Montag, 21. Mai 2012

Die Freude von tausend Herbsten... Und das alles im Mai.

Was schwerer als Reiner Calmund und hat mehr Schmiere im Haar als Kai Diekmann? - Richtig, ein Sumo-Ringer.
Die Sache mit dem Fett in den Haaren ist aber auch das Enzige, was der Herausgeber der Bild-Zeitung mit einem Sumo-Ringer gemeinsam hat. Ein Sumotori ist nämlich in der Gesellschaft hoch angesehen... Und im Falle von Kai Diekmann will ich nicht ins Detail gehen.

Anlässlich eines krawattenpflichtigen Behördengangs im Mai mit anschließendem Umtrunk haben "die beste Ehefrau, die ich je hatte" und ich Tickets für den Finaltag vom diesjährigen Natsu-Basho bekommen. Das ist ungefähr so, als würde man einem Texaner, der beim Fußball "nur mal gucken" will, ins DFB-Pokalfinale setzen.
Das Natsu-Basho ist das alljährlich stattfindene Frühjahrsturnier der Japanischen Profi-Sumo-Liga. Klingt sportlich, ist es auch. Es ist aber noch mehr, aber dazu später mehr. Vor allem ist es unterhaltsam.
Wenn man Japan auf ein paar Worte reduzieren muss, dann kommen "Sushi", "Sumo" und "Manga" bei mir in die engere Wahl.
Wobei Sushi eine Frage des Geschmacks ist, entweder mag man rohen Fisch auf kaltem pappigen Reis, oder man mag ihn nicht.
Mangas erschließen sich mir noch nicht, ich komme schlicht und einfach mit dem Erzählrythmus der Bildergeschichten nicht klar.

Seit gestern weiß ich, dass Sumo klasse ist, weil es so schön einfach ist:
Zwei Kämpfer versuchen einander aus einem Kreis von 4,55 Meter zu drängen. Man hat verloren, wenn ein Teil des Körpers außerhalb des Kreises den Boden berührt, oder wenn ein anderer Körperteil als die Fußsohlen den Boden im Ring berührt. Es gibt nur eine Runde.
Das ist alles, was man braucht um Sumo zu verstehen. Alles weitere ist Beiwerk. Es gibt kein Abseits, kein Tie-Break und keine Relegation. Dafür gibt es Kämpfe "Mann gegen Mann", große Pokale und Bier im Foyer.

Sumo hat eine lange Geschichte. Es kann gut sein, das es mehr Katholiken als Sumo-Fans gibt, aber dafür läuft die Sumo-Show schon länger.
Der erste Sumo-Kampf soll bereits 23 von Christus stattgefunden haben, man hat also genug Zeit gehabt, einen gewissen zeremoniellen Überbau zu entwickeln. Im Unterschied zur Kirche wird beim Sumo aber nicht mit Weihrauch gewedelt... Und es gibt das bereits erwähnte Bier im Foyer.

















Wenn man diese bunten Fahnen vor der großen Sumo-Halle in Tokyo sieht, dann weiß man, zwei Dinge: Das Basho (Sumo-Turnier) hat begonnen. Und, dass man sich nicht mehr um Tickets kümmern muss, die  wichtigen Tage sind dann nämlich schon ausverkauft.

Die große Sumo-Halle in Ryogoku ist schon an sich beeindruckend, 13.000 Plätze und beste Sicht von allen Plätzen.
















Schon von außen zeigen die Wandgemälde klar und deutlich, was einen ewartet: Männer in knapen Höschen. .. Quasi wie bei den "Chippendales", nur ohne Musik. 














Der ideale Sumo-Ringer hat einen schweren Körper auf möglichst kurzen Beinen, quasi eine Kreuzung aus Tine Wittler und einem Rauhaardackel.

Ich will hier niemanden mit meiner Interpretation von einem Besuch beim Sumo langweilen, wer mal die Möglichkeit hat, der sollte sie ergreifen, es ist ein Erlebnis. Und wenn die einzelnen Rituale und Gesten im normalen Turnier-Ablauf gezeigt werden, dann sind sie auch nicht mehr so klischeehaft.
















Der Herr in der Mitte mit der gezackten Unterhose ist Hakuho Sho, der im Moment einzige aktive Yokozuna, also Sumo-Großmeister. Quasi der Lionel Messi unter den Ringern.
Seine Sekundanten sind links der Schwertträger, er soll durch das Schwert in seiner Hand symbolisieren, dass  sein Meister den Rang eines Samurai bekleidet. Der Sekundant rechts ist der Tsuyuharai, übersetzt bedeutet das "der den Tau wischt".

Der Yokozuna wischt auch, nämlich einmal den Ring mit der weißen Schürze, die vor seinem Bauch hängt. Das sieht dann so aus:















Am knackigen Hintern von Hakuho Sho sieht man, dass er eher der Christano Ronaldo des Sumos ist. Mit Ronaldo und Messi hat er auch die Vorliebe für Models gemeinsam, er ist nämlich mit einem japanischen Model verheiratet.
Die Zeremonie dauert erheblich länger, als der eigentliche Kampf.
















Der ist auch gestern nach ein paar Sekunden zu Ende gewesen. Nämlich nachdem Hakuho Sho seinen Gegner aus dem Ring gedrängt hat. Das sah dann so aus:















Nach diesem Kampf des Großmeisters war das Turnier zu Ende. Der Turniersieger hat einen Haufen Pokale bekommen. Das ist ein anderer Unterschied zum Fußball: Beim Fußball bekommen 11 Spieler einen Pokal. Beim Sumo bekommt der Sieger mindestens elf Pokale.

Er hätte den Bayern am Sonntag also ruhig einen Pokal abgeben können, dann wären die nicht mehr so traurig gewesen. Aber so einen Pokal muss man sich verdienen.

Ach ja, die Überschrift: "Die Freude von tausend Herbsten"... So hat ein japanischer Dramatiker mal den letzten Tag eines Sumo-Turniers bezeichnet. Was er damit genau gemeint hat, weiß ich nicht. Man kann die Freude aber auch verschlafen:













Das soll es vom Sumo gewesen sein, bei uns steht in diesem Jahr noch ein Besuch beim Baseball an.

Darüber halte ich Euch auf dem Laufenden, aber vorher gibt es die Tage noch eine Geschichte von meinem Besuch bei Tora-San... Und was Bier-Bonbons und Richard Gere damit zu tun haben.





1 Kommentar:

  1. ...eine Mischung aus Tine Wittler und einem Rauhhaardackel..., prust.

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