Von einem, der im staatlichen Auftrag in die Welt verschleppt wurde. Und Spaß daran hat.
Donnerstag, 25. Juni 2009
Die Stadt und der Müll
In Berlin, Prenzlauer Berg wurde jetzt das erste Grillverbot verhängt. Anwohner hatten sich über Lärm nach Mitternacht, Qualm und liegengelassenen Müll beklagt.
Es ist doch völlig klar, dass die zugewanderten Schwaben, die hier in Berlin sitzen, irgendwas mit Medien arbeiten, drei Kinder mit insgesamt 16 Vornamen und 4 Bindestrichen haben, ein Recht auf absolute Stille nach 22. 00 Uhr haben. Darf es noch die Einführung der Kehrwoche sein?
Liebe nach der Wende Zugereiste: Wenn ihr Euch darüber ärgert, dass Ihr Euch eine überteuerte, schlecht sanierte Altbauwohnung in einem "Szenekiez" habt andrehen lassen, dann lasst Euren Zorn gefälligst nicht an den Nutzern der Grünanlagen aus.
Ihr hättet mal auf Eure Mutter hören sollen und Lehrer an der Berufsschule in Balingen werden sollen. Das ist was Sicheres, und da geht nach 20 Uhr keiner mehr auf die Strasse. Vor allem seit es beim Daimler Kurzarbeit gibt.
Ich hätte diese Geschichte schon in Berlin lächerlich gefunden, aber aus dem Kairoer Blickwinkel
ist sie geradezu absurd.
Es gibt hier keine geräuschlosen Klimaanlagen, warum auch? Wenn man vom leichten Brummen der Klimaanlage in den Schlaf getragen wird, dann hört man das Hupen der Autos nicht mehr.
Qualm, Geruch und Smog sind Kairo, Kairo ist Qualm, Geruch und Smog. Es gibt zwar Regeln für LKWs, die nur in der Nacht in die Stadt dürfen. Aber das verlagert die Grobstaubbelastung nur in die Nacht. Wenn Kairo nicht so günstig im Nildelta liegen würde, dass es fast nie windstill ist, dann wäre diese Stadt schon zu Sadats Zeiten erstickt.
Müll ist ein unendliches Thema. Ich könnte mir einreden, dass unser Schlund zu Hölle direkt in den Mittelpunkt der Erde führt und unser Müll dort direkt vom heissen Erdinneren verflüssigt wird. Dann quillt er in Italien wieder an die Erdoberfläche und erfreut dort die Touristen beim nächsten Ausbruch des Ätna.
Leider ist es nicht so. Vielleicht ist das Thema Müll in Kairo wirklich das größte Problem, das diese Stadt hat.
Es gibt keine Müllentsorgung. Jedenfalls im klassischen Sinn, dass der gesamte Müll in der Stadt eingesammelt und entsorgt wird.
Es gibt Müllmenschen, die den Müll, der Häuser einsammeln. Die nehmen aber nicht den Müll mit, der auf der Strasse liegt. Den Müll auf der Strasse sammeln andere ein. Aber auch nicht allen Müll in allen Strassen.
Wir sehen diese Menschen abends über die Strassen wuseln, sie haben grosse Kunststoffsäcke, in diesen Säcke wird der Müll grob vorsortiert. Nachts wird der Müll dann abgeholt. Angeblich mit Eselkarren. Aber wahrscheinlich auch schon mit LKWs.
Der Müll wird von diesen Müllmenschen als Rohstoff betrachtet. Es sind meist Kopten, sie halten Schweine, die mit dem Müll gefüttert werden. Die Schweinegrippe-Paranoia hat in Kairo dazu geführt, dass alle Schweine die diese Menschen hatten getötet wurden. Jetzt werden wieder neue Schweine gezüchtet, die dann weiter den Müll fressen.
Die hygienischen Bedingungen in denen diese Menschen leben, sind wohl haarsträubend.
Ein Kairoer Hausbesitzer muss dafür bezahlen, dass sein Müll von den Kopten abgeholt wird. Das Geld treibt der Bawab bei den Bewohnern ein. Je wertvoller der Müll für den Einsammelnden ist, desto günstiger wird es. Umsonst ist es trotzdem nie.
Je besser das Wohnviertel, desto höher ist der Anteil an wertvollen Stoffen im Müll, desto besser ist die Qualität der Entsorgung. Der Müll wird also nur irgendwo weggeholt, wo es sich lohnt.
Jeder Kairoer Ladenbesitzer oder Bawab fühlt sich dafür zuständig, dass vor seinem Haus kein Müll liegt, also liegt der Müll auf der Strasse, in Ecken, auf leeren Grundstücken, im Nil oder dort wo der Wind ihn hinträgt.
Selbst an den Pyramiden gibt es solche Dreckecken.
Wenn Müll ein Rohstoff ist, dann sind die Ägypter die Ölscheichs des nächsten Jahrhunderts.
Liebe Anwohner von Prenzlberg, die ihr gegen die Griller geklagt habt, kommt nach Kairo, schaut Euch um. Lernt Gelassenheit oder werdet wahnsinnig. Wenn Ihr wahnsinnig werdet, dann fliegt Euchg der ADAC in die Nervenklinik in Tübingen. Da ist es dann schön ruhig.
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Hallöle,
AntwortenLöschennein kein Schwabe meldet sich zu Wort..
Danke für die Infos, es läuft also in Bezug auf die Müllentsorgung fast noch alles so wie in den 80er Jahren, als ich die Arbeit eines Studenten zu diesem Thema betreute. Sogenannte Twinning-Projekte unter deutscher Beteiligung sind in Vorbereitung für Ägypten/Kairo, aber das Beharrungsvermögen der Ägypter dürfte auch diesen Belehrungsversuch überdauern..
Grüße Rüdiger und Iswing