... hat nichts mit Jahresend-Gebäck zu tun.
Es ist vielmehr ein Beispiel dafür, dass die Japaner nicht nur erstklassiges Sushi und die besten Hybrid-Toyotas der Welt zusammenschrauben können. Dort gibt es auch die nettesten Euphemismen der Welt, in keiner anderen Sprache gibt es so schöne beschönigende Wörter für eigentlich unangenehme Dinge. In Deutschland nennen wir einen großkotzigen Profilneurotiker, der schwächeren Menschen die Hoffnung raubt und sie beleidigt, einfach nur einen "Dieter Bohlen"... In Japan gibt es bestimmt eine schönere Bezeichnung für solche Leute, vielleicht so etwas wie "faltiger Sitzsack, der Exkremente spricht".
Ich habe in Tokyo ein paar schöne Begriffe kennengelernt: Wer weiß, was eine "Geräuschprinzessin" ist, der drückt jetzt bitte drei Mal die Leertaste.
Wer sich darunter eine Königstochter vorstellt, die schlecht singen kann, der hat leider nichts gewonnen. Die Geräuschprinzessin ist nämlich ein Gerät, dass auf fast allen öffentlichen Toiletten in Japan montiert ist. Ein kleiner Kasten, mit einem Knopf und einem Lautsprecher. Drückt man drauf, dann ertönt das Geräusch einer Toilettenspülung. So können peinliche Verdauungsgeräusche übertönt werden, gleichzeitig wird Wasser gespart.
Wirklich clever... Noch angenehmer ist nur noch die beheizte Toilettenbrille.
Wer sich jetzt fragt, wie ich den Bogen von Verdauungsgeräuschen zum Weihnachtsgebäck zurück bekommen will: Das ist einfach. Der "liegengebliebene Weihnachtskuchen" ist nämlich eine wirklich sehr schmeichelnde Umschreibung für den größten Alptraum einer japanischen Mutter. Ein japanischer Weihnachtskuchen muss nämlich bis zum 24. Dezember komplett verzehrt sein. Analog dazu sollte eine Frau in Japan spätestens mit 24 Jahren verheiratet sein. Ist sie das nicht, dann wird sie zu einem "liegengebliebenen Weihnachtskuchen"... Und eine so alte Tochter zu haben, die kein Mann haben will, ist für eine japanische Mutter eine Schande. Ungefähr vergleichbar mit der Schande, die eine Frau bei uns über ihre Familie bringt, wenn sie einen deutschen Fußball-Rekordnationalspieler heiratet.
Eine folgsame Tochter muss also spätestens mit 24 unter der Haube sein und einen Mann finden, der so viel Geld hat, dass es sich lohnt, die Kosten für die Hochzeit (die traditionell die Brauteltern tragen) auszugeben. Wenn die Tochter dann noch eine europäische Hochzeit mit weißem Brautkleid möchte, dann sind die Eltern glücklich. Es ist nämlich billiger, ein weißes Hochzeitskleid zu kaufen, als einen traditionellen Brautkimono zu mieten. Dann ist auch noch eine Hochzeitsreise nach Hawaii drin...
Was mich zur nächsten schönen Wortschöpfung führt: der "Narita-Scheidung". Der Begriff ist selbsterklärend. Die Flitterwochen auf Hawaii sind meistens der erste Zeitraum, den ein Ehepaar gemeinsam verbringt, ein Zusammenziehen vor der Ehe ist nicht üblich. Wenn die Ehefrau also erst während der Flitterwochen merkt, dass ihr Mann in drei Oktaven schnarcht, Zehennägel kaut oder nur Volksmusik auf dem iPod hat, dann muss sie bis zur Rückkehr auf den Flughafen Narita warten, um ihn dort abzuservieren... Wenn eine Frau das macht (es kommt wirklich vor!), dann hat sie danach ungefähr 1,5 Stunden Zeit, sich im Bus nach Tokyo eine Ausrede für ihre Mutter auszudenken.
Man muss aber eins sagen: Der "liegengebliebene Weihnachtskuchen" wird in Japan relativ oft konsumiert, das Durchschnittsalter der Japanerinnen bei ihrer Hochzeit beträgt nämlich 27,2 Jahre. Der durchschnittliche Weihnachtskuchen ist also mit drei Schichten Schokolade überzogen. Das sind aber immer noch drei Schichten weniger als bei uns, Frauen heiraten in Deutschland durchschnittlich mit 30... Es sei denn, die Frau heiratet den bereits erwähnten Rekordnationalspieler.
Kommen wir zur heutigen Abschlußfrage: Was ist der Unterschied zwischen mir und dem Rekordnationalspieler? Er hält die Bild-Zeitung auf dem Laufenden... Ich halte Euch auf dem Laufenden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen