Tarek hat keinen großen Bruder, der Vater heißt deshalb "Abou Tarek". Würde Tarek Karl-Heinz heißen, sein Vater hieße "Abou Karl-Heinz". Damit ist das Prinzip der arabischen Beinamen erklärt, der Vater gibt sich als Beinamen immer "Abou" und den Namen des ältesten Sohnes.
Mädchen zählen hierbei nicht, "Abou Hannelore" klingt auch doof.
Es soll hier aber auch nicht um Tarek gehen, sondern um seinen Vater, den erwähnten "Abou Tarek". Er ist der König des Koshary, sein Restaurant in Downtown Cairo ist berühmt für seine Tomatensauce.
Mit diesem Informationen aus einen Reiseführer sind Petra und ich heute abend in ein neues kulinarisches Abenteuer gestolpert. Wir haben die Adresse auf dem Stadtplan herausgesucht, wir hatten ungefähr eine Vorstellung wo es ist, nämlich in einer Nebenstraße von der Talaat Harb Street. Das ist eine der Haupteinkaufsstraßen in dem französisch angehauchten Kairo.
Also haben wir uns in Zamalek ein Taxi gegriffen, kurz mit dem Fahrer gehandelt. Wobei das Handeln gar nicht so anstrengend war, wir hatten eine ungefähre Preisvorstellung, die wahrscheinlich für Kairoer immer noch zu hoch wäre, aber wir konnten damit leben. Für 10 ägyptische Pfund hat er uns in den Nachbarbezirk an unser Ziel gebracht. Von dort hatte ich mir den Weg laut Stadtplan gemerkt. Jetzt wurde es spannend, die Seitenstraße entpuppte sich als eine Strasse in der es nur Autozubehör, Ersatzteile und Werkstätten gab. Neonwerbung für Kugellager und Zündkerzen an den Geschäften, Reifenstapel auf den Gehwegen. Mechaniker schrauben auf der Straße an den Autos.
Hätten uns Pauschaltouristen verfolgt, sie wären jetzt abgedreht und zu McDonalds gegangen.
An der nächsten Ecke musste es sein "Abou Tarek - Koshary and Sweets". Und da war es auch. So mit Neon beleuchtet, dass es die Flugzeuge bestimmt zum Landeanflug auf den Kairoer Flughafen mitbenutzen. Das Restaurant nahm das ganze Haus ein, im Erdgeschoß gab es alles "to go", im ersten Stock gab es Sitzplätze. Im ersten Stock sollten wir aber nicht Platz nehmen, sondern in den zweiten Stock weiter. Dort gäbe es nämlich einen Kellner, der Englisch sprechen würde.
Wir realisierten nämlich gerade, das wir mal wieder die einzigen Europäer waren. Also in den zweiten Stock, und Platz genommen.
Die Einrichtung kann man am ehesten als "Arabic-Las-Vegas-Style" bezeichnen. Schwarz-Weißer Marmor an Boden und Decke, Graue Plastiktische und Stühle, ein riesiger Deckenleuchter mit Glaskugeln, Modell "Russisch-Neureich" darunter ein Springbrunnen ohne Wasser. Im ganzen Restaurant war es heller als auf einem Zahnarztstuhl.
Wir nahmen an einem 6er-Tisch Platz. Wasser aus Edelstahlkrügen gibt es gratis, nur die Softdrinks müssen bezahlt werden. Jede Frage nach alkoholischen Getränken ist ohnehin hinfällig.
Probleme mit der Speisekarte hatten wir keine, es gab nämlich keine. Es gibt dort nur ein Gericht: Koshary. Das macht die Auswahl einfach, wir haben einfach zwei Portionen "Koshary Special" bestellt. Nach einer Minute hatten wir unsere Getränke, eine weitere Minute später unser Essen. Koshary ist ein Tellergericht, bestehend aus: kurzen Makkaroni und Spaghetti sowie Linsen. Dazu kommt separat eine kleine Schale mit Kichererbsen und eine mit Röstzwiebeln. Und dann die Tomatensauce, für die "Abou Tarek" berühmt ist.
Auf den Tischen steht Essig und scharfe Sauce. Man mischt alles miteinander, hat kurz Bedenken, ob es denn schmeckt. Dann guckt man auf den Teller und fragt sich, ob man davon satt wird. Beide Fragen kann man kurz darauf bejahen.
Als Nachtisch gab es "Reis-Pudding". Eigentlich waren wir schon satt, wollten es aber probieren, also eine Portion mit zwei Löffeln. Auch lecker.
Um uns herum saßen ägyptische Großfamilien. Soo groß, dass sie mehrere 6er Tische belegten. Einen Tisch für Erwachsene, einen für die Jungs, einen für die Mädchen.
Die absolute Überraschung sollte aber noch kommen, nämlich die Rechnug. Der ganze Spaß hat 28 ägyptische Pfund gekostet, mit den Softdrinks. Das sind 3,64 €.
Zurück haben wir dann einen Spaziergang gemacht, zuerst durch das absolute Gewusel der Einkaufsstraße in Downtown. Dann in unser Lieblingsverkehrsmittel, eine Station mit der Metro. Dann einen Spaziergang entlang der Uferpromenade von Zamalek zurück nach Hause.
Mit der Taxifahrt und der U-Bahn zurück hat der Spaß knapp 6,50€ gekostet. Dafür gibt es bei den Raubrittern im Marriott nicht einmal ein Bier.
Bei den Pyramiden waren wir heute auch noch, aber das ist eine noch längere Geschichte. Die gibt es morgen.
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