Donnerstag, 10. Mai 2012

Waschen, Föhnen, Aufstehen!

Bevor es losgeht habe ich noch kurz eine Erfolgsmeldung abzugeben: Unser unbegleitetes Gepäck ist endlich da. Nach einer Woche im Paralleluniversum "Golden Week" hat man es geschafft, unsere in Berlin mit allerlei Artikeln aus der Kategorie "Kann man gebrauchen, aber nicht sofort" vollgestopften Kisten zuzustellen. Die Kisten haben dann auch prompt den Eingangsbereich unserer Übergangswohnung zugestellt.
Jetzt ist die Versorgungslage besser, die beste Ehefrau, die ich je hatte, konnte heute Nutella frühstücken, ich habe einen Fortschritt in Sachen Kaffee gemacht. Ich kann jetzt Espresso in einer Mafia-Bombe (Der Fachmann nennt sie "Bialetti") zubereiten. Alles ist gut... Außer dem Wetter, es gewittert gerade.

Ich habe eine Entdeckung gemacht, genauer gesagt habe ich eine Gesetzmäßig in der Faszination von Männern für Technik bemerkt. Sie lässt sich kurz formulieren: "Je mehr LED eine Maschine hat, desto toller wirkt sie auf Männer."
Ich gehe kurz in das Jahr 1974 zurück, meine Eltern haben sich damals wohl von einer allgemeinen Fußball-WM-Hysterie angesteckt, einen Farbfernseher gekauft. Von Telefunken, in weiß. Laut Katalog eigentlich in Elfenbein. Aber diese Farbe kam erst wirklich raus, nachdem das Gerät ein paar Jahre in einem Raum stand, in dem sich regelmäßig Mittelfrequenzraucher aufhielten.
Dieser Fernseher hatte zwei Dinge, die mir im Laufe meiner Kindheit stets präsent waren: Eine ziegelsteingroße und bleischwere Fernbedienung und einen kleinen leuchtenden Punkt am Fernseher rechts unten. Die Fernbedienung war eins der seltenen Geräte, das seine Signale per Ultraschall an die Basisstation weitergab. Diese Signatechnik hatte zur unmittelbaren Folge, dass unser Rauhaardackel immer aus dem Wohnzimmer rannte, wenn man umschaltete. Dauerhaftes Herumzappen hätte den Jagdhund wahrscheinlich komplett aus dem Wohnzimmer ferngehalten. Aber wie sollte man in den 70er zappen? Es gab ja nur drei Programme.
Nicht minder spannend war der rote Leuchtpunkt, er zeigte an, dass der Fernseher aus war. War der Fernseher an, dann leuchtete der Punkt nicht. Eigentlich ziemlich unsinnig, denn ob ein Fernseher an ist oder nicht, konnte man schon damals daran sehen, ob es ein Bild gab oder nicht. Das Gerät war in einem immerwährenden Standby, ganz ausmachen konnte man es nur, in dem man den Stecker zog.
Das hat meine Mutter immer nur dann gemacht, wenn es ein Gewitter gab und gerade im ZDF "Captain Future" lief. - Gewitter und "Tatort" war also kein Grund, den Stecker zu ziehen... Muss an den Zeichentrickbildern gelegen haben.

Eine einzige LED hat mich also meine ganze Kindheit durch fasziniert. Da ist es doch eigentlich nicht erstaunlich, dass ein Gerät mit drei (!) LEDs und einer Fernbedienung mich noch viel mehr fasziniert... Unsere Toilette. Präzise gesagt, es ist nicht nur einfach eine Toilette, es ist ein Washlet. Genauer gesagt, es ist ein Toto S400 Washlet, der Mercedes unter Entsorgungseinrichtungen.
Es hat alles, was das Herz des Boschaftsangehoerigenangehoerigen begehrt... Und es erfüllt genau das Klischee des technikverliebten Japaners.



















Kurz dazu. was das Gerät nicht hat: Es hat keine mechanische Spültaste, das Toto S400 wird vollelektronisch gesteuert.
Nimmt man nun auf dem Gerät Platz, aktiviert ein Infrarotsensor die Heizung. Also nicht die Heizung des Raumes, sondern die der Klobrille.
Eine beheizte Klobrille ist echt praktisch: Wenn man mal nach einem fröhlichen Abend oder dem Genuß von französischen Süßspeisen "Keramik-Bus" fahren muss, oder "nach seinen beiden Freunden Ulf und Rolf ruft", dann kann man sich dazu auf der Klobrille aufstützen und muss niemals an den Unterarmen frieren.
Im Sitzen ist ein beheizter Toilettensitz aber auch recht angenehm.
Kleiner Nachtrag zum Vorgang des Hinsetzens: Entgegen anderslautender Gerüchte muss man auch auf einem Washlet seine Hosen selbstständig herunterziehen. Alle Hosen. Es gibt keine technische Einrichtung, die das für einen erledigt. Jedenfalls nicht beim Toto S400.
Neben dem Sensor für die Toilettensitzheizung sind drei LEDs, die genauso nutzlos sind, wie bei unserem Fernseher.
Spannend wird es nämlich erst mit der Fernbedienung.













Sie ist an der Wand montiert und steuert das Toto S400 fern. Ob die Signaltechnik per Ultraschall funktioniert, weiß ich nicht, ich habe gerade keinen Dackel zur Hand.
Wahrscheinlich aber über WLAN, in einem Land, in dem Getränkeautomaten ihren Warenbestand sebständig per WLAN an die Zentrale melden, wird man mit Sicherheit nicht auf eine 70er-Jahre Technologie zurückgreifen.
Oder über Bluetooth, denn wie der Kenner weiß: Alles wird besser. - Mit Bluetooth.

Die beiden oberen, den anderen Tasten Schatten spendenden Bedienelemente sind die Tasten, die die Spülung auslösen. Getrennt nach Auftragsvolumen... Also eine Taste fürs große Geschäft, eine fürs kleine Geschäft.
Doch bevor man diese Tasten in Betreib nimmt, muss man für die Reinlichkeit sorgen. Das Toto S400 setzt sich für den Artenschutz ein, es macht das Toilettenpapier überflüssig... Also bleibt mehr Holz für die Biber dieser Welt.
Durch Druck auf die runde blaue Taste fährt eine Düse aus ihrer kleinen Garage unter dem beheizten Toilettensitz und sorgt für Reinlichkeit an der Stelle, die sich die Beamten nach landläufiger Meinung gerne breitsitzen. Der Spülstrahl lässt sich mehrfach verstellen: Man kann die Intensität des Strahls an den Hoch und Runter-Tasten links verändern. Das Spektrum reicht hierbei von "Kommt gerade mal knapp nach oben" bis "Einlauf". Falls man das Toto S400 benutzt, anatomisch aber etwas verbaut ist, kann man mit der rechten Verstelleinheit den Anstellwinkel des Reinigungsstrahls optimieren. Die eckige blaue Taste läst den Reinigungsstrahl leicht den Winkel verändern, falls mal mehr Fläche zu reinigen ist.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass das TotoS400 nicht selbständig erkennt, wenn der Reinigungsprozess zu beenden ist. Das muss der User übernehmen.
Danach müssen die feuchten aber sauberen Stellen getrocknet werden. Das erfolgt durch das Einblasen von Warmluft in den Schüsselbereich. Natürlich auf Knopfdruck. Dafür gibt es die braune Taste ganz rechts. Das Einblasen erfolgt sehr sanft, so will man verhindern, dass leichte Japanerinnen versehentlich vom Thron geweht werden könnten.
Wenn der Hintern trocken ist, dann kann die ganze Prozedur durch Druck auf die Stop-Taste ganz links beendet werden.

Die beiden rosafarbenen Tasten habe ich nicht probiert, sie steuern die Bidet-Funktion. Ich habe Angst, dass mir das Toto S400 wehtut.
Washlets sind generell sehr bedienerfreundlich, man darf nur einen Fehler nicht machen: Man darf keine Knöpfe drücken, während man nicht auf dem beheizten Toilettensitz sitzt. Sonst gibt es eine Überschwemmung.

Wenn man sich an den Knöpfen des Toto S400 die Finger schmutzig gemacht hat, dann kann man sich natürlich danach die Hände waschen, oben auf dem Spülkasten ist ein kleines Waschbecken eingelassen. Drückt man die Spülung, läuft sofort Wasser in den Spülkasten nach, das vorher zum Händewaschen zur Verfügung steht. So spart man platzverbrauchende Handwaschbecken. Und man spült mit gebrauchtem Handwaschwasser.

Wenn alles erledigt ist, dann ist es Zeit, vom Toto S400 Abschied zu nehmen... Heraus in eine kalte, grausame Welt.
Ach ja, ganz wichtig, nicht vergessen: Hosen hochziehen!

Wir haben in unsere Wohnung außerdem noch einen vollständig begehbaren Wäschetrockner mit Innenspiegel und integrierter Dusche. Darüber berichte ich auch noch. Versprochen.

Ich halte Euch auf dem Laufenden...

1 Kommentar:

  1. Ich hab die blaue Taste wieder völlig anders interpretiert. Sieht aus wie die Mädchentaste (nackte Frau).
    Auf der rosa Taste finde ich niedlich, wie der Person das Haar hoch weht. Sieht irgendwie rasant aus.

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