Von einem, der im staatlichen Auftrag in die Welt verschleppt wurde. Und Spaß daran hat.
Samstag, 20. Juni 2009
Plattfuß am Nil,
so lautet der Titel eines Filmes mit dem italienischen Charakterschauspieler Carlo Pedersoli, in Deutschland unter seinem Künstlernamen "Bud Spencer" bekannt.
Der Titel trifft aber auch den zweiten Teil unserer heutigen Aktivitäten, wir kamen aus der Pyramidenwüste heraus, hatten kein Taxi, Durst und waren uns noch nicht ganz sicher, was wir als nächstes anstellen sollten. Also gingen wir mit der von uns so vortrefflich verinnerlichten "mal schauen-Haltung" die Dattelpalmenstraße entlang, Richtung Hauptstraße. Auf der Dattelpalmenstraße gab es Dattelpalmenhaine, einen Kiosk und einige "Carpet Schools". Carpet Schools sind das ägyptische Äquivalent zur Kaffeefahrt, alle Busse, die aus Sakarra kommen, machen dort einen Stop. Das übliche Muster, Bus hält an, man zeigt den staunenden Touristen einen Webstuhl, vor dem ein Webstuhlägypter sitzt. Dann haben die Touristen die Möglichkeit "preiswert" Teppiche zu kaufen. Und der Bus fährt erst weiter, wenn genug Teppiche verkauft wurden.
Wenn der Bus weg ist, dann steht der Webstuhlägypter auf, raucht und trinkt Tee. Bis der nächste Bus kommt. Oder der Spediteur, der die neuen Teppiche aus Indien liefert.
Nachdem wir die 9. Carpet School passiert hatten, kamen wir an der Haupstrasse an. Die Kreuzung hat keinen Namen, für den weiteren Fortgang des Tages braucht sie aber einen. Ich nehme jetzt einfach "Platz der Entscheidung".
Hier entschieden wir uns nämlich während wir im Schatten saßen, dass Petra noch gerne nach Memphis möchte.
Kein Problem, der Reiseführer gibt ja klare Informationen, Memphis liegt nur knapp 1,5 Kilometer entfernt. Die Strasse runter, dann links ab, kurz hinter dem Dorf.
Ich hätte den Platz auch "Platz des gerissenen Ärmels" nennen können. Beim "in den Schatten setzen" habe ich mir nämlich einen Riss im Ärmel meines Polohemdes geholt. Reparatur zwecklos.
Von hier an schreibe ich mit lauter Stimme:
Liebe Redaktion von "Lonely Planet - Egypt": Wenn Ihr schon keine Ahnung habt, wie weit etwas voneinander entfent ist, dann malt gefällligst keine Kilometerangaben auf die Karten in Euren Kack-Reiseführer. Es könnte nämlich tatsächlich mal sein, dass jemand das glaubt, was Ihr da reinschreibt.
Jetzt wieder leiser.
Der Verkehr auf dieser Überlandstrasse ist wirklich spannend, vom Eselkarren bis zum Sattelschlepper zog alles an uns vorbei. Alles fuhr auch im gleichen Abstand an uns vorbei. Nach ungefähr 3 Kilometern kam der Abzweig, wir liefen dann noch einmal 3 Kilometer durch ein spannendes ägyptisches Strassendorf. Es war wie in Kairo, nur nicht so voll. Und ohne Bürgersteige. Dafür hatten wir Sensationscharakter. Als humpelnde Aliens, die flüssigen Stickstoff husten, hätten wir auch nicht mehr Aufmerksamkeit erregt.
Mütter konnten ihren Kindern endlich zeigen, wie die Menschen aussehen, die in den Klimatisierten Bussen sitzen und die Strass herunter fahren. Viele Ägypter werden sich wahrscheinlich gefragt haben, was mit unserem Reisebus passiert ist. Eine Überlegung dürfte der Realität am Nächsten kommen: wir wollten in einer "Carpet School" nichts kaufen, und sind deshalb von der Gruppe ausgeschlossen worden.
Das Einzige, was mich sicher machte, das wir nicht falsch waren, das war die Tatsache, dass uns regelmässig Touristenbusse entgegenkamen.
Wir hatten auch die Möglichkeit, die örtliche Müllhalde zu inspizieren, sie liegt wirklich sehr idyllisch. Direkt in einem Palmenhain. (Für Rüdiger: Ja, ich habe Bilder gemacht)
Irgendwann hielt ein Pickup-Truck neben uns, der selbst für ägyptische Verhältnisse nur bedingt verkehrstüchtig erschien. Ein Pickup-Truckägypter fragte uns, wo wir hinwollten, wir sagten Memphis. Er sprach nicht viel Englisch, aber genug um uns klar zu machen, dass wir zwar falsch seien, aber nicht sehr falsch. Er war aber nicht in der Lage uns zu erklären, wie wir richtig laufen müssten. Also sprach er: Come in, bring you, no money.
Wir hatten vor einem knappen Kilometer eine nicht ausgeschilderte Abfahrt übersehen. Der Pickuptruck-Ägypter befragte uns, wo wir herkämen. Währenddessen beobachtete ich, durch ein Loch im Bodenblech, den Asphalt unter uns vorbeiziehen.
Nach 500 Metern setzte er uns an einer Kreuzung ab, wir hatten noch 300 Meter Fußweg, dann kamen wir nach Memphis. In der Mittagshitze, gefühlte 60, realistische 40 Grad.
Die Toristenbusse aus den "Carpet Schools" waren auch schon da.
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