Sonntag, 17. Juni 2012

Die Schöpfungeschichte zum Sonntag...

... lautet: Am neunten Tag schickte Gott jemanden, der einen Kleiderschrank zusammenbauen konnte.
Endlich.

Lieber Leser,
die Funkstille der letzten Tage lässt sich relativ leicht erklären, wir sind umgezogen. Sogar in mehrfacher Hinsicht. Einmal bin ich wieder in die Welt der Apple-Computer umgezogen, nicht so ganz freiwillig, aber ich bin auch nicht sehr unglücklich. Es ist nämlich praktisch unmöglich, hier vor Ort einen Windows-Rechner zu kaufen, der europäisch sprechen kann und nicht Unsummen kostet. Eigentlich unverständlich, spricht doch beinahe jedes Elektrogerät in Europa asiatisch. Spätestens dann, wenn man bei den Einstellung versehentlich auf den falschen Knopf drückt.
Also habe ich mir einen kleinen Tischcomputer in so einem protzigen Obstladen gekauft, wie er auch bald in Berlin eröffnet wird. Richtig toll ist aber eher der USB-Ventilator, der jetzt neben dem Gerät steht und die schwüle Luft im Raum verteilt.

Da war doch noch was, ach ja...
Der große Umzug. Ich hatte gehofft, dass ich es verdrängen kann. Jetzt werde ich es wohl schreibtherapeutisch bewältigen müssen.
Unser Umzug ist Ende April in Berlin eingepackt worden, in einen Container verladen worden, der Container ist auf ein großes Schiff verladen worden. Das Schiff ist nach Japan gefahren.
Das klingt ungefähr so unromantisch wie die moderne Containerseefahrt wohl auch ist. Kein Aufenthalt im Hafen hat länger als 18 Stunden gedauert, dann war der Kutter wieder auf Kurs Yokohama. Da bleibt nicht viel Zeit für die Seefahrer-Romantik von Spelunken, Schlägereien und Syphilis.

Was aber auch ganz gut ist, so ist unser Umzug pünktlich angekommen, er wurde mit japanischer Präzision umgehend zollamtlich kontrolliert und der lokalen Spedition übergeben. Die übernahm am 7. Juni die Aufgabe, den Inhalt des Containers in unsere Wohnung zu verfrachten und die Möbel dort aufzubauen.
Aber bevor auch nur eine Kiste in unsere Wohnung verbracht wurde, wurden erstmal Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Man wollte ja erstmal nix kaputtmachen... Erstmal.
Kurzerhand wurde der Aufzug in eine Gummizelle verwandelt.



















Dann haben zehn Japaner alles reingetragen, reingerollt und aufgestellt.
Klingt auch wieder genauso unromantisch, wie es gewesen ist.

Am Ende sah alles so aus:














Insgesamt sind es laut Zoll-Liste wohl 270 Packstücke gewesen. Da muss sich aber jemand verzählt haben. So viele Sachen haben wir nämlich nicht. Teilweise hatte ich beim Auspacken auch häufiger mal das Gefühl, dass man uns den falschen Container untergejubelt hat. Ich habe Kartons mit Dingen geöffnet, die ich vorher noch nie gesehen habe. Meistens sind es aber nur Dinge gewesen, die man zum Putzen oder zum Bügeln benutzt.
Dafür hat die beste Ehefrau, die ich je hatte, beim Auspacken häufiger Kochutensilien in der Hand, die ihr völlig fremd waren. Ihre Frage "Wo soll ich den großen ovalen Kochtopf hinstellen?" konnte ich nur mit einem geduldsamen "Das ist kein Kochtopf" beantworten... Und den Gänsebräter anschließend im Küchenschrank ganz hinten versenken. Wir haben nämlich keinen Keller oder Abstellraum, in dem man so etwas lagern kann.

Aber die richtige Herausforderung sollte noch kommen. Die durchschnittlichen Lieferzeiten der deutschen Möbelindustrie sind nämlich vollständig inkompatibel zu den Arbeitsprozessen im "Amt Westerwelle". Kurz gesagt, wir mussten bereits im Januar Möbel bestellen, die in eine Wohnung kommen sollten, die wir erst im März aussuchen konnten.

Es begabt sich also, dass wir schon bei der Wohnungssuche mehrmal angstvoll die Decken der jeweiligen Wohnung betrachtet haben und dachten. "Na hoffentlich passt der Schrank da rein".

Wir hätten uns besser frage sollen: Hoffentlich kann die Umzugsfirma den Schrank auch aufbauen. Sie konnte nämlich nicht. Japanische Umzugsunternehmen können zwar Möbel tragen, aber keine Möbel zusammenbauen.
Außer IKEA-Schränke, die können sie beinahe zusammenbauen. Zusammenhauen wäre wohl die bessere Bezeichnung. Aber IKEA-Schränke sind ja auch keine richtigen Möbel... Til Schwieger ist ja auch kein richtiger Schauspieler... Sondern nur ein Darsteller.

Nach dem Umzugstag stellte sich die Situation so da: Die ganze Wohnung stand mit Kisten voll, die meisten Möbel standen ungefähr dort, wo sie hinsollten. An allen IKEA-Schränken war irgendwo was beim Zusammenbau abgeplatzt. Im Schlafzimmer lagerten viele Kisten mit einem unzusammebaubaren Kleiderschrank. Dahinter stand unser Bett.

Es hat die ganze folgende Woche über gedauert, bis sich endlich eine Innenarchitekten-Firma gefunden hat, die von sich glaubte, den Schrank zusammenbauen zu können. Man braucht in Japan also Innenarchitekten, um einen Kleiderschrank zusammenzubauen...
Ich frage mich in dem Zusammenhang ernsthaft, wenn man hier ruft, wenn man einen neuen Carport braucht? Sir Norman Foster?... "Guten Tag Herr Foster, mein Name ist Ichi. Ich habe gesehen, dass sie in Berlin so eine hübsche Kuppel auf den Reichstag gebaut haben. So etwas hätte ich gerne auf meiner Garage in Setagaya... Ach, Sie haben keine Zeit... Das ist schade... Dann frage ich mal den Herrn Calatrava."

Aber wie schon in der ersten Zeile angedeutet, nach nur neun Tagen und einem nicht unerheblichen Aufpreis steht auch endlich unser Kleiderschrank. Zusammengebaut von zwei japanischen "Interior Designers".

Wir können uns also als einzogen betrachten. Die Kartons sind nämlich auch schon ausgepackt... Wir sind nämlich fleißig gewesen...
Apropos fleißig, nicht vergessen: Am 23. Juni ist "Tag des öffentlichen Dienstes". Für die Lehrer übrigens nur halbtags.

Sonst ist auch noch einiges passiert...
Ich halte Euch auf dem Laufenden, versprochen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen