Mittwoch, 26. Oktober 2011

Ich habe es wenigstens versucht...

Ich war gewarnt, man hatte es mir vorher gesagt.
Es ist laut, unübersichtlich, man kapiert die Regeln nicht und Nicht-Japanern erschließt sich die Faszination nicht. Ich spreche jetzt nicht vom 5-Day Test Cricket zwischen Neuseeland und den West Indies, sondern vom Pachinko.
Pachinko lässt sich am einfachsten so beschreiben: Ein Japaner sitzt vor einem kleinen Fernseher, der in einen hochkant stehenden Flipper eingebaut ist, guckt Zeichentrickfilme und schießt tonnenweise kleine Stahlkugel durch einen Hindernis-Parcour. Dabei ist es furchtbar laut und alle rauchen.
Pachinko ist eins der wenigen in Japan zugelassenen Glückspiele. Die Japaner sind ja im direkten Vergleich zu anderen Asiaten etwas aus der Art geschlagen.
Während Hongkong-Chinesen und Makaken (oder wie die Einwohner von Macao auch immer heißen) ja grundsätzlich bereit sind, auf die Härte ihres Mittelstrahls zu wetten (jedenfalls wenn die Quote stimmt), sind Japaner da etwas zurückhaltener. Geldgewinne sind ohnehin beim Pachinko verboten. Man gewinnt also kein Bargeld, sondern kleine Sachpreise mit einem Wert von maximal 10.000 Yen. Der beliebteste Gewinn ist übrigens der kleine Goldbarren für 10.000 Yen, den man in einem Geschäfft, das es ganz zufällig immer in der Nähe von diesen Pachinko-Hallen gibt, in Bargeld umtauschen kann. Man kann übrigens beliebig viele von diesen Goldbarren gewinnen.
Wenn man sagt, dass Pachinko in Japan populär ist, dann ist das so untertrieben, als ob man behaupten würde, dass sich ein paar Deutsche ein wenig für Fußball interessieren.
Statistisch gesehen geht jeder 8. Japaner regelmäßig Pachinko spielen, dabei werden 250 Milliarden Euro ausgegeben. Das ist mehr als der aktuelle deutsche Bürgschaftsanteil am Euro-Rettungsschirm. Und wahrscheinlich sind beim Pachinko die Gewinnchancen auch noch viel besser.
Es ist also eine riesige Industrie, die in ganz Japan 16.000 Pachinko-Hallen betreibt und es sich leisten kann, Nicolas Cage als Werbestar zu verpflichten. Aber wer sich mal "Stadt der Engel" im Kino angucken musste, der weiß, dass Nicolas Cage für Geld alles macht... Also auch Pachinko-Werbung.
Hier der Beweis:


Ich wollte mir selber ein Bild machen, deshalb bin ich heute mal in so eine Pachinko-Halle reingegangen... Und nach großzügig geschätzen 28,4 Sekunden wieder draußen gewesen. Die Geräuschkulisse entspricht ungefähr einer Formel-1-Boxengasse, nur in laut und ohne Ohrenschützer. Ständig blinkt und blitzt es irgendwo. Und mittendrin sitzen Durchschnitts-Japaner mit verkniffenem Gesichtsausdruck vor den Maschinen und verzocken kleine Kugeln. Und rauchen dabei.
Vielleicht gibt es ja auch irgendwo einen Nichtraucher-Bereich, aber ich werde es wohl nicht mehr herausfinden.

Denn zum Thema "Pachinko" halte ich Euch nicht mehr auf dem Laufenden... Es ist mir einfach zu laut.

Aber keine Sorge, mir gehen die Themen schon nicht aus. Ich habe mir zum Beispiel zum Trost nach dem Besuch in der Pachinko-Halle eine Schachtel grünes KitKat gekauft und werde es gleich verkosten. Darüber halte ich Euch gerne auf dem Laufenden...

1 Kommentar:

  1. So ganz weit weg von den deutschen Spielhö/allen ist das ja auch nicht - ich war neulich mal in einer, weil sie die Toilette zur nebenan liegenden Imbissbude beherbergte und musste mir dann erstmal einen Weg durch eine scheinbar feste Wand aus abgestandenem Tabakrauch graben.
    Verkniffene Typen aber auch hier, halt nur keine Japaner und statt der Kugeln wurden eben 10-Euro-Scheine verzockt.

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