeitsindustrie bietet natürlich auch Dinge mit denen man die Sommerhitze bekämpfen kann. Das beginnt mit Ventilatoren, die an den USB-Anschlußß des Rechners angeschlossen werden und auf dem Schreibtisch für ein laues Lüftchen sorgen.
Dann gibt es noch wunderbare Microfaser-Tücher, die man in Wasser legt, leicht auswringt und als feuchten Schal um den Hals oder als Stirnband tragen kann. Die beste Ehefrau, die ich je hatte, sagt, dass ich mit diesem feuchten Microfaser-Stirnband "niedlich" ausssehen würde. Wobei in diesem Falle wohl eher gilt: "Niedlich ist die kleine Schwester von grauenvoll, hässlich und entstellend". Trotzdem sind diese Kühltücher wirklich empfehlenswert...
Obwohl sich Kampf gegen die abendlichen Temperaturen ein ganz traditionelles Produkt bewährt hat, dass in ganz ähnlicher Weise auch in Deutschland verwendet wird: Bier! Vorzugweise unter einer Klimaanlage getrunken, deren Stromrechnung man nicht selber bezahlen muss.

Ansont hilft nur eins: Wir warten einfach auf den Herbst... Der soll pünktlich kommen: Vier Wochen nach dem Start der neuen Bundesliga-Saison.

PS. Die beste Ehefrau, die ich je hatte, hat mir gerade zugerufen, dass ich auch mal was positives über den Sommer schreiben soll... Zum Beispiel, dass die Wäsche auf dem Balkon blitzschnell trocknet. Das sei hiermit erledigt. 
Die Verdunstungskälte unserer Wäsche hat nur leider nicht zu einem Absinken der Aussentemperatur geführt.

Samstag, 7. Juli 2012

Der japanische Weg: Kaugummi statt Kaffee...

Eine Fahrt mit der Tokyoter U-Bahn bringt es an den Tag: Japaner sind manchmal müde, dann schläft man auch mal gerne auf dem Heimweg. Man muss dazu nicht einmal einen Sitzplaz haben, mit einer speziellen Grifftechnik kann es sich ein japanischer Oberschüler auch mal in den Haltegriffen für ein Nickerchen bequem machen.
Gegen Müdigkeit gibt es hier neben den üblichen Verdächtigen: Austro-Thailändische-Gummibärchen-Brause, bei der einen nur der fiese Geschmack auf der Zunge wachhält.
Und dann gibt hier noch die Produkte der Firma "Lotte". Der Name klingt jetzt erstmal eher nach Erdbeben-Suchhund als nach Topmodel, aber er hat sich offentsichtlich auf dem japanischen Kaugummi-Markt etabliert. Die Firma scheint das zu recyceln, was bei der Produktion von koffeinfreiem Kaffee als Abfallprodukt anfällt, nämlich Koffein. - Man mischt es einfach unter die Kaugummimasse und schon hat man "Lotte Black Black"... Koffeinhaltiges Kaugummi, das wird dann noch mit einem schicken englischen Werbespruch versehen, nämlich: "Hi-Technical Excellent Taste an Flavour". Wer also wissen will, wie Hi-Tech schmeckt, der muss nicht in ein iPad beissen, ein Kaugummi von Lotte tut es auch.











 
Zum Geschmack kann man nicht viel sagen, stark pfefferminzig, dann leicht bitter. Aber gut, wenn man sich einreden kann, dass es wach macht, dann kann man sich auch einreden, dass es schmeckt. Im Vergleich zu anderen Lotte-Produkten ist der Geschmack von "Black Black" aber eine Offenbarung.
Es gibt nämlich noch "Lotte Zeus Snow Storm" und "Lotte Zeus Thunder Spark". Das sind ebenfalls koffeinierte Kaugummis. Beide mit einem Geschmack, den man im Sinne von Alfred Biolek mit "interessant" bezeichnen könnte. Das besondere an "Zeus" ist, dass die Kaugummis so verpackt sind, dass man sie beim Herausnehmen aus der Packung sofort auspackt und sich ohne Berührng mit den Händen gleich in den Mund stecken kann. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme, so soll bestimmt nur verhindert werden, dass man sich die ätherischen Öle vom Finger versehentlich in die Augen reibt.
Dagegen sind die extra-starken Fisherman´s Freind ein Erlebnis voller ausgewogener Mildheit. Wer "Lotte Zeus Thunder Spark" mag, der sprücht sich auch Pfefferspray auf die Zunge.. Oder gurgelt mit Tabasco.

Aber es gibt ja noch Sushi, damit kann man seine Geschmacksnerven wieder in den grünen Bereich bringen, obwohl der grüne Bereich hier auch gerne mal blau ist.

Sonst gibt es nicht viel Neues, der Sommer ist da, der Regen ist sehr warm. Mein Bestreben nach einer Unabhängigkeit von den örtlichen Gemüsehändlern macht Fortschritte, letzte Woche gab es das erste Pesto aus selbstgezogenem Basilikum.

Über die Fortschritte bei Tomaten, Schnittlauch, Mangold, Gurken, Zucchini, Buschbohnen, Koriander, Rettich und Möhren halte ich Euch auf dem Laufenden. Versprochen.

Montag, 2. Juli 2012

Mit der Bahn und Geduld zum Führerschein...

So, nachdem ich mich am Wochenende dafür rechtfertigen musste, dass ich hier seit zwei Wochen nichts mehr geschrieben habe, kommt hier der Versuch einer halbgaren Entschuldigung: Ich habe letzte Woche etwas geschrieben, aber nur eine lange Mail an die Freunde und Verwandten in Deutschland... Da ist der Blog hier leider etwas zu kurz gekommen. Ich will mich gar nicht erst herausreden, ich bitte das zu entschuldigen. "Sumimasen", wie der Japaner sagt.

Es soll nicht daran liegen, dass wir hier nichts erleben würden, ganz im Gegenteil. - Die Abenteuer häufen sich. Manchmal kommt man sich hier wie im Film vor... Untertitel würden manches hier auch einfacher machen.
Apropos Film: Dass der japanische Film das Hollywood-Kino maßgeblich beeinflusst hat, dürfte bekannt sein. George Lucas hat sich für die drei guten Star-Wars-Filme (also die ohne Jar Bar Binks) von Akira Kurosawa inspirieren lassen, bei Quentin Tarantino hat für "Kill Bill" ein Manga gereicht. Es gibt aber noch einen anderes Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, das seine Inspiration in Japan gefunden hat: "Asterix erobert Rom".
Bisher vermutete ich ja immer, dass "Das Haus, das die Verrückten macht" die Mugamma, also das Kairoer Verwaltungsamt ist. - Jetzt weiß ich es: Es ist in Wirklichkeit das Führerscheinamt von Tokyo...
Jeder Ausländer, der in Japan ein Auto fahren, kaufen oder anmelden will, muss dorthin, seinen Führerschein umschreiben. - Dazu benötigt man:
Die Alien Registration Card, den Führerschein im Original, eine Übersetzung des Führerscheins, eine Beglaubigung der amtlichen Übersetzung des Führerscheins, Passfotos, seinen Pass, einige Stunden Zeit und etwas Nerven.
In England und den USA ist die Übersetzung des Führerscheins übrigens nicht nötig, die glauben einem dort sofort, dass das Dokument aus Deutschland kommt. Es steht ja schließlich was mit "Führer" vorne drauf.
Der deutsche Führerschein ist in Japan aber nicht ganz nutzlos: Weil er sehr amtlich aussieht, wird er gerne kopiert, wenn man einen Mobilfunkvertrag abschließt.

Wenn an die benötigten Unterlagen zusammenhat, dann kann man sich nach Samezu im Ortsteil Shinagawa aufmachen. Die erste Hürde ist schon einmal, dass das Führerscheinamt nur mit dem Auto gut erreichbar ist. - Es ist also im Prinzip wie der Flughafen in München... Der ist auch nur mit dem Flieger gut zu erreichen.

Der Trip beginnt also schon im Nahverkehrszug, der einem nach Samezu, einen Vorort von Tokio bringt. Von dort, darf man sich dann durchfragen... Wenn man nach 2 bis 13 Mal verlaufen noch innerhalb der Öffnungszeiten angekommen ist, dann geht der Spaß richtig los. Als erstes zieht man eine Nummer, wenn man dann am Schalter steht, werden die Dokumente auf Vollständigkeit geprüft, dann wird geprüft, ob das mitgebrachte Passfoto auch klein genug für den Antrag ist. Es darf nämlich nicht größer als ein Daumennagel sein. Unsere Passfotos waren natürlich zu groß... Also mussten wir neue Passfotos machen lassen. Vom Schalterraum im zweiten Stock mussten wir ins erste Stockwerk, beim Eingang neue Passfotos machen lassen. Schon lustig, was herauskommt, wenn man einen Sprachdialog mit einem japanischen Passbildautomaten in seiner Muttersprache führt. Ohne die nette ältere Dame von der Rezeption hätten wir wohl heute noch keine Führerscheine.
Mit den Miniatur-Passbildern ging es dann wieder in den zweiten Stock, den Antrag komplettieren. Dort mussten wir dann per Unterschrift erklären, dass wir noch niemals massgeblich gegen japanische Verkehrsregeln verstoßen haben. Haben wir auch nicht, wie denn auch? Ohne Führerschein geht das ja nicht.
Ich will es nicht zu langatmig machen, man muss noch einen Sehtest ablegen, um den Führerschein zu bekommen. Der Sehtest ist echt lustig: Man muss bei der größten möglichen Abbildung erkennen, zu welcher Seite der Kreis geöffnet ist. Man muss nicht mal durch das Gerät gucken, es reicht schon, auf das Gerät zu gucken. Dann muss man noch drei Farben seiner Wahl erkennen. Wenn Stevie Wonder irgendwann mal hinter dem Steuer eines Autos erwischt wird, dann bestimmt mit einem Führerschein, dessen Sehtest er in Japan gemacht hat.
Ziemlich am Ende muss man noch ein offizielles, amtliches Foto machen lassen. Dafür kann man leider nicht das Foto nehmen, dass man ein paar Stunden vorher dem Automaten im Eingangsbereich abgerungen hat. Dazu gibt es eine eigene Fotostelle im dritten Stock, dort werden die offiziellen Fotos gemacht. - Die Fotomaschine ist auf Japaner justiert, damit mein Gesicht aufs Bild gepasst hat, musste ich mich auf einem Schemel von der Größe eines Pfifferlings sehr weit nach hinten lehnen.... Und dann noch etwas weiter nach hinten.
So sieht das offizielle Passbild in meinem japanischen Führerschein jetzt auch aus. - Wenn irgendwann mal in Deutschland in der Zeitung steht, dass sich ein japanischer Polizist beim Anblick eines Führerscheins totgelacht hat, dann war das meiner.

Kurz und gut, nach nur 3,5 Stunden hatten wir endlich unsere Führerscheine. Das Abenteuer geht jetzt weiter... Der Kauf eines Autos steht an, der Parkplatz, der zu unserer Wohnung gehört, kann ja nicht leer bleiben. - Nächstes Wochenende leider nicht, da kommt Besuch aus Deutschland, der alleine völlig hilflos ist und intensive Betreuung braucht.

Aber ich halte Euch über die Mission "Autokauf" auf dem Laufenden, versprochen.

Eigentlich wollte ich mich ja vor der ganzen Sache mit dem japanischen Führerschein drücken, schließlich habe ich ja diplomatische Immunität. - Aber die ist ziemlich überschätzt... Ich hätte sie nicht mal einsetzen dürfen, um unserem Nachbarn Sonntagmorgens um 8.30 Uhr die elektrische Heckenschere straffrei wegnehmen zu dürfen. Sagt jedenfalls die beste Ehefrau, die ich je hatte.

Ach ja, ein Bild gibt es heute auch noch, es ist auch das Beweisfoto für den Führerschein.















Das ist die Ausstattung an Karten, die sich in acht Wochen Japan angesammelt haben: Führerschein, Alien Registration Card, eine beinahe nutzlose Mehrwertsteuerbefreiungskarte, Rabattkarten für Baumarkt und dem örtlichen Elektromarkt. Ganz unten ist, das ohne das man hier ein Niemand ist: Meine Visitenkarte. Aber zu den Karten später mal mehr...