Samstag, 13. Juni 2009

Der Schlund zur Hölle




Ich erwähnte ja bereits mehrmals unsere Wohnung, sie ist eine Dienstwohnung des AA.
Was praktisch bedeutet, dass sie immer wieder von Leuten genutzt wird, die sich nicht dauerhaft in Kairo aufhalten, aber doch zu lange, um sie in einem Hotel einzuquartieren.
Typischerweise sind das Anwärter für die Beamtenlaufbahn im gehobenen Dienst, also für das, was Petra macht. In der Visafabrik am Fließband stehen und bunte Aufkleber in Pässe kleben.
Die bleiben dann 6-9 Monate an der Botschaft, und kriegen dort den beruflichen Feinschliff.
Was sie dort allerdings nicht bekommen, ist eine allgemeine Unterweisung in Haushaltsführung. Das sieht man der Wohnung an einigen kleinen Stellen an.
Die Wohnung ist aber nicht für verhuschte Anwärter des öffentlichen Dienstes auf Beamtenlandverschickung konzipiert worden, sondern für eine ganz normale Kairoer Familie. Aus der Kairoer Oberschicht. Die Wohnung hat eine Klimaanlage in jedem Zimmer. Nur nicht in der Küche, wozu auch? Da hält sich das Personal auf, und Personal braucht keine Klimaanlage. Das Personal schwitzt nämlich nicht. Diesen Anforderungen werde ich natürlich nicht gerecht. Ich darf trotzdem bleiben.
Das Personal benutzt auch nicht die Wohnungstür, aber es benutzt den Aufzug.
In der unklimatiserten Küche gibt es eine weiße Tür, präzise gibt es zwei weiße Türen, eine für den Einbauschrank und "die" weiße Tür. Siehe Bild.
Diese Tür findet man in diversen Mythologien dieser Welt wieder, als Höllenpforte oder ähnliches. Nimmt man all seinen Mut zusammen, öffnet die zwei Riegel, dreht an dem Türknauf und zieht...
Dann klemmt die Tür.
Man muss schon sehr kräftig ziehen. Eigentlich ein Fall für einen Werkzeugägypter.
Wenn man die Tür aufgeschoben hat, dann kann man einen Blick auf den Höllenschlund werfen. Manche sagen auch Müllschlucker dazu.
Wenn er aber so aussieht, wie unserer, dann ist der Begriff Höllenschlund wohl passender. Dort wirft man seinen Müll rein. Man sollte aufpassen, dass das eingeworfene Objekt erstens nicht zu sperrig und zweitens nicht zu leicht ist.
Ich habe in den ersten Tagen den Anfängerfehler gemacht, und eine stabile Papiertüte mit etwas Papier eingeworfen. Prompt hat die Tüte sich verkeilt und den Absturz verweigert. Die Verstopfung wurde von mir selbst beseitigt. Durch den Einwurf einer vollen Flasche Aceto Balsamico eines Vormieters. Hätte das nicht geholfen, dann hätte ich die Porzellanbestände aus der DDR-Botschaft einsetzen müssen.
Aber das hätte bestimmt Ärger mit Petra gegeben.
Ich bin nicht der einzige, der Verstopfungen verursacht. Man merkt es immer, wenn die Einwurfgeräusche nicht lange genug erklingen.
Verstopfungen werden bestimmt professionell durch den Einwurf einer Bowlingkugel im obersten Stock beseitigt.
Alles was auf den Bildern wie Dreck aussieht, das ist auch welcher.
Wenn man rechts und links neben den Höllenschlund schaut, dann sieht man die Treppe und den Personalaufzug. Damit das Personal pünktlich erscheinen kann und nicht im schlimmsten Fall bis in den 11. Stock laufen muss.
Ich würden den Aufzug nicht benutzen, obwohl er sicher auch in unserem Stockwerk hält, und wir nicht eine Etage herunterlaufen müssten.
Wer mich kennt, der weiß um meine Höhenangst, und kann das dritte Bild entsprechend würdigen. Ich habe all meinen Mut zusammengenommen, und die Kamera ohne zu gucken über die Brüstung gehalten und abgedrückt.

Wer also einmal einen Beamten des Auswärtigen Amtes trifft, der den Müll nicht rausbringen kann, dann hat er seine Ausbildung bestimmt in Kairo gemacht.

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